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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten
Autoren: Philip K. Dick
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jetzt ein Irrenhaus. Die Neuen Menschen hocken alle in ihren Kabinen. Bleiben Sie da weg.«
    »Ich möchte den Ratsvorsitzenden sprechen.«
    »Er ist wahrscheinlich wie die anderen, die Außergewöhnlichen und die Neuen Menschen.« Nachdenklich, sagte der Polizist: »Aber ich weiß nicht, ob sich das auf die Außergewöhnlichen ausgewirkt hat. Es sind die Neuen Menschen.«
    »Bringen Sie mich hin«, sagte Nick.
    »Okay, Freund, aber Sie sind verletzt – Sie haben sich den Arm gebrochen und wahrscheinlich innere Verletzungen davongetragen. Wollen Sie nicht lieber in die Klinik?«
    »Ich möchte den Ratsvorsitzenden sprechen.«
    »Okay, ich fliege Sie hin und lasse Sie auf dem Dach aussteigen«, sagte der Polizist. »Ich will mit dem Ganzen nichts zu tun haben, ich will nicht, daß es mich auch beeinflußt.«
    »Sie sind ein Alter Mensch?« fragte Nick.
    »Ja, sicher, wie Sie. Wie die meisten Leute. Wie die ganze Stadt, außer an Orten wie dem Bundesgebäude, wo Neue Menschen – «
    »Auf Sie wirkt es sich nicht aus«, sagte Nick. Er ging unsicher, aber ohne Hilfe, auf den Polizeiflitzer zu. Ging – und gab sich Mühe, nicht ohnmächtig zu werden. Nicht jetzt, sagte er sich. Grem kommt zuerst, dann spielt es keine Rolle mehr. Vielleicht war er davongekommen. Die Hauptwirkung schien die Neuen Menschen zu betreffen.
    Der Polizist stieg gemächlich ein und wartete auf ihn, dann startete er.
    »Wirklich schade um das Mädchen«, sagte er. »Aber mir ist aufgefallen, wie hochfrisiert der Flitzer war. Einfach verrückt. Hat er ihr gehört?«
    Nick sagte nichts. Er umklammerte den gebrochenen Arm und hielt seinen Kopf von Gedanken frei. Er sah, wie die Häuser unten vorbeihuschten, als der Polizeiflitzer zum Bundesgebäude flog, fünfzig Meilen außerhalb New Yorks, in der Satrapie Washington, D. C.
    »Weshalb flog sie so schnell?« fragte der Polizist.
    »Wegen mir«, meinte Nick. »Deshalb flog sie so schnell. Das hat sie das Leben gekostet.«
    Der Flitzer schwebte weiter, surrend wie ein Staubsauger.

    26

    Das Dachlandefeld des Bundesgebäudes war hell erleuchtet, während ständig Flitzer starteten und landeten. Man sah aber nur Dienstfahrzeuge. Für die Öffentlichkeit war der Landeplatz offenbar gesperrt… weiß Gott, wie lange schon.
    »Ich habe Landeerlaubnis«, sagte der ÖSD-Beamte. Er deutete auf eine blinkende grüne Lampe an dem komplizierten Armaturenbrett seines Flitzers.
    Sie sanken herab und setzten auf. Mit Hilfe des Polizisten konnte Nick aussteigen und sich mühsam aufrichten.
    »Viel Glück, Freund«, sagte der Beamte und flog davon. Sein Flitzer verschwand am Himmel, die roten Blinklichter verschmolzen mit den Sternen.
    An der Eingangsrampe versperrten ihm schwarzuniformierte ÖSD-Leute den Weg. Alle trugen Karabiner mit dünnen Läufen. Und alle sahen ihn an, als sei er Abfall.
    »Ratsvorsitzender Grem – « begann er.
    »Verschwinde!« sagte einer der Bewaffneten.
    » – hat mich gebeten, ihn aufzusuchen.«
    »Wissen Sie nicht, daß es ein vierzigtausend Tonnen schweres Fremdwesen gibt, das – «
    »Ich bin wegen des Notstands hier«, sagte Nick.
    Einer der Beamten sprach in ein Handmikrofon, lauschte seinem Ohrknopfhörer und nickte. »Er kann hineingehen«, sagte er.
    »Ich bringe Sie hin«, meinte einer der anderen Beamten. »Hier ist der Teufel los.« Er ging voraus, und Nick folgte ihm, so gut er konnte.
    »Was ist los mit Ihnen?« fragte der andere. »Sie sehen aus wie nach einem Flitzerunfall.«
    »Mir fehlt nichts«, antwortete Nick.
    Sie kamen an einem Neuen Menschen vorbei, der eine schriftliche Anweisung in der Hand hielt und offenbar versuchte, sie zu lesen. Irgendein Rest von Verstand sagte ihm, daß er sie lesen sollte, aber in seinen Augen war kein Begreifen, nur angstvolle Verwirrung.
    »Hier entlang.« Der ÖSD-Mann führte ihn durch mehrere Räume. Nick sah hier und dort Neue Menschen, manche am Boden sitzend, während andere etwas zu tun versuchten, sich mit Gegenständen beschäftigten oder einfach nur dasaßen und vor sich hinstarrten. Und manche tobten. Alte Menschen, die man eingesetzt hatte, versuchten sie zu bändigen.
    Die letzte Tür ging auf, der Beamte trat zur Seite und sagte: »Hier«, bevor er sich entfernte.
    Willis Grem lag nicht in seinem riesengroßen, zerwühlten Bett. Statt dessen saß er auf einem Stuhl an der Rückwand. Sein Gesicht wirkte ruhig und gefaßt.
    »Charlotte Boyer ist tot«, sagte Nick.
    »Wer?« Grem blinzelte, versuchte sich auf Nick zu
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