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Die McDermotts 01 - Niemals

Die McDermotts 01 - Niemals

Titel: Die McDermotts 01 - Niemals
Autoren: Marina Schuster
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mitgeteilt, dass er sie abholen würde. Sie hatte es jedoch vorgezogen, ihn ein wenig schmoren zu lassen, als ihre kleine, persönliche Rache für sein verletzendes Verhalten von damals.
    Es war neun Jahre her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, sie war fünfzehn gewesen an jenem bewussten Tag, den sie nie vergessen würde.
    Wie immer waren sie alle zum Schwimmen an den Silver Lake gegangen. Eigentlich war sie mit Lauren McDermott befreundet, aber ihre Brüder begleiteten sie meistens; Jordan, Adrian und natürlich auch Callan.
    Zu dieser Zeit war Joyce bis über beide Ohren in Callan verliebt, mit seinen zwanzig Jahren war er für sie jedoch unerreichbar. Außerdem hatte er ständig eine Schar hübscher Mädchen um sich, mit denen er ungeniert flirtete, herumknutschte und vermutlich noch ganz andere Dinge tat. Dass er sie kaum beachtete, wunderte sie nicht. Sie wusste, dass sie mit ihrer Brille, der Zahnspange und den Unmengen von Sommersprossen nicht gerade sehr ansprechend aussah, in der Schule wurde sie deswegen oft genug verspottet. Doch sie schwärmte weiter still für ihn. Er war ihre erste, große Liebe und sie war glücklich, wenn er irgendwo in der Nähe war.
    An jenem bewussten Nachmittag alberten sie im Wasser herum und kamen schließlich auf die Idee, von einem der Felsen herunterzuspringen, die den See auf einer Seite säumten. Als Joyce aus der schwindelerregenden Höhe herunterschaute, hatte sie zunächst Bedenken. Aber die anderen hatten den Sprung bereits unbeschadet überstanden, und als Callan ihr ein paar Mal »Feigling« zurief, nahm sie ihren Mut zusammen und sprang.
    Sie kam heil unten an, doch irgendwie schluckte sie eine Menge Wasser und bekam plötzlich keine Luft mehr. Alles wurde schwarz, und als sie wieder zu sich kam, lag sie am Ufer und Callans Gesicht war dicht über ihr. Seine blauen Augen schauten sie besorgt an, sein Mund war so verlockend nahe. Ohne wirklich zu wissen, was sie da tat, zog sie seinen Kopf zu sich herunter und drückte ungeschickt ihre Lippen auf seine.
    Einen Moment hielt er überrascht still, dann sprang er auf. »Sprosse, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich küssen würde«, rief er laut und betonte spöttisch: »Niemals.«
    Sämtliche Freunde ringsherum lachten, und Joyce saß da wie ein begossener Pudel, feuerrot, beschämt, mühsam die Tränen unterdrückend.
    Sobald sich alle wieder etwas beruhigt hatten und abgelenkt waren, raffte sie ihre Sachen zusammen und machte sich aus dem Staub. Lauren kam hinter ihr hergelaufen.
    »Joyce, warte, wo willst du denn hin?«
    »Weg«, flüsterte sie tränenüberströmt, »nur weg.«
    »Nun komm schon, Callan hat das nicht böse gemeint, du kennst ihn doch.«
    »Ja, leider«, nickte sie. »Er ist ein Idiot und ich will ihn nie wiedersehen.«
    Die restlichen Tage bis zu ihrer Abreise vergrub sie sich auf der Ranch, und danach hatte sie nie wieder den Wunsch verspürt, die Ferien bei ihrer Großmutter zu verbringen.
    Mit einem leisen Seufzen drehte Joyce sich jetzt auf die andere Seite. Sie hatte lange nicht mehr daran gedacht, aber nachdem sie Callan nun wiedergesehen hatte, war die Erinnerung auf einmal so präsent, als wäre es erst gestern geschehen.
    Für einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, ihm am nächsten Tag gründlich die Meinung über sein flegelhaftes Benehmen von damals zu sagen. Doch dann verscheuchte sie die unangenehmen Bilder aus ihrem Kopf. Das war alles ewig her, und garantiert konnte er sich überhaupt nicht daran erinnern. Außerdem würden sie hier für ein paar Tage miteinander auskommen müssen, und sie hatte keine Lust, sich mit ihm herumzuärgern.
    Sie gähnte. Was soll‘s, dachte sie schläfrig, schließlich bin ich keine fünfzehn mehr und Callan McDermott interessiert mich nicht im Geringsten.

3
    Stillwell war ein kleiner Ort mit rund siebenhundert Einwohnern etwa hundert Meilen südlich von San Antonio in Texas. Wer das erste Mal hierher kam, hatte den Eindruck, mitten in einer Western-Kulisse gelandet zu sein. Die Hauptstraße war gesäumt mit hölzernen Gebäuden, in denen diverse Geschäfte untergebracht waren. Vor den Häusern gab es nach wie vor die Anbindebalken für Pferde, sogar die alten Wassertränken standen noch überall herum.
    Hier befand sich auch die Cactus-Bar, eine Kneipe, die sich jederzeit als Saloon für einen Film geeignet hätte.
    Callan parkte seinen Pick-up und betrat die Bar, die wie jeden Abend gut besucht war.
    »Hey Cal, du bist aber
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