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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition)
Autoren: Jørgen Brekke
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machen?«
    »Ich will nach Hause«, sagte sie.
    »Und damit meinst du Trondheim?«
    »Ja.«
    Singsaker schloss die Augen und spürte ein leichtes Rauschen in seinem Kopf.
    »Dann darfst du mich im Krankenhaus besuchen«, sagte er und dachte an die Woche im letzten Jahr, an der er an Felicias Krankenbett gewacht hatte, wobei ihre Verletzungen deutlich ernster waren als seine jetzt. Mit etwas Glück würde er in zwei Tagen entlassen werden.
    »Ich komme jeden Tag, bis du gesund bist«, sagte sie.
    »Dann bist du mir nicht mehr böse?«, fragte er.
    »Nein«, sagte sie. »Ich war dir nie böse.«
    Kurz nachdem sie aufgelegt hatten, klingelte das Handy erneut. Es war wieder Lars, diesmal sprach er sehr leise.
    »Hast du was vergessen?«
    »Ich muss dir noch was sagen, das Felicia nicht hören soll«, antwortete Lars.
    »Und das wäre?«
    »Sie war ziemlich besoffen, als sie hier ankam. Hat fast zwei Tage auf dem Sofa gelegen, bis sie sich wieder berappelt hat. Du musst gut auf sie aufpassen, Papa.«
    »Danke«, sagte er. »Das werde ich tun.«
    Dann schaltete er das Handy aus und versuchte zu schlafen.
    Er lag auf dem Rücken, als Felicia zur Tür hereinkam. Eine Schwester, die Siri Holm auffallend ähnlich sah, hatte gerade seine Wunde versorgt, aber noch keinen neuen Verband angelegt.
    Die Stiche waren feuerrot und juckten.
    Felicia kam zu ihm. Er roch den süßlichen Dunst von Alkohol und Schweiß, als sie sich über ihn beugte und ihn auf die Stirn küsste. Keiner von ihnen sagte etwas. Dann beugte sie sich nach unten und küsste den obersten Stich. Ließ ihre Lippen lange auf seiner Wunde liegen. Er atmete langsam ein und irgendetwas löste sich. Als sie ihre Lippen von der Wunde nahm, waren die Stiche verschwunden und der obere Teil der Wunde verheilt.
    Das Gleiche tat sie mit den anderen Stichen.
    Ohne ein Wort arbeitete sie sich nach unten vor, bis von der Wunde an seinem Oberschenkel nichts mehr zu sehen war. Schließlich stand sie auf und sah ihn mit dem klugen, melancholischen Blick an, den sie manchmal hatte. Ein Blick, der ihn für Augenblicke davon überzeugen konnte, dass Melancholie die einzige gesunde Annäherung an das Leben war. »Schlaf gut, mein Freund«, sagte sie, küsste ihn auf die Stirn und verschwand wieder.
    Da wachte er aus seinem Traum auf.
    Er war allein im Zimmer. Felicia war nicht da. Es war kurz nach zehn am Vormittag. Seit sie miteinander gesprochen hatten, war mehr als ein Tag vergangen. Nach dem Telefonat hatte er lange nicht schlafen können und war erst am frühen Morgen weggedämmert.
    Er hatte gewartet und drei Mal mit seinem Sohn telefoniert. Laut Lars hatte Felicia ein Ticket für den Flug um 15 Uhr gehabt. Gestern. Warum war sie noch nicht im Krankenhaus aufgetaucht?
    Schließlich rief er Siri Holm an.
    »Hallo, Odd. Herzlichen Glückwunsch!«, sagte sie. »Hättest du mir nicht wenigstens die Chance geben können, dich anzurufen? Normalerweise macht man das so, wenn man Geburtstag hat.«
    »Verdammt! Ich hab’ heute Geburtstag?«, fragte er und war mit einem Mal vollkommen durch den Wind.
    »Ach, meldet sich mal wieder dein Gedächtnis?«, sagte sie mit einem Lachen. »Ist Felicia nicht bei dir?«
    Er hatte abends zuvor mit Siri telefoniert und ihr gesagt, dass Felicia kommen wollte.
    »Deshalb rufe ich ja an«, sagte er. »Ich habe seit gestern nichts von ihr gehört und gesehen. Und sie geht auch nicht ans Telefon. Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht mal bei uns in der Wohnung vorbeischauen könntest, um nachzusehen, ob sie da ist?«
    Siri versprach ihm, in der Mittagspause nachzusehen.
    Um fünf vor zwölf rief sie ihn aus der Wohnung in der Kirkegata an. Die Tür war verschlossen, es brannte nirgends Licht, von Felicia keine Spur.
    Er seufzte.
    »Sie taucht schon noch auf«, sagte Siri. »Ist vielleicht einfach einen Tag länger in Oslo geblieben.«
    Sie wussten beide, wie unwahrscheinlich sich das anhörte.
    Er dankte ihr für die Hilfe und legte auf.
    Nachdem er das Handy weggelegt hatte, klopfte es an seiner Tür und die Schwester kam herein.
    »Ein junger Mann würde gerne mit Ihnen sprechen«, sagte sie.
    Hinter ihr betrat Fredrik Alm den Raum. Die Schwester zog sich wieder zurück, und der Junge blieb einen Moment lang mitten im Zimmer stehen, als wüsste er nicht recht, was er tun sollte. Dann durchsuchte er seine Jackentaschen und holte ein schwarzes Notizbuch hervor. Singsaker erkannte es sofort.
    »Wo hast du das denn her?«, fragte er, als Fredrik es ihm
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