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Die Maske des Alien

Die Maske des Alien

Titel: Die Maske des Alien
Autoren: Gordon Eklund Gregory Benford
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Krankheit aufzuhalten.
    Der Mann kroch zurück in die Mündung der Höhle, und der Junge folgte ihm. Skallon beobachtete die Frau und das Mädchen. Eine stumme, erschöpfte Geduld, älter als die Jahrhunderte.
    Es begann zu regnen; das erste Mal, daß Skallon auf Alvea Regen sah. Die Gestalten auf dem Bett blieben regungslos liegen und ließen den Regen wie ein weiches, dauerhaftes Laken auf sich herabfallen. Das Stampfen unter der Erde begann wieder.
     
    Jetzt, da der Änderung nicht mehr da war, gestattete Skallon seinen Gedanken, seine Bilder noch einmal heraufzubeschwören. Seine raschelnden, knirschenden Bewegungen. Das Stöhnen, als sein Fleisch sich verschob und verformte. Sein furchtbares, wissendes Lächeln. Skallons Lächeln.
    Das Wesen war tödlich und angsteinflößend, und zwar weit mehr als er befurchtet hatte. Aber es war auch faszinierend. Eine Sekunde lang hatte Skallon einen Schimmer dessen gesehen, was das Ding fühlte, er hatte gespürt, wie es die Welt sah.
    Stirnrunzelnd ging er weiter und versuchte, sich an die zarten Impressionen zu erinnern. Was er von dem Änderung empfangen hatte, waren nicht Ideen, sondern Gefühle, Empfindungen, Emotionen. Etwas vom Tanzen, vom leicht Dahinleben, vom Gleiten durch die Zeit wie ein Schiff auf ruhiger See. Und von der Unsterblichkeit. Daß Gommerset am Ende doch etwas bedeutete. Es gab eine entfernte Verwandtschaft zwischen dem Änderung und Alvea, dessen war er sich sicher.
    Gleichviel – das Wesen, so menschenähnlich in vieler Hinsicht, und doch so fundamental anders, hatte versucht, die alte Kultur von Alvea zu zerstören. Er harte Alvea zerstört. Es war ein abstoßendes und dennoch faszinierendes Ding, dieser Änderung. Skallon schauderte. Vielleicht konnte er Fain keinen wirklichen Vorwurf machen, weil dieser ihn gelötet hatte. Die ganze Zeit über war Danon der Änderung gewesen. Das Ding hatte in ihm gesteckt, voller Hohn. Auf dem Platz, bei den langen Versammlungen, während der Verfolgungsjagd durch die Straßen von Kalic. Immer lachend. Immer da. Und am Ende, noch im Tode, hatte er gesiegt.
     
    Der Änderung war nicht tot.
    Joseph Fain saß auf dem Bett in seiner Kammer im Hotel und starrte auf den dunklen Flecken am Boden neben seinem Fuß, während der Lärm des Chaos von der Straße heraufwogte. Soeben hatte er einen Käfer mit dem Stiefel zerquetscht, und zum zweiten Mal in seinem Leben verstand er alles.
    Der Änderung war nicht unter denen gewesen, die in der Halle gestorben waren. Dessen war er so sicher, wie er jemals einer Sache sicher gewesen war.
    Um etwas zu töten, mußte man es kennen. Der Änderung kannte Fain. Und aus dieser Kenntnis heraus hätte er es niemals zugelassen, daß er sich ihm unbemerkt näherte.
    Fain begriff, was der Änderung beabsichtigt hatte. Er hatte die Existenz von Fains kühlem Mittelpunkt gespürt, instinktiv hatte er die Quelle seiner Kraft erfaßt, und er hatte sich darangemacht, diesen Kern zu zerstören.
    Dies hatte das Ende sein sollen: Die Erkenntnis, daß er eine Versammlung von Unschuldigen niedergemetztelt hatte, sollte ihn in den Abgrund stoßen.
    Fain lächelte gepreßt. Ein toter Käfer hatte ihn gerettet. Er fühlte nichts – nur noch absoluten, totalen, überwältigenden Frieden. Kein Bedauern. Keine Scham. Keine Schuld.
    Der Änderung war allzu erfolgreich gewesen. Indem er den kühlen Kern in seinem Innern ausgelöscht hatte, hatte er das Wissen freigesetzt, das ihn befreite, das jede Sorge um Leben und Tod absurd und sinnlos machte.
    Jetzt endlich verstand Fain den Änderung wirklich.
    Und er konnte ihn töten.
    Wenn er ihn fände.
    Und er wußte, das würde bald sein.
     
    Mit leichtem Kopf und unbestimmten Gedanken ließ Skallon sich durch die verstopften Straßen von Kalic treiben. Der Mißklang, den er vorausgeahnt hatte, erhob sich jetzt überall wie eine Antwort auf ein unhörbares Pulsieren. Banden von kleinen Jungen bekämpften einander mit Knüppeln und Lehmklumpen. Männer rannten in atemloser Hektik irgendwelchen Besorgungen nach. Karren schoben sich durch die staubigen Straßen, hoch beladen mit ärmlichem Hausrat, und ihre Besitzer waren bemüht, die Stadt noch vor Einbruch der Nacht zu verlassen. Die Stadt grollte leise, zweifelnd und verwirrt.
    Durch Nebenstraßen erreichte er das Hotel, neugierigen Blicken aus dem Weg gehend. Er hatte Fain einiges zu sagen, aber das konnte warten. Er brauchte Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Er schlüpfte durch den Hintereingang und
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