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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition)
Autoren: Jørgen Brekke
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vernünftige Argumente wegwischen ließen. Hätte sein Gedächtnis richtig funktioniert, könnte Mona noch am Leben sein, dachte er und konnte sich nicht auf das konzentrieren, was Siri Holm sagte. Er bekam aber mit, dass sie ihn aufzumuntern versuchte.
    »Dieser Polizeibericht ist wirklich eine spannende Lektüre«, sagte sie. »Er stammt von einem Polizeimeister namens Nils Bayer, der von 1762 an ein paar Jahre in der Stadt gearbeitet hat. Der Eintrag über Jon Blund stammt aus dem Jahr 1767 und ist so spannend geschrieben wie ein Krimi. Jon Blund war ein schwedischer Spielmann, der in Trondheim umgebracht wor den ist. Nils Bayer hat nach seinem Tod die Aufzeichnungen des Troubadours gefunden und darin unter anderem das Lied Der Güldene Frieden entdeckt. Es steht nicht direkt etwas darüber in dem Bericht, aber ich könnte wetten, dass es Nils Bayer war, der das Lied bei Winding hat drucken lassen.«
    »Bedeutet das, dass Nils Bayer sozusagen die Endstation ist, was diesen Vorfahren angeht, den Felicia sucht?«
    »Wenn Røed das mit dem Vorfahren nicht bloß erfunden hat. Aber dieser Bayer war ein interessanter Typ. Ich habe mal die Archive durchstöbert und herausgefunden, dass er wirklich 1776 nach Amerika ausgewandert ist, also knapp zehn Jahre, nachdem das Lied gedruckt wurde.«
    »Dann hast du ihren Fall ja doch noch gelöst«, sagte Sing saker.
    »Eigentlich war das ja gar kein Fall«, korrigierte Siri ihn. Sie wussten beide ganz genau, dass die E-Mail, über die Felicia kontaktiert worden war, unter dem Namen Stänkerer Löfberg eingerichtet worden war und zu Røeds Bürocomputer im Museum Ringve zurückverfolgt werden konnte. Warum Røed mit Felicia Kontakt aufgenommen hatte, hatten die Ermittlungen allerdings nicht ergeben. Man nahm an, dass er besessen war von allem, was mit dem Pseudonym Jon Blund zu tun hatte und ganz einfach diese Chance nutzen wollte, um noch mehr über ihn herauszufinden.
    Was diesen Bayer angeht, müssen wir noch ein bisschen tiefer graben«, fuhr Siri Holm fort. »Ich weiß nur, dass er aus Dänemark stammte und vorher auch dort bei der Polizei war. Ich denke, ich werde mir mal den ganzen Bericht durchlesen. Bayer hat sich damals um einiges in Trondheim gekümmert, und es sieht so aus, als hätte er sich dabei mit mächtigen Menschen angelegt. Da drinnen gibt es Stoff für gleich mehrere Krimis, glaube ich.«
    »Vielleicht solltest du selbst einen schreiben?«, sagte Singsaker und lächelte zum ersten Mal im Laufe ihres Gesprächs.
    »Ich bin Leserin, keine Autorin«, sagte sie. »Außerdem wird es spannend, wenn die Polizei den Brief freigibt, der in der Wand in Ringve gefunden worden ist. Kannst du mir da einen Tipp geben? Wer war dieser Jon Blund eigentlich? Steht dazu wirklich was in dem Brief, wie die Gerüchte es besagen?«
    »Ich habe ihn nicht gelesen«, antwortete er.
    Das Essen kam. Fischsuppe.
    Singsaker wartete bis nach dem Essen. Dann erzählte er ihr, an was er die ganze Zeit gedacht hatte.
    »Ich will mich freistellen lassen.«
    Siri Holm sah nicht überrascht aus.
    »Ich kann einfach nicht mehr. Und ich funktioniere nicht so, wie ich sollte.«
    »Du willst sie suchen, nicht wahr?«
    »Der Gedanke ist mir gekommen, ja.«
    »Dir ist aber schon klar, dass dir möglicherweise nicht ge fallen wird, was du findest?«
    »Ja, ich muss sie aber trotzdem suchen. Da war was zwischen uns.«
    »Ich weiß, dass da was war. Und zwar nicht wenig.«
    »Das kann doch nicht einfach so zu Ende sein?«
    »Wie lange kannst du dich krankmelden?«
    »Bei dem Oberschenkel? Ein paar Wochen. Und mit dem Kopf bestimmt ein Jahr, wenn ich mit dem richtigen Arzt rede. Aber ich melde mich nicht krank. Ich habe bereits mit Bratt berg gesprochen. Sie gibt mir unbezahlten Urlaub. Ich habe Geld. Und wenn ich ehrlich sein soll, habe ich es ganz einfach satt, krank zu sein.«
    Nach dem Essen ging Singsaker nach Hause und legte sich schla fen. Er wusste, dass ihm das gelingen würde, wenn er nur lang genug wartete und gegen seine Gedanken ankämpfte. Und dass er, wenn es soweit war und der Schlaf ihn endlich abholte, auch träumen würde.
    Von ihr.
    Sie mussten sich wieder begegnen. Alles andere war unvorstellbar.
    *
    Elise Edvardsen wachte vom Schlagen der Tür auf. Sie ging auf den Flur und sah nach draußen. War Julie mitten in der Nacht rausgegangen und hatte die Tür offen stehen lassen?
    Nein, draußen im Schnee waren keine Fußspuren.
    Sie schloss die Tür und wollte wieder ins Bett gehen. Doch
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