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Die Maske des Alien

Die Maske des Alien

Titel: Die Maske des Alien
Autoren: Gordon Eklund Gregory Benford
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Gestalten drängten sich am Rande des Vorhofes, tuschelten miteinander, aber niemand wagte näher zu kommen.
    Skallon stand eine ganze Weile da und schaute sich in der Halle um. Sie war voller Blut, und in den Wänden waren tiefe Brandlöcher. Ruhig und mit klarem Kopf dachte er an den Aufruhr und an das, was er in seinem Drogenrausch getan hatte. Es war schlimm gewesen. Genau gesagt, es war ein destabilisierender Zwischenfall. Er brauchte keine soziometrische Studie von Kalic, um zu wissen, was die Anwesenheit von Erdlern, von getarnten Erdlern, hier bewirkt hatte.
    Die Auswirkungen hätten sich jedoch dämpfen lassen. Mit behutsamen, sorgfältigen Justierungen hätte er den Riß, den er verursacht halle, beheben können.
    Aber das hier …
    Jetzt gab es keine Lösung mehr. Alvea würde in eine neue soziometrische Phase überkippen. Die Kasten würden vielleicht überleben, die groben Umrisse dessen, was einmal die alveanische Kultur gewesen war … aber die Vernichtung der gesamten Führung einer Kaste würde alles verändern. Die Erde konnte Alvea jetzt nicht mehr zurechtflicken.
    Irgendwo in diesem Brei von aufgerissenen Leibern lag der Änderung. Fain hatte es geschafft, ja. Aber der Änderung hatte gewonnen. In Kalic würde eine rasende Wut entflammen, ein Chaos, das sich über das ganze Land verbreiten würde. Weder er noch Fain konnten jetzt noch etwas tun, um es aufzuhallen.
    „Komm jetzt“, sagte Fain über Skallons Schulter. „Gehen wir zurück zum Hotel.“
    „Nein“, erwiderte Skallon. Er wandte sich um, schob mit einem Achselzucken die Hand des Mannes von seiner Schulter und verschwand zwischen den wimmelnden, vermummten Menschen in den gähnenden Straßen von Kalic.
     
    Skallon merkte, daß er ziellos umherwanderte. Er ließ sich durch die weitverzweigten Außenbezirke von Kalic treiben. Grunzend erklomm er einen Hügel und fiel schmerzhaft aufs Knie. Von dem abschüssigen Hang aus konnte man den Stadtrand sehen. Bilder glitten wahllos durch seine Gedanken. Joane, Fain, die verschwommenen, flackernden Gesichter einer Reihe von Alveanern, der Aufruhr, ein heißer, spröder Hauch von Weihrauch und Öl, ein mattes, rubinrotes Licht. Seine Gedanken wirbelten in ihrem Vakuum.
    Er hörte ein fernes Stampfen. Er hastete den Berg hinauf und fand eine Frau, die auf einem Bett lag. Es war ein Messingbett, und Laken, Bezüge und Decken waren sorgfältig geglättet und festgestopft. Die Frau lag da und schaute zum Himmel. Neben ihr sah er ein kleines Mädchen, dessen Augen das helle Blau des Himmels spiegelten. Keine der beiden bewegte sich oder nahm Notiz von seinen knirschenden Schritten. Sie wirkten, als ob sie ganz ruhig warteten. Er sah, wie sie atmeten, in langen, flachen Zügen.
    Plötzlich erhob sich am Rande des Abhangs ein Junge aus dem Boden.
    „Woher kommst du?“ Skallons Stimme klang heiser.
    „Aus der Erde“, antwortete der Junge, glücklich über sein Geheimnis.
    „Das habe ich gesehen.“
    „Meine Mutter und meine Schwester warten darauf, daß wir den ersten Raum ausgraben.“
    Der Junge trat einen Schritt zurück, Steine fielen von ihm ab, und er zeigte ihm die Kante eines Loches. Es war eine Höhle. Aus ihrem Innern drang das Stampfen, das Skallon gehört hatte.
    Ein Mann kam herausgekrochen. Er zog einen mit Erde und Steinen gefüllten Eimer hinter sich her. Der Mann sah Skallon wortlos an. „Unser Heim“, sagte der Junge stolz.
    „Aber … warum eine Höhle graben? Die Seuchen … es gibt viele verlassene Häuser in der Stadt. Ihr könntet …“
    „Sie sind verseucht.“
    „Das macht doch nichts. Wenige dieser Krankheiten sind ansteckend.“
    „Ach“, sagte der Mann verächtlich.
    „Nein, wirklich.“
    „Wer könnte da sicher sein?“ fragte der Mann mit schneidender Stimme. Er funkelte Skallon wütend an. Verlegen wich Skallon einen Schritt zurück.
    „Nicht völlig sicher natürlich, nein. Aber es sind doch zweifellos zum größten Teil genetische Defekte …“
    „Wir leben hier. Halten uns fern von den Häusern der Toten.“
    Der Junge nickte. „So wie es die Alten taten. Vor alldem“, sagte er mit seiner hellen Stimme. „Unter der Erde. Geschützt.“
    Skallon sah wie betäubt zu. Der Mann zog den Eimer mit seinen knotigen Armen heraus und kippte das Gestein den Abhang hinunter. Ein brauner Streifen zog sich den Hang hinab.
    „Einen Raum. Und dann noch einen.“
    Skallon sah, daß der Mann keine Beine hatte. Es waren nur Stümpfe. Eine Amputation, um eine
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