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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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schmal.
    „Ein Vermögen würde ich es nicht gerade nennen“, beteuerte Jordan rasch.
    „Er ist so bescheiden“, sagte Guy. „ Chetwynd hat eine Sammlung, auf die jedes Museum stolz wäre.“
    „Jedes Bild ist gesichert“, meinte Jordan. „Und zwar perfekt gesichert.“
    Die Rothaarige lachte. „Ich glaube Ihnen, Mr. Tavistock.“
    „Das hoffe ich.“
    „Ich würde mir Chetwynd gern einmal ansehen.“
    „Ich bin sicher, Jordan wird uns einladen“, sagte Guy und drückte ihre Hand, bevor er sich erhob. „Ich lasse den Wagen vorfahren, ja? Wenn wir jetzt fahren, entgehen wir dem Gedränge auf dem Parkplatz.“
    „Ich komme mit.“
    „Nein, nein. Trinken Sie in Ruhe aus. Ich bin gleich zurück.“
    Er verschwand in der Menge.
    Die Frau wandte sich wieder Jordan zu. Feige war sie nicht, das stand fest. Sie lächelte.
    Charles Ogilvie stand auf der anderen Seite des Zelts, als er die Frau entdeckte. Sie musste es sein. Ihre Haarfarbe war nicht zu verwechseln. Zimtrot, nur so konnte man ihre prächtige Mähne beschreiben. Gute Arbeit. Ogilvie hatte die Schachtel im Abfalleimer gefunden, als er heute Morgen ihr Hotelzimmer durchsucht hatte. Die Haare in ihrer Bürste hatten seinen Verdacht bestätigt. Miss Clea Rice hatte sich mal wieder in Windeseile verwandelt. Sie wurde immer besser. Zweimal hatte sie ihn fast abgeschüttelt.
    Aber er war erfahren, und sie wusste nicht, wie er aussah!Unauffällig schlenderte er in ihre Nähe, um sie sich genauer anzusehen. Kein Zweifel, sie war Clea Rice. Sie hatte reichlich Lippenstift und Rouge aufgetragen, aber ihre Wangenknochen verrieten sie. Der Mann, der gerade aufgestanden war und sich jetzt entfernte, war Guy Delancey.
    Aber den anderen kannte Charles Ogilvie nicht.
    Der Unbekannte war blond, schlank, groß und tadellos gekleidet. Er setzte sich auf den Stuhl, den Delancey gerade geräumt hatte, und beugte sich zu Clea Rice. Die beiden schienen sich zu kennen. Das war beunruhigend. Wer war er? In dem Dossier über Clea war er nicht erwähnt.
    Ogilvie nahm den Deckel vom Teleobjektiv, duckte sich hinter die Weinbar und machte ein paar Fotos. Erst vom Profil des Blonden, dann von Clea. Ob er ihr neuer Partner war? Die Frau war gerissen. Seit drei Wochen beschattete er sie nun schon, und sie hatte sich seinen Respekt erworben.
    Aber war sie schlau genug, um am Leben zu bleiben?
    Er legte einen neuen Film ein und hob die Kamera.
    „Das Haar gefällt mir“, sagte Jordan.
    „Danke“, erwiderte die Frau.
    „Etwas auffällig, finden Sie nicht?“
    „Genau das soll es sein.“
    „Ich verstehe. Guy Delancey.“
    Sie neigte den Kopf. „Manche Männer sind einfach zu berechenbar.“
    Er lächelte. „Übrigens, es gibt keine Firma namens Nimrod Associates. Wer sind Sie? Ist Diana Lamb Ihr richtiger Name?“
    „Ist Jordan Tavistock Ihrer?“
    „Ja. Und Sie haben meine Frage nicht beantwortet.“
    „Weil ich Sie viel interessanter finde.“ Sie beugte sich vor und unwillkürlich starrte er in den Ausschnitt ihres geblümten Kleids.
    „Ihnen gehört also Chetwynd? “
    Er zwang sich, ihr ins Gesicht zu sehen. „Meinem Onkel Hugh.“
    „Und diese tolle Gemäldekollektion? Gehört die auch ihm?“
    „Der Familie, über die Jahre gesammelt.“
    „Gesammelt?“ Sie lächelte. „Offenbar habe ich Sie unterschätzt, Mr. Tavistock. Sie sind nicht der Amateur, für den ich Sie gehalten habe.“
    „Wie bitte?“
    „Sie sind ein Profi. Ein Dieb und Gentleman!“
    „Das bin ich nicht!“ protestierte er, während ihr Parfüm ihm in die Nase stieg. Es hatte eine berauschende Wirkung. „Diese Kunstwerke sind seit Generationen im Besitz meiner Familie!“
    „Aha. Ihr Vorfahren waren ebenfalls Profis?“
    „Das ist doch absurd …“
    „Oder sind Sie der erste in Ihrer Familie?“
    Jordan packte die Tischkante und zählte stumm bis fünf. „Ich bin kein Dieb und war es auch nie.“
    „Aber ich habe Sie gesehen, erinnern Sie sich? Sie wühlten im Kleiderschrank und nahmen etwas heraus. Papiere, glaube ich. Also sind Sie ein Dieb.“
    „Nicht so wie Sie.“
    „Wenn Sie ein so reines Gewissen haben, warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?“
    „Vielleicht tue ich das noch.“
    „Das bezweifle ich.“ Sie lächelte triumphierend. „Was den Diebstahl angeht, so halte ich Ihren für verwerflicher. Sie machen aus Ihren Freunden Opfer.“
    „Wohingegen Sie aus Ihren Opfern Freunde machen.“
    „Guy Delancey ist kein Freund.“
    „Wie konnte ich mich nur so
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