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Die Meuterer der ›Bounty‹

Die Meuterer der ›Bounty‹

Titel: Die Meuterer der ›Bounty‹
Autoren: Jules Verne
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den fünf Seeleuten, die sie führten,
    niemals wieder ein Wörtchen.
    Die ›Pandora‹ hatte mit ihren Gefangenen den Weg nach
    Europa eingeschlagen, stieß aber in der Torres-Enge auf
    eine Klippe und versank fast augenblicklich mit 31 Matro-
    sen und 4 der Rebellen.
    Die Mannschaft und diejenigen Gefangenen, die sich aus
    dem Schiffbruch retteten, erreichten in der Nähe ein sandi-
    ges Eiland. Hier konnten Offiziere und Matrosen sich not-
    dürftig unter einem Zelt bergen, während man die Meute-
    rer, die dem glühenden Sonnenbrand ausgesetzt waren, zur
    größeren Sicherheit und auch zur eigenen Erleichterung bis
    an den Hals in Sand eingrub.
    Einige Tage blieben die Schiffbrüchigen auf diesem Ei-
    land, dann kamen sie mittels der Schaluppe der ›Pandora‹
    nach Timor, wobei trotz der mißlichsten Umstände die
    strenge Bewachung der Gefangenen nicht einen Augenblick
    vernachlässigt wurde.
    Im Juni 1792 in England angekommen, wurden die
    Meuterer vor ein Kriegsgericht unter dem Vorsitz von Ad-
    miral Hood gestellt. 6 Tage nahmen die Verhandlungen in
    Anspruch und endeten mit dem Freispruch von vier An-
    geklagten und der Verurteilung sechs anderer zum Tode,
    wegen des Verbrechens der Desertion und Wegnahme des
    ihnen anvertrauten Schiffes. Vier der Verurteilten wurden
    an Bord eines Kriegsschiffs durch den Strang gerichtet, Ste-
    wart und Peter Heywood aber, deren Unschuld endlich an
    den Tag kam, vollkommen begnadigt.
    — 32 —
    Was war aber aus der ›Bounty‹ geworden? Hatte sie mit
    dem Rest der Meuterer Schiffbruch erlitten? Darüber wußte
    niemand auch nur das geringste.
    Im Jahr 1814, 25 Jahre nach den zu Beginn dieser Erzäh-
    lung geschilderten Auftritten, kreuzten unter Befehl von Ka-
    pitän Staines zwei englische Kriegsschiffe in Ozeanien. Sie
    befanden sich eben im Süden des Gefährlichen Archipels
    und in Sicht einer bergigen Insel vulkanischen Ursprungs,
    die schon Carteret bei seiner Erdumsegelung entdeckt und
    der er den Namen Pitcairn gegeben hatte. Sie bildete nur
    einen Kegel fast ohne Vorland, der sich steil aus dem Meer
    erhob und den bis zum Gipfel Palmenwälder und Dickichte
    von Brotfruchtbäumen bedeckten. Nie war diese Insel bis-
    her besucht worden; sie lag 1200 Meilen von Tahiti unter
    25 ° 4śüdlicher Breite und 180 ° 8´ westlicher Länge, maß
    nur 4 ½ Meilen im Umfang, anderthalb Meilen der Länge
    nach und war nicht weiter bekannt, als was der Bericht Car-
    terets darüber enthielt.
    Kapitän Staines beschloß, sie näher zu untersuchen und
    nach einem einigermaßen brauchbaren Landungsplatz aus-
    zuspähen.
    Bei Annäherung an die Küste erstaunte er nicht wenig,
    Hütten und Anpflanzungen zu erblicken, während zwei
    Eingeborene vom Strand aus in ein Boot eilten, geschickt
    durch die Brandung ruderten und auf sein Schiff zukamen.
    Sein Erstaunen hatte aber keine Grenzen, als er sich plötz-
    lich in reinstem Englisch anrufen hörte.
    — 33 —
    »He, Ihr da, werft uns doch ein Seil zu, damit wir an
    Bord kommen können!«
    Kaum aufs Deck gelangt, wurden die beiden handfesten
    Ruderer von den erstaunten Matrosen umringt und mit ei-
    nem Schwall von Fragen bestürmt, die sie kaum zu beant-
    worten vermochten. Der Kommandant ließ sie vor sich füh-
    ren und fragte sie nun erst ordentlich aus.
    »Wer seid ihr?«
    »Ich heiße Fletcher Christian und mein Kamerad heißt
    Young.«
    Diese Namen hatten für Kapitän Staines, dem es gar
    nicht einfiel, an die Überlebenden der ›Bounty‹ zu denken,
    keinerlei Bedeutung.
    »Seit wann seid ihr hier?«
    »Wir sind hier geboren.«
    »Wie alt seid ihr?«
    »Ich bin 25 Jahre alt«, antwortete Christian, »und Young
    18.«»Wurden eure Eltern durch einen Schiffbruch auf diese
    Insel verschlagen?«
    Christian machte dem Kapitän auf diese Frage ein er-
    schütterndes Geständnis, das in der Hauptsache wie folgt
    lautete: Als er von Tahiti unter Zurücklassung von 21 seiner
    Kameraden wegsegelte, steuerte Christian, der einen Bericht
    der Reise Carterets auf der ›Bounty‹ fand, direkt nach der
    Insel Pitcairn, deren Lage ihm für seine Zwecke besonders
    geeignet schien. 28 Personen befanden sich damals auf der
    ›Bounty‹. Es waren das Christian, der Fähnrich Young nebst
    — 34 —
    7 Matrosen, 6 von Tahiti mitgenommene Eingeborene, da-
    von 3 mit ihren Frauen und einem 10monatigem Kind und
    endlich 3 Männer und 6 Frauen aus Rubuai.
    Sobald sie die Insel Pitcairn betreten hatten, war es
    Christians und seiner
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