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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
Autoren: Hideo Okuda
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Interesse daran, sich durch geschickte Selbstinszenierung beim Volk lieb Kind zu machen, und praktiziert eine Politik der heißen Luft. Vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht sind das Amateure. Wie kann man einen Wissenschaftler ohne jede praktische Erfahrung im Geschäft zum Wirtschaftsminister bestimmen? Man macht sich ja keine Vorstellung darüber, wie sehr diese Regierung dem Wohl unseres Staates Schaden zufügt.«
    »Mit anderen Worten, Herr Tanabe, Sie sorgen sich um dieses Land.« Irabu trank seinen Kaffee aus und begann in aller Seelenruhe, Knabbereien in sich reinzustopfen.
    »Hören Sie mal, Irabu. Sorgen macht sich auch Herr XY in seinem Reihenhaus. Ich dagegen habe zehn Millionen Leser. Wenn ich will, kann ich das meine tun, damit dieser und jener Möchtegernpolitiker nicht ins Parlament gewählt wird. Mit anderen Worten: Ich habe Einfluss. Und wenn ich den nicht entsprechend nutze, dann ist das unverantwortlich. Erst recht wenn ich Journalist bin.«
    »Aha, so ist das also.«
    »Was soll das heißen? Aha? «
    »Na ja, Sie sind eben, wer Sie sind: Nabemann!«
    »Was brabbeln Sie da? Ich versteh kein Wort.« Mitsuo seufzte und trank seinen Kaffee. Warum erzählte er diesem komischen Kauz das alles? »Was soll’s? Verschreiben Sie mir die Medikamente.
Irgendetwas muss doch gegen dieses Panikdingsda helfen.«
    »Mehr als die Antidepressiva vom letzten Mal kann ich Ihnen nicht anbieten.«
    »Das reicht mir. Ach ja, ich muss jeden Abend vor dem Eingang zu meinem Haus dieses Blitzlichtgewitter ertragen. Wüssten Sie dagegen vielleicht etwas?«
    »Wie wär’s mit einer Sonnenbrille? Oder Sie lassen den Eingangsbereich so hell erleuchten, dass die Blitze nicht mehr so stören.« Irabu warf eine Erdnuss in die Höhe und fing sie mit dem Mund auf. »Bin ich gut oder was! Hehe …« Er lachte wie ein Kind.
    Mitsuo schüttelte den Kopf. Wie konnte ein Mensch vor ihm, Mitsuo Tanabe, ein derartiges Benehmen wagen?
    Nachdem er die Medikamente erhalten hatte, verließ er das Krankenhaus, setzte sich in den bereitstehenden Wagen und schüttelte den wartenden Kinoshita ärgerlich.
    »Was erzählen Sie diesem Viehdoktor eigentlich alles von mir!«
    »Aber … nein, ich habe dem doch nur die Symptome geschildert, damit der Sie besser behandeln kann«, versuchte Kinoshita stotternd, sich zu rechtfertigen.
    »Na ja, heute will ich mal nicht so sein.« Er ließ sich auf den Rücksitz sinken und sah nach draußen, wo die Menschen friedlich ihren täglichen Geschäften nachgingen. Er musste wieder an das Wort Sarg denken und murmelte es vor sich hin. Wie konnte dieser Mensch ihm das einfach ins Gesicht schleudern? Da hatte er jeglichen Gedanken daran zu verdrängen versucht, und plötzlich wurde er damit konfrontiert.
    Gegen den Tod war nichts auszurichten, das war ihm klar. Aber noch durfte er nicht in die Grube hüpfen. Als Präsident der auflagenstärksten japanischen Tageszeitung hatte er eine Mission
zu erfüllen. In Japan musste sich viel verändern, zu viel. Das konnte er noch nicht seinen zögerlichen Nachfolgern überlassen!
    Der Wagen hielt an einer Ampel. Ein alter Mann mit Stock überquerte auf wackeligen Beinen den Zebrastreifen. Er konnte nicht viel älter als Mitsuo selbst sein. Mitsuo wandte die Augen ab.
    Er musste es sich eingestehen: Er wollte den Stab noch nicht aus der Hand geben. Wenn man ihn nicht mehr brauchte, würde er von einem auf den anderen Tag ein alter Mann werden. Womit sollte er seine Zeit ausfüllen, wenn er keine Termine mehr hatte?
    »Fahren Sie bei einem Optiker vorbei«, befahl er seinem Fahrer. »Und anschließend bei einem Elektrogeschäft.«
    Der Wagen glitt weiter durch die Innenstadt von Tokio.
     
    Als er am gleichen Abend nach einem Treffen in einem edlen japanischen Restaurant nach Hause zurückkam, warteten schon die Reporter auf ihn. Er ließ seinen jungen Sekretär zuerst aussteigen und eine Lampe auf den Rücksitz richten. Währenddessen setzte Mitsuo sich die Sonnenbrille auf.
    Die Fahrzeugtür wurde geöffnet und er stieg im Strahl der Lampe aus. Die Reporter wunderten sich über dieses Schauspiel.
    »Das dürfte ausreichend hell für euch sein, denke ich. Ein Dankeschön wäre angebracht, hohoho.«
    Blitzlichter flammten diesmal keine auf, doch klickten die Auslöser heftiger als sonst.
    »Herr Tanabe, Niiyama hat ganz konkret über die Art und Weise sowie den Ablauf des Spielerstreiks gesprochen.«
    »Schon wieder dieses Thema. Der Vorsitzende der Spielergewerkschaft sollte
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