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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission
Autoren: Rod Rees
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– zugegeben, ein reichlich abgemagerter Burlesque Bandstand – in eine Dublonka gehüllt, ließ die Beine achtlos über den Rand der Säule baumeln und zielte mit einem beeindruckenden Webley-Revolver auf sie. Im Schein der aufgehenden Sonne sah Ella die Leiche eines toten SS -Mannes neben ihm.
    Burlesque hob die Waffe und zielte auf Vankas Stirn.
    »Guten Rutsch ins Frühjahr, Wanker, du Schweinepriester.«
    Kaiserin Wu hielt Hof in der Shwedagon-Pagode, die den gesamten Osten von Rangun beherrschte. Nach dem beengten Trubel und dem hektischen Treiben in den Rookeries waren die riesigen Gärten, die das Schloss umgaben, eine echte Überraschung für Trixie. Kaum zu glauben, dass man irgendwo auf der Demi-Monde so verschwenderisch mit Platz umgehen konnte. Es war, als ginge man durch einen Ort, der zwar in der Demi-Monde lag, aber nicht zur Demi-Monde gehörte.
    Sobald sie das Schloss betreten hatten, führte man sie eilig durch die prächtig geschmückten Gänge zu zwei hohen, reich verzierten Toren, vor denen sie stehen blieben. Lady Borgia drehte sich um. »Das ist die Halle des Großen Drachen. Und hinter diesen Toren sitzt die Göttliche Kaiserin Wu. Sie werden die Kaiserin mit ›Eure Kaiserliche Hoheit‹ anreden. Wenn Sie sich ihr nähern, wenden Sie den Blick ab. Unter keinen Umständen dürfen Sie das Göttliche Wesen ansehen. Vor dem schwarzen Strich auf dem Boden der Halle bleiben Sie stehen und knien nieder …«
    »Niederknien? Ein Major der FAW geht vor niemandem auf die Knie.«
    »Bitte, Major, versuchen Sie zu verstehen. So ist nun einmal das Protokoll in Coven, man kann es nicht umgehen.«
    O doch, man kann sehr wohl, dachte Trixie und nickte zustimmend.
    »Unter keinen Umständen dürfen Sie mit den Händen oder einem anderen Körperteil diese schwarze Linie überqueren. Sie antworten auf die Fragen, die Ihre Kaiserliche Hoheit Ihnen stellt, aber …
    »… unter keinen Umständen darf ich sie direkt ansprechen?«, schlug Trixie verdrießlich vor. Sie war viel zu erschöpft für diesen Unsinn.
    »Genau. Übrigens können Sie ruhig in Ihrer minderwertigen Anglo-Sprache antworten. Ihre Kaiserliche Hoheit beherrscht alle primitiven Sprachen der Demi-Monde.« Lady Borgia warf einen abschätzigen Blick auf Wysochi. »Ihr bevorzugtes Männchen darf die Halle des Großen Drachen nicht betreten. Nur Femmes und NoNs dürfen sich Ihrer Kaiserlichen Hoheit nähern.«
    Nachdem sie mit ihren Anweisungen fertig war, gab die Erste Stellvertreterin zwei Wächtern am Halleneingang ein Zeichen – beide waren Frauen und mit brandneuen M4-Gewehren bewaffnet, wie Trixie bemerkte –, woraufhin sie die laut quietschenden Tore öffneten und die weite Halle dahinter offenbarten.
    M4-Gewehre.
    Warum sollte Heydrich Coven mit M4-Gewehren beliefern, wenn er vorhatte, es anzugreifen?
    Während sie noch darüber grübelte, schritt Trixie über den mit wundervollen Intarsien geschmückten Holzboden auf die kleine Frau zu, die sie auf einem Thron am anderen Ende der Halle sitzen sah.
    Kaiserin Wu galt als schönste Frau der ganzen Demi-Monde, doch da sie durch mehrere Schichten reinster Seide vor indiskreten Blicken geschützt war, konnte Trixie das Gerücht weder bestätigen noch dementieren.
    Sie kam zu dem schwarzen Strich, vor dem Lady Borgia sie gewarnt hatte, fiel nach kurzem Zögern auf die Knie und verbeugte sich vor dem Schatten der Kaiserin.
    »Sie sind sehr jung.« Die Worte klangen wie ein Singsang.
    Trixie schwieg. In Wahrheit wusste sie nicht, was sie antworten sollte. Sie war wirklich sehr jung.
    »Und sehr schmutzig.«
    Auch das stimmte. Trixie warf einen Blick auf ihre Knie und bemerkte, dass ihre lehmverschmierte Hose mehrere Flecken auf dem makellos gewachsten Holzboden hinterlassen hatte.
    »Nun, das ist wohl nicht anders zu erwarten, wenn eine Femme vor einem steht, die sich gänzlich der Kriegskunst verschrieben hat. Wie ich gehört habe, sind Sie ein äußerst fähiger Soldat, Major Dashwood, stimmt das?«
    Sich in Bescheidenheit zu üben hatte wohl nicht viel Sinn. »Jawohl, Eure Kaiserliche Hoheit. Ich habe so manchen Erfolg im Kampf gegen die Anglos gefeiert.«
    »Sie sind doch selber eine Anglo, nicht wahr?«
    »Jawohl, Eure Kaiserliche Hoheit, aber ich habe geschworen, mit den Bewohnern von Warschau gegen Reinhard Heydrichs Tyrannei und seinen UnFunDaMentalismus zu kämpfen.«
    »Sie haben ziemlich feste Überzeugungen für Ihr junges Alter.«
    »Mein Alter schmälert in meinen Augen keineswegs
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