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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
Autoren: Hideo Okuda
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flehte Irabu auf einmal zuckersüß und zupfte Mitsuo am Arm.
    »He! Lassen Sie mich los!«
    Irritiert durch Irabus Verhalten ging ihm plötzlich der Atem schwer. War dieser Typ etwa eine Art Geisteskranker?
    »Gut, bis morgen dann!«
    »Von wegen!«, wollte er schon brüllen, konnte sich aber gerade noch beherrschen, nahm seinen Stock und stand auf. In der Zimmerecke sah er die Krankenschwester auf der Bank liegen und eine Zeitschrift lesen. Sein Blick wanderte zu ihren wohlgeformten Hüften und ihren festen Schenkeln. Komisches Krankenhaus.
    Aber wie viele Jahre war es schon her, dass so rücksichtslos mit ihm umgesprungen wurde? Seitdem er mit fünfzig Jahren Leiter des politischen Ressorts geworden war, konnte er er sich an keinen einzigen Vorfall dieser Art erinnern.
    Er verließ die Praxis. Am Ende des Ganges befand sich der Fahrstuhl, doch da er Angst hatte, ihn allein zu besteigen, quälte er sich die Treppenstufen nach oben. Neben der Dunkelheit verursachten ihm auch enge Räume Angstgefühle. Wie zum Beweis, fingen seine Beine an zu zucken.

    Im Auto ließ er seine Wut an den Sekretären aus. Auch auf der Baustelle schimpfte er auf alles und jeden. Irgendwie musste er die Schmach, nach der Pfeife des rotzfrechen Doktors getanzt zu haben, wieder wettmachen.

2 ___
    Wie befürchtet, wurde Mitsuos Bemerkung vom Vortag im Fernsehen ständig wiederholt und rief überall Empörung hervor. Geschickt zurechtgeschnitten sah man nur Mitsuos hochrotes Gesicht und seine Verbalattacke, was er auch gar nicht anders erwartet hatte. Doch trotzdem packte ihn ein unbändiger Zorn. Erst kürzlich hatte ihn ein Reporter von der Seite gefragt, ob er mit den ausländischen Spielern zufrieden sei, worauf seine Antwort »Noch längst nicht« in der nächsten Ausgabe als Nabemann bellt: Wir brauchen keine Ausländer kolportiert wurde.
    Die Reorganisation des Profibaseballs war nun ein Thema, das die ganze Nation interessierte. Sogar Premierminister Izumida wurde um einen Kommentar gebeten, worauf dieser antwortete: »Man sollte an die Fans denken.« Mitsuo konnte populistische Politiker nicht ausstehen. Er ließ den Leiter des Politressorts zu sich kommen und wies ihn an, einen Artikel zu schreiben, in dem die Konjunkturmaßnahmen der Izumida-Regierung in Frage gestellt werden sollten. Tatsächlich konnte er die Unfähigkeit der gegenwärtigen Regierung nur schwer ertragen.
    An diesem Tag stand ein Interview mit einem Wochenmagazin an. Sich von einem Vertreter des Gossenjournalismus befragen zu lassen, ging ihm zwar gegen den Strich, doch hatten ihm seine Sekretäre dazu geraten. Wenn man ohnehin darüber
schriebe, dann wäre der Versuch einer Rechtfertigung angebracht.
    Es kamen ein junger Reporter Mitte dreißig und ein Redakteur. Am liebsten hätte er ihnen gesagt, dass es sich gehören würde, ihm den Redaktionschef zu schicken, aber die Verlage waren immer arroganter geworden.
    »Könnte man sagen, dass Sie, Herr Tanabe, der Anstifter für das Eine-Liga-System sind?« Der Reporter begann ohne Umschweife mit einer herausfordernden Frage.
    »Sie wollen mich wohl um jeden Preis zur grauen Eminenz machen, die die Fäden im Hintergrund zieht. Doch überlegen Sie mal: Wie würde mein Team denn von nur einer Liga profitieren? Wir schreiben doch ohnehin schon mit mehreren Milliarden schwarze Zahlen. Warum sollte ich daran etwas ändern?«
    Er blickte den Reporter angriffslustig an und steckte sich eine Zigarre in den Mund. Sein Sekretär kam sofort, um ihm Feuer zu geben. Als hätte er nur darauf gewartet, schoss der Fotograf gleich mehrere Fotos.
    »Es heißt, einige Teambesitzer der Pacific League wären bei Ihnen vorstellig geworden, um Sie um Hilfe zu bitten.«
    »Na ja, das kann man so sagen. Im Profibaseball heißt die Devise ›Leben und leben lassen‹. Wenn die Pacific League auch weiterhin rote Zahlen schreibt, kann ich ihnen schlecht meine helfende Hand verweigern. Aber zwölf Mannschaften sind zu viel. Mit zehn Teams könnte man Baseball auf höchstem Niveau bieten. Den Fans zuliebe.«
    »Wenn Sie sagen ›Leben und leben lassen‹, dann läge es zuerst nahe, die ungleiche Verteilung des Reichtums zu korrigieren, meinen Sie nicht?«
    Immer dieselbe Leier. Mitsuo hatte es satt. »Wollen Sie auch die TV-Sendegebühren gleichmäßig verteilen? Lachhaft! Was glauben Sie eigentlich, warum Menschen unternehmerisch
tätig sind? Die Powers haben von null mit professionellem Baseball angefangen und investiert, was das Zeug hält.
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