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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition)
Autoren: Jørgen Brekke
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hat. Ich heirate dich nicht, solange du trinkst. Zeig mir, dass du bis Weihnachten keinen Branntwein anrührst, dann denke ich ernsthaft über dein Angebot nach«, sagte sie, beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Und jetzt iss«, sagte sie und ging.
    Als Bayer an diesem Abend nach Hause torkelte, war er außer sich vor Glück und ganz versunken in seine eigenen Gedanken. Alles war mit einem Mal so einfach.
    »Ein halbes Jahr, ohne mich zu betrinken. Das schaffe ich. Verdammt, beim Meeresgott Neptun, das schaffe ich. Ich lasse mich nicht unterkriegen, nein.«
    Am Kalveskinnet wollte er ins Kinderheim, aber Mutter Anne wehrte ihn brüsk ab und bat ihn, erst wiederzukommen, wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hatte. Also schwankte er nach Hause, ging ins Bett und träumte voller Wollust von Ingrid Smeddatter ohne Kleider.
    Drei Tage später war er bei Winding, um seinen Druck zu holen. Er hatte in diesen Tagen nichts anderes als gekochtes Wasser getrunken, was er mit Zittern und Schwitzen aber einigermaßen überstanden hatte. Inzwischen ging es ihm mit jedem Tag besser.
    Bayer studierte zufrieden die drei Drucke. Dann klemmte er sie sich unter den Arm und ging zurück in seine Dienststelle. Dort traf er Torp in bester Laune an.
    »Ein Bote vom Stiftsamtmann wartet auf Euch«, sagte er und grinste von Ohr zu Ohr.
    »Wirklich?«, antwortete Bayer gemessen und warf einen Blick auf den Mann, der am anderen Ende des Amtszimmers auf einem Stuhl saß.
    »Ich werde mich dann mal zurückziehen«, sagte Torp und trat auf die Treppe. Bayer hatte keine Ahnung, was er dort draußen wollte.
    Er begrüßte den Herrn und erfuhr, in welcher Sache der Mann gekommen war.
    »Nach gründlichen Erwägungen ist unser verehrter Herr Stifts amtmann zu dem Schluss gekommen, dass der Polizeimeister der Stadt Trondheim über lange Zeit nicht die Wertschätzung erfahren hat, die seinem Amt gebührt hätte. Da er aber wünscht, dass unser Polizeimeister sich auf gleichem Rang mit denen der anderen Städte unseres Landes befindet, hat er beschlossen, Euch, Nils Bayer, zu gewähren, einen halben Schilling von jedem in unsere Stadt eingeführten und verzollten Fass einzubehalten. Die Details stehen in diesem Schreiben.«
    Der Bote verbeugte sich und überreichte Bayer ein Schriftstück mit dem Siegel des Stiftsamtmanns.
    »Verstehe«, sagte Bayer und warf die Schriftrolle wie beiläufig auf seinen Schreibtisch. »Verstehe nur allzu gut. Richtet dem Stiftsamtmann meine besten Grüße und Wünsche für sein Haus aus.«
    Bayer begleitete den Boten zur Tür. Als er ihn verabschiedete, kam Torp wieder herein.
    »Das waren doch fantastische Neuigkeiten«, sagte er.
    »Kommt drauf an, wie man es sieht«, sagte Bayer. »Es gibt für alles im Leben einen Preis.«
    Torp sah ihn verwirrt an.
    »Aber das wird sicher Gutes mit sich bringen«, fügte er dann hinzu. »Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir in gewisser Zeit auch Ihr Gehalt etwas aufstocken können.«
    »Wenn der Herr Polizeimeister das für angemessen hält«, sagte Torp und verbeugte sich.
    »Jetzt macht, dass Ihr rauskommt und schafft Ordnung in unserer Stadt. Dafür bezahle ich Euch ja schließlich, nicht wahr?«
    Torp verbeugte sich und verschwand durch die Tür. Vermutlich hatte er längst jeden Versuch aufgegeben, seinen Polizeimeister verstehen zu wollen.
    Nils Bayer legte zwei der Drucke weg, die er noch immer unter dem Arm hatte, und nahm den dritten mit nach draußen. Er ging zum Hoppa . Ingrid Smeddatter saß allein in dem leeren Gastraum.
    »Was für ein stiller Morgen«, sagte er lächelnd.
    »Still und friedvoll, bis du gekommen bist«, erwiderte sie lachend.
    »Ich habe ein Geschenk für dich«, sagte Bayer.
    Sie nahm den Druck entgegen und sah ihn sich an.
    »Wie schön das ist«, sagte sie. »Aber ein Geschenk? Wofür?«
    »Nun, weil wir drei Tage näher an Weihnachten sind«, antwortete er.

35
    D as Geräusch der Sirenen wurde lauter, während sie selbst sich immer schwacher fühlte. Das Leben sickerte langsam aus ihr heraus.
    Im Innern der Schneehöhle war es stockfinster und ganz still. Der Gesang war verstummt und nur noch der schwache Atem eines Menschen war zu hören.
    Und ihr eigener Puls.
    Dunk, dunk, dunk.
    Er wurde langsamer. Nicht das Messer würde sie umbringen, damit hatte er sie verschont, sondern die Kälte.
    Sie bildete sich ein, auch den Puls des Mannes zu hören, der sie zu retten versucht hatte, wusste aber, dass sie zwischen den wachen Momenten,
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