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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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auch nicht sehr wohl. Ich empfehle Ihnen die Provence. Viel netter“, antwortete er.
    „Provence? Das muss ich mir merken.“
    Er rückte näher. „Sie sind keine Engländerin, nicht wahr?“ Sie schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. „Merkt man mir das etwa an?“
    „Der Akzent. Amerikanerin?“
    „Oh, Sie sind aber schnell“, sagte sie und sah zufrieden, wie geschmeichelt er sich fühlte. „Sie haben Recht, ich bin Amerikanerin.Aber ich lebe schon lange in London. Seit mein Mann gestorben ist.“
    „Oh.“ Mitfühlend schüttelte er den Kopf. „Das tut mir Leid.“
    „Er war zweiundachtzig.“ Sie betrachtete ihn über ihr Glas hinweg. „Seine Zeit war abgelaufen.“
    Sie sah ihm an, was er dachte. Der Alte war bestimmt stinkreich. Warum würde ein so hübsches junges Ding ihn sonst heiraten? Also ist sie jetzt eine reiche Witwe …
    Delancey kam noch näher. „Sie waren hier mit Ihren Freunden verabredet?“
    „Sie sind nicht gekommen“, erwiderte sie betrübt. „Ich bin mit dem Zug aus London gekommen. Sie wollten mich im Wagen mitnehmen. Jetzt muss ich wohl wieder die Bahn nehmen.“
    „Unsinn!“ Er strahlte sie an. „Ich möchte mich nicht aufdrängen, aber wenn Sie nichts Besseres vorhaben, führe ich Sie gern herum. Unser Dorf ist wunderschön.“
    „Aber ich möchte Ihnen keine Umstände machen.“
    „Ganz im Gegenteil. Es wäre mir ein Vergnügen.“
    Sie musterte ihn, als ob sie nicht wüsste, ob sie ihm vertrauen konnte. „Ich kenne ja noch nicht einmal Ihren Namen …“
    Er streckte die Hand aus. „Guy Delancey. Freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Und Sie sind …“
    „Diana“, sagte sie und gab ihm lächelnd die Hand. „Diana Lamb.“

3. KAPITEL
    D er vierte Chukker war gerade vier Minuten alt, als Oliver Cairncross den Ball mit einem wuchtigen Schlag zwischen die Pfosten der gegnerischen Mannschaft beförderte. Die Zuschauer applaudierten begeistert. Sir Oliver riss sich den Helm vom Kopf und deutete eine Verbeugung an.
    „Sieh ihn dir an“, murmelte Veronica. „Sie benehmen sich wie Kinder. Werden sie denn nie erwachsen?“
    Auf dem Feld setzte Sir Oliver den Helm wieder auf und winkte seiner Frau zu. Er runzelte die Stirn, als er sah, wie sie sich zu Jordan beugte.
    „Oh nein“, seufzte Veronica. „Er hat dich gesehen.“ Sie sprang auf und winkte zurück, ganz die stolze Ehefrau. „Er ist so verdammt eifersüchtig“, murmelte sie, als sie sich wieder setzte.
    Verblüfft sah Jordan sie an. „Er glaubt doch nicht etwa, dass du und ich …“
    „Du bist nun einmal mein alter Freund. Da macht er sich natürlich so seine Gedanken.“
    Natürlich, dachte Jordan. Wer mit Veronica verheiratet war, hatte allen Grund, an der Treue seiner Frau zu zweifeln.
    Veronica beugte sich wieder zu ihm. „Hast du sie mit?“
    „Wie verlangt.“ Er holte das Bündel Briefe aus der Jacke.
    Sie riss sie ihm aus der Hand. „Du hast sie doch nicht etwa gelesen?“
    „Selbstverständlich nicht.“
    „Was für ein Gentleman!“ Zärtlich kniff sie ihm in die Wange. „Versprich, dass du niemandem davon erzählst.“
    „Keiner Seele. Aber das war wirklich das letzte Mal, Veronica. Sei bitte ab jetzt diskret. Oder besser noch, du hältst dich an dein Ehegelübde.“
    „Oh, das werde ich!“ erklärte sie feierlich, bevor sie aufstand.
    „Wohin willst du?“
    „Ich will die hier für immer verschwinden lassen!“ Sie wedelte mit der Hand. „Ich rufe dich an, Jordie.“ Im Mittelgang der Tribüne begegnete sie einem breitschultrigen Mann. Sofort blieb sie stehen und warf einen interessierten Blick über die Schulter.
    Kopfschüttelnd wandte Jordan sich wieder dem Spielfeld zu. Männer und Pferde donnerten vorbei, auf der Jagd nach einem Gummiball. Hin und her ging das Match der schwitzenden Reiter auf den dampfenden Vierbeinern. Jordan hatte sich nie sonderlich für Polo begeistern können. Ein paarmal hatte er selbst gespielt und stets blaue Flecken davongetragen. Er traute Pferden nicht. Sie ihm auch nicht, und bei dem unweigerlichen Machtkampf zwischen Mensch und Tier hatten sie einen deutlichen, vierhundert Pfund schweren Vorteil.
    Vier Chukker standen noch aus, aber Jordan hatte genug. Er verließ die Tribüne und steuerte das Erfrischungszelt an.
    Dort schlenderte er an die Bar und bat um ein Glas Wasser. Daran nippend suchte er nach einem freien Tisch und entdeckte einen in der Ecke. Auf dem Weg dorthin erkannte er den Mann, der am Nachbartisch saß. Es war Guy
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