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Die Monster-Strige

Die Monster-Strige

Titel: Die Monster-Strige
Autoren: Jason Dark
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Köpfe. Ich zumindest hatte in diesem Moment die Kirche im Blickfeld und wurde den Eindruck nicht los, daß der Turm schwankte. Zudem drangen die Laute auch aus dieser Gegend zu uns herüber.
    »Er ist da«, sagte ich.
    Der Eiserne nickte. »Ja.«
    Mehr sagte er nicht. Im Gegensatz zu uns konnte er fliegen, und er nahm uns auch nicht auf seinem mächtigen Rücken mit, sondern breitete seine Flügel aus und stieg in die Höhe…
    ***
    Bis auf das heftige Atmen der beiden Männer war es still in der Kirche.
    Beide rührten sich nicht. Über das Gesicht des Pfarrers rann der Schweiß in dünnen Bahnen, und die Tropfen glitten an seinem Kinn entlang nach unten. Kenneth Finlay schaute auf die Fenster. Sie waren nicht sehr breit, dafür länger, und sie sahen aus wie Schlitze, die in das Holz hineingeschnitten waren.
    Dahinter lag zwar noch der Tag, aber es war etwas dunkler geworden.
    Ein Zeichen, daß der Abend auch diesen Ort erreicht hatte. Ken konnte nach draußen schauen, er wartete darauf, den Schatten oder den Körper des Monster-Vogels an den Fenster vorbeigleiten zu sehen, aber das passierte nicht. Der Vogel blieb in seinem Versteck, oder war er bereits weitergeflogen?
    Ken hoffte darauf.
    Er schaute den Pfarrer an. Dessen Zunge umspielte nervös die Lippen.
    Die Augen hielt er zusammengepreßt, aber nicht geschlossen. Sie bildeten nur Schlitze.
    »Ob er weg ist?«
    Finlay schüttelte den Kopf. »Daran glaube ich nicht, mein Freund. Er wartet.«
    »Auf uns? Wir werden ihn…«
    Die nächsten Worte wurden dem jungen Pfarrer von den Lippen gerissen, denn beide vernahmen ein gewaltiges Splittern genau dort, wo sich die Tür befand.
    Sie fuhren herum.
    Ihre Blicke fraßen sich dort fest, und sie sahen, daß der Monster-Vogel mit einem einzigen Hieb seines scharfen und mächtigen Schnabels die Tür eingeschlagen hatte.
    Von oben nach unten hin zeigte sie einen Riß, als wäre eine Säge dort hineingefahren. Die Holztür war an den Seiten gerissen, und hinter der Öffnung zeichnete sich weiterhin der Körper ab.
    Die Monster-Strige nahm erneut Anlauf und hackte wieder zu.
    Der zweite Schnabelhieb zerfetzte einen weiteren Teil der Tür, und die ersten langen Splitter flogen in den Kirchenraum. Sie wirbelten auf die beiden Männer zu, die rasch zur Seite gingen, um nicht getroffen zu werden.
    Sie konnten jetzt besser sehen, auch wenn sie sich in den Mittelgang zwischen den Bänken zurückgezogen hatten.
    Jenseits der fast völlig zerstörten Tür malte sich der Umriß des gewaltigen Vogels ab.
    Ein mordgieriges Etwas, ein Wesen, das es einfach nicht geben konnte, das noch auf seinen gigantischen Beinen stand, die Flügel halb erhoben hatte und plötzlich wieder nach vorn schwang.
    Diesmal stieß es nicht allein mit dem Schnabel zu, sondern rammte das gesamte Gewicht des Körpers gegen die Tür, die splitternd aus den Angeln flog. Sogar die gesamte Vörderwand der Kirchenfront brach auseinander.
    Auf einmal war eine gewaltige Lücke entstanden, in der noch schief sitzende Balken hingen, die in verschiedene Richtungen zeigten. Das Loch war verdammt groß, und hinter ihm malte sich die Gestalt des Monster-Vogels ab.
    Die riesige Strige hatte sich auf die Beine gestemmt und ihren Oberkörper in die Höhe gereckt. Der Kopf war nach vorn gedrückt, der Schnabel wie zum tödlichen Stoß angehoben.
    Ein dritter Angriff?
    Noch nicht.
    Die Männer wichen zurück. Ken Finlay überlegte, ob er ein Fenster einschlagen und durch die Öffnung fliehen sollte, aber es war bereits zu spät, denn die Monster-Strige führte ihren dritten Angriff durch. Noch brutaler, mächtiger und härter.
    Sie prallte gegen die ohnehin nur noch halb vorhandene Wand. Es war ein mächtiger Treffer, ein unheimlicher Schlag, ein regelrechter Hammer, und das gesamte Dach der kleinen Kirche geriet ins Schwanken, sicherlich der Turm auch mit.
    Das sahen die beiden Männer nicht.
    Sie suchten Deckung, hatten sich zwischen die Sitzreihen geworfen, aber so, daß sie noch nach vorn schauen konnten. Die Monster-Strige brach durch. Sie schob ihren mächtigen Körper voran und bewegte ihn dabei auch, um lästige Holzbalken von ihrem Federkleid zu schütteln.
    Was sie noch aufhielt, brach einfach durch den Druck zusammen.
    In diesen Augenblicken wurde ihnen wohl endgültig klar, daß sie in einer tödlichen Falle saßen. Es gab keine Möglichkeit mehr, dem Monstrum zu entkommen, das bereits die hintersten Bänke erreicht hatte und sich von ihnen nicht aufhalten lassen
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