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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau
Autoren: Alexander Kröger
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Dessen Geräusch wäre in das
Gebäude gedrungen.
Mac hatte den Videor aufgeräumt, die Kabel repariert. Aber
Spezialist war Alexej, und so hatte Mac nicht gewagt, zu
versuchen, den Defekt zu beheben, auch als Ausdruck seiner
Versöhnungsbereitschaft.
Bei der Betreuung Zeders befiel Mac Wehmut. Er spürte,
wenn er mit Alexej und seinen Zukunftsplänen einigermaßen
klarkommen wollte, würde er einlenken müssen. Und er fühlte
sich außerordentlich unsicher.
„Hast du mit – Vlcek gesprochen?“, fragte Mac zögernd.
Immerhin wäre es möglich gewesen, mit dem Handgerät über
etliche Zwischenstationen die Zentrale zu erreichen.
„Nein“, antwortete Alexej ruhig, ohne den Blick vom Gerät
zu wenden.
„Alexej, gib mir noch ein wenig Zeit – wenig!“, fügte er
betont hinzu. „Zwei, drei Tage… Vielleicht hast du Recht –
mit Zeder. Ich möchte mich erst an den Gedanken gewöhnen.
Und wenn wir sie informieren,
muss ihnen der gesamte
Vorgang…?“ Macs Satz war als Frage formuliert, er brachte
ihn nicht zu Ende, weil in dieser Sekunde Zeder aus ihrer
Kammer trat, die beiden nicht beachtete und schnurstracks
unter die Dusche ging. Sie begann mit ihrem erfahrungsgemäß
ausgiebigen Bad. In den Raum spritzte Wasser, da sie den
Vorhang nicht zugezogen hatte.
„Bis jetzt“, sagte Alexej in ruhigem Ton, „können wir gar
nichts melden.“ Er hatte Macs angedeutete Absicht
herausgehört. „Wir können ja den Sendetext gemeinsam
formulieren – falls das Ding wieder funktionieren sollte.“
Obwohl Mac gern noch mehr gesagt hätte, schwieg er. Ein
größeres Entgegenkommen konnte er von seinem Gefährten
wohl nicht erwarten.
Alexej begann – während Mac sich in die Kochnische begab
– den Bildschirm von den Kontakten zu lösen. –
    Im Klappern des Geschirrs und im Rauschen der Dusche
merkte keiner von den drei Stationsbewohnern, dass ein
weiterer Mensch den Raum betreten hatte. Er stand in der Tür,
die Halbmaske in die Stirn geschoben.
    Sein Blick wanderte im Raum umher, erfasste Macs breiten
Rücken in der Kochnische, blieb an Alexej haften, der gebückt
über dem Apparat in komplizierter Armhaltung hantierte, und
streifte schließlich die Duschkabine, in der Zeder fröhlich
plätscherte, sich mit ausgestreckten Armen behaglich drehte,
prustete und gurrte.
    Plötzlich ging ein Ruck durch den Mann. Er riss die Augen
weit auf, suchte in einem Anfall von Taumeligkeit Halt an der
Tür. Ein Ruf erstarb auf seinen Lippen.
    Dann hob sich sein linker Arm, wies auf die Dusche. Sein
Blick irrte durch den Raum, heftete sich erneut auf die grüne
Gestalt.
    Und dann löste sich der Schrei, der Mac und Alexej empor
fahren, wie zu Stein erstarren ließ.
Es war ein Wort nur, ein Name, der wie mit dem Ausdruck
der größten Freude und des größten Schmerzes
hinausgeschrien wurde: „Anne!“ –
Allan Nagy schleuderte die Halbmaske von der Stirn. Er rannte
auf Anne zu, achtete nicht auf die Kabel, die zum Videor
führten, blieb mit den Füßen darin hängen, zerfetzte sie. Das
Gerät polterte Alexej aus den Händen.
Kurz vor dem Vorhang verhielt er. Offenbar irritierten ihn die
Nacktheit und – die Farbe der Frau. Es schien, als überprüfe er
erneut ihre Identität.
Und dann dämmerte in ihm eine schreckliche Erkenntnis. Er
wandte sich zornbebend um und schrie: „Was habt ihr mit ihr
gemacht?“ Verzweiflung packte ihn. Er machte zwei Schritte
auf Anne zu, ungeachtet der noch immer voll geöffneten
Dusche, fasste das Mädchen an den Schultern und sagte mit
drängender Zärtlichkeit in der Stimme: „Anne – Anne! Ich bin
es, ich, Allan.“
Sie sah ihn an, lachend. Dann huschte ein Zug des Erkennens
über ihr Antlitz. Aber in der nächsten Sekunde gurrte sie,
drehte sich behände aus seinem Griff und reckte die Arme dem
Brausenkopf entgegen.
Allan fasste sie erneut, ungestümer. „Anne!“, rief er, „Anne!“
Und er rüttelte sie heftig.
Da legte sich Mac O’Mans Hand schwer auf Nagys Oberarm.
„Lass das!“, forderte er nachdrücklich.
Allan schüttelte ihn ab. Er drückte Anne an sich, legte seinen
Kopf auf ihre Schulter und barg das Gesicht im nassen Haar.
Ihm rann das Wasser der Brause über den Kopf, den Anzug.
Ein Schluchzen schüttelte ihn.
„Komm“, forderte Mac erneut auf, bestimmter. Und er packte
Allan am Arm.
Erschüttert ließ sich Allan aus der Duschkabine fuhren. Er
stand eine Weile im Raum, sichtlich verwirrt, verzweifelt.
Seine Hände an kraftlos hängenden Armen gingen
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