Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Moralisten

Titel: Die Moralisten
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
abgesehen von der eigenen, die Sicherheit der anderen gefährdet.««
    »Diese Regel habe ich nicht durchbrochen«, sagte Cesare rasch. »Jedenfalls nur auf Wunsch der Gesellschaft, um
    bestimmte Mitglieder zu beschützen.«
    Emilio sprach geduldig weiter, wie zu einem Kind. »Gewiß ist es bedauerlich, aber - deine Mitwisserschaft setzt uns nun das Messer an die Kehle. Du wirst nämlich bereits von der Polizei verdächtigt, und falls die von dem, was du weißt, irgendwie erfahren sollte.« Er ließ den Satz unvollendet.
    »Von mir werden sie nichts erfahren«, sagte Cesare. »Ich glaube das«, erklärte Emilio, »aber sollten wir beide uns da irren, so würde ungeheurer Schaden angerichtet. Die übrigen Mitglieder haben nicht das gleiche Vertrauen wie du und ich.«
    »Und warum nicht?« forschte Cesare. »Ich habe doch meinen Schwur gehalten und verlange von ihnen überhaupt nichts.«
    »Das ist es ja gerade«, sagte Emilio rasch. »Eben das macht ihnen Sorge. Ein Mann, der nichts verlangt, hat nichts, was er schützen müßte, meinen sie. Du bist nicht zu vergleichen mit Dandy Nick oder mit Big Dutch und Allie Fargo, die du schon aus dem Wege geräumt hast. Die hatten allen Anlaß, der Gesellschaft treu zu bleiben. Sie hatten etwas zu beschützen, und sie brachten der Gesellschaft Gewinn. Während du, mein Neffe, für uns weder Profit noch sonst etwas Produktives beisteuerst. Du bist ein Dilletant. Dir geht es wie einem Jungen nur um Abenteuer und Gefahr.«
    »Also fordern sie wegen Dandy Nick meinen Tod?« fragte Cesare.
    Emilio sah ihn an und hob mit einer hilflosen Geste die Hände. »Aus dem Grunde mußt du jetzt deinen Schwur halten.«
    Luke bemerkte eine Bewegung hinter dem Vorhang und schrie, plötzlich in furchtbarer Angst: »Cesare, paß auf!«
    Er wirbelte so rasch herum, daß sie gar nicht wahrnahm, wie das Stilett aus seiner Hand flog. Es fuhr durch den Vorhang und durchbohrte den dahinter versteckten Mann. Er packte den Stoff und riß ihn im Sturz mit sich. Neben Luke fiel eine Pistole zu Boden.
    Cesare kniete sofort neben dem Mann und zerrte ihm den Vorhangstoff vom Gesicht. »Nun ist nach eurem Gesetz keiner mehr da, der von mir bedroht wird!«
    »Doch, einer noch, mein Neffe«, sagte Emilio sanft.
    Cesare starrte ihn an. »Und wer ist das, mein Onkel?«
    Emilio hatte plötzlich eine Pistole in der Hand. »Ich«, sagte er ruhig, den Finger am Abzug. Eigentlich ein Jammer, dachte er. Cesare hätte einer der ganz Großen werden können, einer der Dons.
    Während er noch darüber nachgrübelte, entging ihm, wie Luke Nichols die Pistole vom Boden aufhob und abdrückte. Die Wucht des aus so geringer Entfernung in seine Schulter einschlagenden Geschosses warf ihn rückwärts vom Stuhl, und die Pistole flog ihm aus der Hand.
    Im selben Moment hatte sich Cesare schon auf ihn gestürzt, das Stilett hoch über seinem Kopf schwingend.
    »Nein, nein!« schrie Matteo. »Ich werde mit dem Vorstand reden! Sie werden auf mich hören!«
    Cesare lachte höhnisch. »Zu spät, mein Onkel! Eure eigenen Regeln sprechen dein Urteil. Wenn du tot bist, bin ich frei.«
    Erstarrt vor Grauen sah Luke, wie die Klinge immer wieder in Emilios Körper hinabstieß. »Halt, halt, Cesare!« rief sie. »Hör auf, bitte.«
    Langsam richtete sich Cesare auf. Er ging auf sie zu, das wilde Funkeln seiner Augen erlosch, die wie vom Wahnsinn verzerrten Züge glätteten sich, und schon lächelte er wieder, nahm sie beim Arm und öffnete die Tür. Er warf noch einen Blick in das Zimmer zurück und sagte mit leisem Lachen zu ihr: »Weißt du, er begann sich einzubilden, er sei wirklich mein Onkel!«
    Als sie in seine Wohnung kamen, setzte er sich gleich an den Schreibtisch, schob den Stapel Postsachen beiseite, holte ein
    Scheckheft hervor und schrieb.
    Luke stellte sich hinter ihn und fing an, sanft seinen Nacken zu massieren. »Es ist schön, wieder daheim zu sein«, sagte sie leise.
    Er hatte den Scheck ausgeschrieben, drehte sich herum und hielt ihn ihr hin. »Hier«, sagte er schroff.
    Sie hörte auf, ihn zu massieren, und fragte erstaunt: »Was ist damit?«
    Seine Stimme war kalt, die Augen wie die eines Fremden, als er antwortete: »Du sagtest, daß du gern wieder einen Ferrari haben willst. Nun kannst du deine Sachen packen und verschwinden.«
    Fassungslos sah sie ihn an. »Du denkst.« Für Sekunden versagte ihre Stimme. »Du denkst, ich sei deshalb bei dir geblieben?«
    Er stand vom Stuhl auf, ging achtlos an ihr vorbei zur Hausbar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher