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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
Autoren: Hideo Okuda
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abschätzigem Blick an.
    »Mannomann, das war ein Schock. Man konnte ja wirklich gar nichts mehr sehen.«
    »Arrgh …«, stöhnte Mitsuo. Er konnte nicht atmen, und in seinem Kopf hämmerte es.
    »Oh, alles in Ordnung bei Ihnen?«, fragte Irabu.
    »Was … was ist denn passiert?«, krächzte Mitsuo, da er unter Irabu begraben war.
    »Sorry, hat’s wehgetan? Hihi … Herr Tanabe, in Ihrem Alter … Wenn Sie mir hier wegsterben, bringen Sie mich in die Bredouille. Aufpassen, ja?«, lachte Irabu aus vollem Hals.
    Mitsuo richtete sich auf. »Sie Viehdoktor ….!«, platzte es aus ihm heraus, während Tränen in seinen Augen standen.

    »Tjaa, das war so nicht geplant, aber auch ich habe seit meiner Kindheit Angst vor völliger Dunkelheit. Ich schlafe nach wie vor mit Licht an. Haha … Dunkelheit, was Schlimmeres gibt’s nicht.«
    Irabus Backen waren rot, und er fächelte sich mit den Händen etwas Luft zu.
    Endlich kam Mitsuo auf die Beine und versuchte ruhiger zu atmen. »Sind Sie wirklich schon erwachsen? Ich habe den Eindruck, in Ihnen steckt ein Fünfjähriger«, sagte er mit heiserer Stimme.
    »Also wirklich! Natürlich bin ich erwachsen.«
    »Sie sind doch derjenige, der in Panik geraten ist«, attackierte er Irabu. »Panikattacke! Wenn ich das schon höre! Wenn einer krank ist, dann Sie.«
    »Ich habe das schon von Kindesbeinen an, aber Sie erst seit kurzem, oder? Dafür muss es doch einen Grund geben.«
    »Sie fallen mir auf den Wecker. Warum sollte man bei jemand wie Ihnen Rat suchen?«
    »Da kommt wieder der Angeber in Ihnen heraus. Setzen Sie sich doch erst einmal hin. Mayumi-chan! Bring mal zwei Kaffee!«
    Mitsuo fühlte sich auf einmal so kraftlos. Was tat er hier?
    »Also, Dunkelheit ruft bei Ihnen Panik hervor. Und was noch?«, fragte Irabu mit kindlicher Stimme.
    »Enge Räume. Seit einiger Zeit kann ich Fahrstühle nicht mehr allein benutzen«, antwortete Mitsuo wie nebenbei. Ihm fehlte die Energie, Widerstand zu leisten. »Und heute war es Blitzlicht. Das konnte ich nicht ertragen.«
    Mitsuo stieß einen tiefen Seufzer aus. Er sank in sich zusammen und spürte auf einmal sein Alter.
    »Dunkelheit und Enge rufen in Ihnen bestimmt die Vorstellung eines Sarges wach«, meinte Irabu in aller Gelassenheit,
während diese Worte Mitsuo wie ein Messer in die Brust stachen. »Und das Blitzlicht, mit dem Ihr Blickfeld ganz in Weiß getaucht wird, ist das Paradies. Wie ich schon sagte, Herr Tanabe, Sie haben Angst vor dem Sterben.«
    »Sie … so etwas kann man auch anders sagen.« Er wollte aufbrausen, hatte jedoch keine Kraft dazu. Gleichzeitig fühlte er sich an einem empfindlichen Punkt getroffen.
    »In der Geschichte kann man sehen, dass Männer der Macht stets Forschungen über Möglichkeiten der Verjüngung oder des Nicht-Alterns veranlassten. Sie sind nicht der Einzige, der lange leben will, Herr Tanabe.«
    Mitsuo schwieg und starrte Irabu unverwandt an.
    »Normale Menschen ziehen sich ins Privatleben zurück und verlöschen allmählich, aber das Leben eines Mächtigen endet mit seinem plötzlichen Tod zu einer Zeit, wo er noch jemand ist. Gerade deshalb nehmen sie den Tod bewusster wahr als andere.«
    Mitsuo richtete sich auf seinem Hocker auf. Dieser Mann war nicht der Dummkopf, für den er ihn bisher gehalten hatte.
    »Also, dann möchte ich Sie etwas fragen. Nehmen wir mal an, ich hätte tatsächlich Angst vor dem Sterben, was sollte ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Sich ins Privatleben zurückziehen. Genug Geld haben Sie ja, und daher sollten Sie die Zeit genießen, die Ihnen noch bleibt.«
    »Blödsinn! Ich habe noch genügend zu tun.«
    »Was zum Beispiel?« Irabu warf drei Würfelzucker in seinen Kaffee und schlürfte genüsslich.
    »Anscheinend wissen Sie recht wenig von mir. Ich bin der Vorstandsvorsitzende der Dainippon Shinbun und ansonsten auch sehr beschäftigt.«
    »Wird ja jeden Tag im Fernsehen berichtet. Wie Sie die beiden Baseballligen zusammenlegen wollen und so.«
    »Das ist noch das geringste meiner Probleme. Ohnehin ist
das nur Unterhaltung mit wenig Einfluss auf die Geschicke unseres Landes. Wichtiger ist die Verfassungsreform. Solange Japan an der von Amerika aufgezwungenen Verfassung hängt, werden wir in der UNO ewig ein Land zweiten Ranges bleiben. Ich für meinen Teil möchte alles in meiner Macht Stehende tun, dass sich das ändert.«
    »Darüber weiß ich zu wenig.«
    »Und die jetzige Regierung, das Kabinett Izumida, ist völlig unfähig. Die hat einzig und allein ein
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