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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin
Autoren: Lea Korte
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und in Joghurt getränkte Kichererbsen aus der Küche und füllte die Gläser mit frisch zubereitetem Apfelsaft. Alkohol wurde bei den Sulamis nicht ausgeschenkt; Abdarrahman achtete in seinem Haus auch in diesem Punkt streng auf die Einhaltung der Regeln des Korans.
    »Man hört, dass es heute im Palast einige Aufregung gab«, wandte er sich an Zahra. Die Frage ihres Vaters erfüllte sie mit Unbehagen. Unsicher, was sie erwidern sollte und vor allem auch erwidern durfte, rutschte sie auf ihrem Kissen hin und her.
    Abdarrahman strich sich über sein schwarzes Bärtchen, in dem sich wie in seinem dichten, krausen Haar schon seit einigen Jahren silberne Fäden zeigten. »Was zierst du dich denn so? Du willst mir doch nicht weismachen, dass ihr nicht mitbekommen habt, wie viele wichtige Leute heute im Thronsaal ein und aus gegangen sind? Jeder weiß, dass Aischa überall ihre Spione hat – und ganz sicher hast auch du etwas aufgeschnappt. Schließlich musst du doch immer in alles deine Nase hineinstecken!«
    Zahra schluckte. »Ich … Also, eigentlich weiß ich wirklich nichts. Die Sultanin war heute leidend und lag die meiste Zeit über allein in ihrem Schlafgemach.«
    Was sollte sie sonst sagen? Schließlich konnte sie ihrem Vater kaum gestehen, dass sie seit wenigen Stunden selbst eine der Spioninnen Aischas war.
    Ihr Vater musterte sie noch einen Moment und begann dann zu essen. Zahra ahnte, dass er ihr kein Wort glaubte und sie sich später sicher noch einmal unter vier Augen vorknöpfen würde. Sie fuhr mit dem Löffel durch den Reis, ohne zu essen.
    »Was hat Aischa denn?«, fragte Leonor, die der Sultanin sehr zugetan war. Als Abdarrahman sie geheiratet hatte, war sie von den adligen maurischen Damen zunächst geflissentlich ignoriert worden. Sie hatten es unter ihrer Würde angesehen, mit einer ehemaligen Sklavin zu verkehren, und sich auch nicht davon beeindrucken lassen, dass Leonors Vater dem kastilischen Hochadel angehörte. Erst nachdem Aischa Leonor mehrmals in den Palast eingeladen hatte, hatten sich auch die Türen anderer maurischer Adelshäuser für sie geöffnet.
    »Es … es war wohl vor allem die Hitze, die Aischa zugesetzt hat«, antwortete Zahra ausweichend. Noch ehe ihre Mutter nachfragen konnte, platzte Yazid in den Patio und dröhnte seinem Vater triumphierend entgegen: »Jetzt endlich werden wir es den verfluchten Ungläubigen zeigen!«
    Unwillig sah Abdarrahman von seinem Teller auf. »Auch wenn ich sehr wohl auf die neusten Nachrichten vom Hof erpicht bin, ist das wohl kaum eine angemessene Begrüßung zum Abendessen, mein Sohn!«
    Unbeeindruckt ließ Yazid sich auf den Platz neben seinem Vater fallen. »Der Emir hat den Kastiliern endlich die Stirn geboten!«
    Abdarrahman ließ sein Messer sinken. »Was soll das heißen?«
    »Ganz einfach: Hassan hat die christlichen Gesandten mit ihren alljährlichen Tributforderungen zum Teufel gejagt – und recht hat er!«
    »Wie kannst du das sagen?« Abdarrahman schob seinen Teller von sich. »Wir haben Verträge mit den Kastiliern, schon seit 1236 , als sich der damalige Emir Mohammed König Fernando von Kastilien als Vasall unterstellt hat. Wir müssen die Tribute zahlen, um hier in Frieden leben zu können, und um unsere Truppen ist es derzeit bei weitem nicht so gut bestellt, dass wir einem größeren Angriff trotzen könnten!«
    »Aber Vater, ohne unsere Tributzahlungen haben die Kastilier doch gar nicht die finanziellen Möglichkeiten, um Krieg gegen uns zu führen, zumal sie allein schon der Krieg gegen Portugal ein Vermögen kostet. Außerdem müssten sie, um gegen uns losschlagen zu können, erst einmal in ihrem eigenen Land Frieden schaffen. Die eigensinnigen kastilischen Adligen machen nicht erst, seit Isabel und Fernando vor vier Jahren den kastilischen Thron bestiegen haben, was sie wollen, und werden sich hüten, Isabel gegen uns zu unterstützen, weil sie viel zu große Furcht vor einem Vergeltungsschlag haben. Schließlich grenzen ihre Ländereien an die unseren – und ihre Köpfe werden die ersten sein, die wir aufspießen, wenn sie uns zu Leibe rücken!«
    »Trotzdem hat Hassan kein Recht, einen Krieg anzuzetteln, ohne sich zuvor mit uns zu beraten!«
    »Hassan ist der Emir, und er kann tun, was er für richtig hält«, widersprach ihm Yazid. »Außerdem war ein Großteil seiner Berater bei dem Gespräch mit den christlichen Gesandten anwesend, und niemand hat sich seinem Vorgehen widersetzt! Vater, die Zeiten haben sich
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