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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten
Autoren: Unbekannter Autor
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technischen Mitarbeiter.
    Der schüttelte den Kopf. »Nein, der Mann hat zu schnell und zu wenig gesprochen.«
    Ileana rief noch einmal: »Cesare?«
    Baker ergriff den Hörer vom zweiten Apparat auf seinem Tisch. »Er hat aufgehängt, Baronin.«
    Jetzt kam ihre Stimme ihm ängstlich vor, als sie fragte: »Habe ich’s richtig gemacht, Mr. Baker? Ich habe ihn doch am Apparat festgehalten, solange es ging, nicht wahr?«
    »Sie haben’s sehr gut gemacht, Baronin«, sagte er zuversichtlicher, als er sich fühlte. »Wir sind im Bilde.« Er legte den Hörer auf und sagte zu dem Techniker: »Besten Dank. Sie können jetzt Schluß machen.«
    »Bestimmt werden wir etwas erreichen, wenn er morgen aus seinem Schlupfwinkel kommt«, meinte der Beamte.
    »Was denn?« fragte Baker.
    »Er hat doch die Frau ins Ausland geschickt, um eine Nachricht für ihn zu holen.«
    »Na und?« Baker lächelte. »Das ist doch nicht gesetzwidrig.« Der Detektiv ging kopfschüttelnd hinaus. Baker wandte sich Captain Strang zu, der ihm am Schreibtisch gegenüber saß. Strang sagte ruhig: »Als Versuch war es gut, George.«
    »Aber nicht gut genug.«
    »Sie haben jedenfalls das Bestmögliche getan.«
    Baker stand auf. Er spürte den Mißerfolg wie einen beizenden
    Geschmack im Mund. »Wir wollen uns nichts vormachen, Dan. Es ist aus.« Er ging zum Fenster und blickte hinaus. »Falls Cardinali morgen zum Vorschein kommt, so bedeutet das, daß >Stiletto< straffrei ausgeht, weil ihm nichts nachzuweisen ist. Und wenn er nicht auftaucht - nun, auch dann haben wir verloren. Wir sind diesem Matteo um keinen Schritt näher als zuvor.« Er drehte sich um und schloß bitter: »Die sind uns überlegen, Dan. Wie wir es auch drehen - die Verlierer sind wir.«
    Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Sie verließen das Hotel um zehn Uhr abends. »Es ist nicht weit«, sagte Cesare, als sie zu Fuß den Weg antraten. Von der Park Avenue bogen sie in die Hundertsechzehnte Straße in Richtung Madison Avenue. Nachdem sie noch um mehrere Ecken gegangen waren, berührte Cesare sie am Arm. »Da gegenüber ist es«, sagte er.
    Sie schauten hin. Es war eines der altmodischen Häuser aus braunem Sandstein. Im Parterre zeigte ein kleines Neonleuchtschild in weißen und grünen Buchstaben an, daß sich dort das Lokal The Quarter Moon befand.
    Cesare führte sie am Eingang zur Bar vorbei durch die offene Haustür in den Flur und zur Treppe. Von der Decke verbreitete eine kahle Glühbirne mattgelben Schimmer.
    Luke Nichols sah ihn an und fragte: »Wen sollen wir denn hier treffen?«
    »Matteo selbstverständlich«, antwortete er nüchtern.
    »Aber ich dachte, der darf amerikanischen Boden nicht mehr betreten?«
    »Das hat wenig zu bedeuten. Er ist, weiß Gott, nicht der einzige, dem sie das verboten haben«, sagte er lächelnd und nahm sie beim Arm. »Komm.«
    Sie stiegen eine Treppe hinauf. Im ersten Stock klopfte Cesare an eine Tür.
    »Herein, es ist nicht zugeschlossen«, ertönte von drinnen Matteos Stimme.
    Cesare öffnete, sie traten ein. Luke Nichols war erstaunt, sich
    in einem behaglich und gediegen eingerichteten Büro zu befinden, wie sie es in einem solchen Hause nie vermutet hätte.
    Cesare schloß die Tür. Matteo, der hinter einem Schreibtisch saß, sagte: »Don Cesare! Und Miss Nichols auch! Das ist aber eine Überraschung!«
    Cesare ließ Luke bei der Tür stehen und ging bis vor den Schreibtisch, wo er, ohne sich zu setzen, stumm auf Matteo hinabblickte.
    In der Ecke stand ein Tisch mit einer Schreibmaschine darauf, daneben ein Aktenschrank, und neben diesem verdeckte ein Vorhang eine kleine Nische, hinter der vermutlich der Waschraum lag. Fenster gab es anscheinend hier nicht.
    »Du hast um eine Zusammenkunft gebeten, mein Neffe«, sagte Matteo.
    Cesare nickte. »Ich bin gekommen, um ein Mißverständnis zwischen uns zu klären.«
    »Ja?« Emilio neigte den Kopf.
    »Als wir uns zuletzt trafen«, begann Cesare in gedämpftem Ton, »da sagtest du, ich hätte meine Aufgabe gut gelöst und die Gesellschaft sei darüber erfreut.«
    »Ja, das stimmt.« Emilio nickte.
    »Wieso fordern sie dann meinen Tod?«
    »Die Gesellschaft«, erwiderte Emilio salbungsvoll, »verdankt ihr Bestehen einer einzigen simplen Regel. Einem Grundsatz, der sie befähigt hat, viele Kriege und Revolutionen und manche schwierige Epoche zu überleben und sich die Macht aufzubauen, die sie heute besitzt. Und diese einfache Regel macht unsere Stärke aus. Sie lautet: >Keiner darf am Leben bleiben, der,
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