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Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition)
Autoren: Petra Mehnert
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er: 
    „Wo bist du denn gerade und was rauscht da so?“ 
    „Du hast ja keine Ahnung, mein Lieber, wie es hier stürmt!“, rief Delfina, die trotz portugiesischer Herkunft fast akzentfrei Deutsch sprach. Jakob kam gar nicht zu Wort, überschwänglich sprach sie zunächst von ihrem erfolgreichen Abschluss des Kurses. Dann erzählte sie weiter: 
    „Auf der Fahrt hier rüber zu den Cliffs sind wir auf der Autobahn an Tara vorbeigefahren und stell dir vor! … Dort steht ein kleiner, unscheinbarer Baum, der angeblich ein Feenbaum sein soll und deshalb haben die irren Iren die Straße um den Baum herum gebaut – ist doch unglaublich, oder?“ 
    Ja, das war wirklich kaum zu fassen, aber in solchen Sachen verstanden die Iren anscheinend keinen Spaß. Jakob rang nun mit sich, ob er seiner offensichtlich sehr gut gelaunten Frau ihren Urlaub verderben und ihr die traurige Nachricht per Handy überhaupt überbringen sollte. Während er noch überlegte, schrie Delfina geradezu ins Handy: 
    „Ich bleibe noch bis Mittwoch. Eine ganze Woche alleine durch Irland zu fahren ist mir doch zu anstrengend. Dieses Linksfahren bei den engen Straßen ist wirklich nichts für mich. Wenn da auf manchen Schildern steht, man dürfe 100 km/h fahren, dann fahre ich höchstens 60 und rechne jeden Moment damit, dass ich aus der Kurve fliege! Ich wollte nur unbedingt zu den Cliffs, aber die haben hier alles mit Zäunen versehen und buddeln da gerade mordsmäßig herum – soll wohl eine Aussichtsplattform mit einem Gebäude in die Felsen gebaut werden. Echt schade … das ursprüngliche und schroffe Landschaftsbild wird da total zerstört!“ 
    „Ja, wirklich schade, dass ich das vorher noch nie persönlich gesehen habe … du … ich freu mich, wenn du wieder nach Hause kommst“, fügte Jakob noch schnell an, als er merkte, wie die Verbindung immer schlechter wurde.  
    „Ist irgendwas?“, fragte die sensible Delfina, als sie trotz des Sturms hörte, wie die Stimme ihres Mannes brüchig wurde. Oder lag das nur an der schlechten Verbindung? Nun ja, in zwei Tagen war sie ja wieder zu Hause, solange würde er es schon noch ohne sie aushalten. Wahrscheinlich fehlte sie eher Marianne, weil die nun alleine das Haus und die Werkstatt sauber halten musste. Denn wegen der vielen herumliegenden Messer wollten die Angerers keine Reinigungskraft einstellen. Das war ihnen dann doch zu gefährlich, denn die teuren Messer wären auch schnell mal zu klauen gewesen. Beim Kochen für die ganze Familie Angerer hatte Marianne gerade auch keine Hilfe. Außer sie konnte Nora und Felix ein bisschen dazu einspannen. Aber das war schon ganz gut so – so würde die Familie ihre Arbeit vielleicht mal mehr würdigen, wo sie jetzt eineinhalb Wochen ohne sie auskommen mussten.  
    Bevor die Verbindung nun gänzlich abriss, rief Delfina noch: 
    „Grüß die Kinder und den Rest der Familie von mir und einen dicken Kuss für dich!“ Dann noch ein heftiger Windstoß und das Telefon war tot. Verstohlen wischte sich Jakob eine Träne aus dem Gesicht. Ob es klug war, seiner Frau die Wahrheit verschwiegen zu haben? Würde sie das verstehen oder ihm Vorwürfe machen? Sie hätte doch sowieso nicht früher zurückfliegen können, also warum sollte er ihr die letzten Tage dieses tollen Urlaubs noch verderben?  


     
    Während zur gleichen Zeit ein paar Häuser weiter in der Nachbarschaft der Angerers ein alter Schäferhund sabbernd vor einem Gartenzaun saß und sehnsüchtig zu seiner Lieblingshündin starrte, saß im fernen Görlitz ein völlig verstörter alter Mann mit langen, weißen Haaren auf einem Baumstamm. Mit hängendem Kopf zeichnete er mit einem Stock Kreise in den Sand zu seinen Füßen. Er hatte keinen Blick für die Schönheiten der Natur, die sich hier an diesem kleinen See inmitten eines großen Campingplatzes zeigten. Zu dieser frühen Jahreszeit war hier noch nicht viel los, nur ein paar Dauercamper in ihren Holzhütten waren anwesend. Er war erst seit ein paar Minuten hier, obwohl er wie ein Wahnsinniger gefahren war. Noch jetzt wunderte er sich, dass ihn niemand angehalten hatte. Mit seinem knallroten Mercedes fiel er doch recht auf und es passierte ihm des Öfteren, dass er in Polizeikontrollen geriet. Obwohl er das Typenschild mit den verräterischen Zahlen E 500 hatte abnehmen lassen, sah man seinem schnittigen Wagen doch an, dass er einiges unter der Haube hatte. Dennoch war es ihm wegen dem Gerede der Leute im Dorf wichtig gewesen, dass
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