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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher
Autoren: Hans Kneifel
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er bewältigen konnte. Nach kurzem Nachdenken holte er eine Persenning, wickelte sie um den stählernen Kugelfisch und zurrte die Schnüre durch die Ringe. Niemand konnte jetzt erkennen, was er eingeholt hatte.
    Er ging in die Steuerkanzel und wartete unruhig darauf, daß auf den Schirmen die Kugel Escaders erscheinen würde. Nach der Landung gelang es ihm, seinen zerbeulten Gleiter zu holen, ihn unter das Schiff zu fahren und seinen Fund aufzuladen. Schweißüberströmt wuchtete er den verhüllten Gegenstand auf die Ladefläche, schweißtriefend schleppte er ihn in die Wohnung. Dort warf er sich, nachdem er den Gast aus einer fremden Welt in der Mitte des Wohnraumes abgestellt hatte, auf die rechteckigen Kunststoffelemente der Liege und schlief erschöpft eine Stunde lang.
    Eine dumpfige Helligkeit kroch über dem Horizont dahin; die Sonne hing über Avedon wie eine Messingscheibe. Die Kanten der Wohntürme und die runden Dome, unter denen die Komputer arbeiteten, verschwammen ineinander. Es war, als ob gleichzeitig mit dem geheimnisvollen Fund Shenandoahs eine flackernde Mißstimmung in die Stadt gekommen war.
    Die Wohnanlage erstreckte sich längs einer breiten Straße; in dem Gebäude von einem Kilometer Länge, hundertfünfzehn Metern Tiefe und neunzig Metern Höhe wohnten mehr als dreitausend Menschen. Crooks Shenandoah als Privilegierter Klasse A, Wohnanspruch Alpha und Status II, hatte sich als Kapitän eine der fünfzehn Dachwohnungen leisten können. Während Saey in der teilrobotischen Küche arbeitete, setzte sich Crooks vor den weißen Würfel des Telegerätes.
    »Treen Cortedanee!« sagte Shenandoah laut.
    Die Mikrophone des Telewürfels nahmen die Schwingungen auf, leiteten sie weiter, identifizierten sie mit Hilfe eines zwischengeschalteten Komputers und stellten die Verbindung her. Die Oberfläche des Würfels erhellte sich und wurde zu einer gläsernen Fläche.
    »Der Weg ins Licht, Rebell!« sagte Treen, als er Crooks erkannte. Treen trug einen bemerkenswerten Bart und war Architekt. Auch ihn hatte der juristische Komputer aus sämtlichen Ämtern entfernt. Er träumte noch heute von dem Riesenhotel, das er allein bauen wollte.
    »Zum Teufel mit dem Komputer«, erwiderte Crooks. »Wirf dich in deinen Mikrogleiter und komm sofort her.«
    In die schwarzen Augen des Architekten kam ein ungläubiger Schimmer.
    »Was soll das, Crooks?«
    »Frage nicht lange und bringe Ivor und die anderen mit. Neue Entwicklungen.«
    »Ernsthaft, Shenandoah?«
    Beide Männer starrten sich schweigend an. Shenandoah nickte, dann sagte Treen:
    »Ich bin in einer Stunde bei dir. Ist Saey da?«
    Crooks Blick richtete sich zuerst auf das Mädchen, dann auf den strahlenden Gegenstand, auf den sich die Lampen des Wohnraumes konzentrierten.
    »Ja«, sagte Crooks halblaut. »Saey ist da. Und etwas, das ich auf der Bahn Dyrkans gefunden habe.«
    »Ein Raumschiff?«
    »Vielleicht«, sagte Crooks. »Oder eine Bombe.«
    Er nickte dem Architekten zu und berührte einen Knopf neben der Kante des Würfels. Das Bild erlosch.
    »Die Garde der Revolutionäre«, sagte Shenandoah und sah Saey an. »Ein gefeuerter Architekt, ein geächteter Handelskapitän, ein Werbefachmann, ein Chefmechaniker und ein entlassener Tachyonenforscher, dazu zwei Mädchen, die noch nicht mit dem juristischen Komputer kollidiert sind. Vortrefflich! Und was hätten wir alles schaffen können!«
    Sie setzte sich neben ihn auf eine Schaumstoffkugel und erwiderte:
    »Mit van Gossens Hilfe werdet ihr schaffen, was ihr euch vorgenommen habt, Crooks!«
    Er zog sie an sich und erwiderte:
    »Ich bin nicht sicher, Mädchen.«
    Er atmete tief ein und aus und setzte sich, um zu essen. Die Minuten vergingen. Beide bemühten sich, nicht auf den Gegenstand zu schauen, der in der Mitte des Wohnraums lag und sie alle umbringen konnte.

 
2
     
    Sieben Personen und ein Fremdkörper befanden sich innerhalb der hundert Quadratmeter des Wohnraums. Shenandoah lehnte schweigend an einer Wand, die von einer merkwürdig aussehenden Tapete verkleidet war; es war ein Muster, das die Analogprojektion einer Rechenmaschine produziert hatte. Bündel von Linien, in verschiedenen Abständen, verschiedener Größe und zu Rechtecken gegliedert. Crooks hielt ein rundes Glas in der Hand, dessen Inhalt schwarz war und stark roch.
    »Gut. Einverstanden. Ich rühre das Ding nicht an – noch nicht!«
    Eine bestimmte Schärfe lag in dem Ton. Ivor Menadier strich über das ringförmige Haarbüschel auf
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