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Die Meuterer der ›Bounty‹

Die Meuterer der ›Bounty‹

Titel: Die Meuterer der ›Bounty‹
Autoren: Jules Verne
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Schwefelfa-
    den. Jetzt konnte man also auch Feuer entzünden, um Wild
    oder Fische zu kochen.
    Der Befehlshaber trennte nun seine Leute in drei Ab-
    — 24 —
    teilungen; die eine sollte das Fahrzeug in gutem Stand er-
    halten, die beiden anderen aber zur Aufsuchung von Nah-
    rungsmitteln ausziehen. Mehrere Leute beklagten sich
    darüber jedoch sehr bitter und wollten lieber das Essen ent-
    behren, als sich ins Land hineinwagen.
    Einer von ihnen, ein heftigerer und rücksichtsloserer
    Mensch als seine Kameraden, verging sich sogar noch wei-
    ter.»Ein Mann gilt so viel wie der andere«, sagte er zu dem
    Kapitän, »und ich sehe nicht ein, warum Sie immer hier
    bleiben sollen, um sich auszuruhen! Wenn Sie Hunger ha-
    ben, dann suchen Sie sich selbst etwas zu essen. Für die Ar-
    beit, die Sie hier verrichten, will ich gern Ihre Stelle vertre-
    ten!«
    Bligh, der sich sagte, daß jede Anwandlung von neuer
    Meuterei im Keim erstickt werden müsse, ergriff sein Sei-
    tengewehr, warf dem Mann ein anderes zu und rief:
    »Jetzt wehr dich deiner Haut, oder ich töte dich wie ei-
    nen Hund!«
    Dieses entschlossene Auftreten brachte den Unzufriede-
    nen schnell wieder zu Verstand, und bald herrschte allge-
    meine Ruhe.
    Während des hiesigen Aufenthalts fehlte es den Insassen
    der Schaluppe nie an Austern, Kammuscheln und Trink-
    wasser.
    Etwas weiter hin in der Endeavour-Straße kehrte zwar
    die eine Abteilung der Leute, die Schildkröten und Meer-
    schwalben hatte fangen wollen, mit leeren Händen zurück;
    — 25 —
    die zweite brachte dagegen sechs Meerschwalben mit und
    hätte, ohne das zweckwidrige Benehmen eines der Jäger,
    der durch seine Entfernung von den anderen die Vögel vor-
    zeitig verscheuchte, leicht noch mehr einfangen können. Je-
    ner Mann gestand übrigens später ein, daß er selbst neun
    Stück gefangen und auf der Stelle in rohem Zustand ver-
    zehrt habe.
    Ohne die Lebensmittel und das Trinkwasser, die ihnen
    die Küste Neuhollands lieferte, wären Bligh und seine Ge-
    fährten ohne Zweifel umgekommen. Alle waren übrigens
    in elendem, abgezehrtem, kraftlosem Zustand – wahre le-
    bende Skelette.
    Die Fahrt über das Meer nach Timor gestaltete sich nur
    zu einer schmerzlichen Wiederholung der Qualen, welche
    die Unglücklichen schon einmal ausgestanden hatten, be-
    vor sie nach Neuholland gelangten.
    Nur war die Widerstandsfähigkeit aller gegenüber früher
    merklich schwächer. Schon nach wenigen Tagen schwol-
    len ihnen die Beine an. In diesem Zustand grenzenloser
    Schwäche überfiel sie überdies eine kaum zu widerstehende
    Schlafsucht, die Vorzeichen des Endes, das nicht lange auf
    sich warten lassen konnte. Da auch Bligh das erkannte,
    verteilte er an die Kraftlosesten eine doppelte Ration und
    suchte ihnen auf jede Weise neue Hoffnung einzuflößen.
    Endlich, am Morgen des 12. Juni, kam Timor in Sicht,
    nach einer unter so grauenvollen Verhältnissen zurückge-
    legten Fahrt von 3600 Meilen.
    In Kupang fanden die Engländer die herzlichste Auf-
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    nahme. Hier verweilten sie zu ihrer Kräftigung 2 Monate
    lang. Dann begab sich Bligh mit einem erkauften kleinen
    Schoner nach Batavia, von wo er sich zur Heimkehr nach
    England einschiffte.
    Am 14. März 1790 landeten die Ausgesetzten in Ports-
    mouth. Die Erzählung der entsetzlichen Qualen, die sie er-
    duldet hatten, erweckte ihnen ebenso die allgemeine Sym-
    pathie wie den Abscheu aller Menschen von Gefühl gegen
    die Urheber jener Freveltat. Fast auf der Stelle befahl die
    Admiralität die Ausrüstung der Fregatte ›Pandora‹, mit 24
    Geschützen und 160 Mann Besatzung, und sandte sie zur
    Verfolgung der Meuterer der ›Bounty‹ aus. Der Leser wird
    aus dem Nachfolgenden erfahren, was aus diesen geworden
    ist.
    3. KAPITEL
    Die Meuterer
    Nachdem Kapitän Bligh auf hohem Meer ausgesetzt war,
    segelte die ›Bounty‹ zunächst nach Tahiti. Sie erreichte am
    selben Tag Tubuai. Das lachende Aussehen dieser kleinen,
    von einem madreporischen Felsengürtel umgebenen Insel
    veranlaßte Christian, dort zu landen; die Eingeborenen tra-
    ten aber so drohend und feindselig auf, daß man davon ab-
    sah.Am 6. Juni 1789 ankerte man auf der Reede von Matavai.
    Die Tahitier wunderten sich nicht wenig, als sie die ›Bounty‹

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    — 28 —
    wiedererkannten. Die Meuterer fanden hier dieselben Ein-
    geborenen wieder, mit denen sie bei ihrem letzten Aufent-
    halt verkehrt hatten, und erzählten ihnen eine Fabel, in de-
    nen sie den
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