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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau
Autoren: Alexander Kröger
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Kosmodroms zu. Von anderen Menschen sah Mac
weit und breit nichts.
Einige Minuten überlegte Mac, dann begann er mit dem
Abstieg. Ihm in die Ebene zu folgen, erschien nicht ratsam.
Der Fremde brauchte sich nur einmal umzudrehen, und der
Verfolger war entdeckt. Das wiederum wäre ungünstig,
solange unbekannt blieb, wer der andere war und welche
Absichten er hegte.
Dann fiel Mac ein, dass Alexej sicher längst die Station
erreicht hatte, und er beschleunigte seine Schritte, soweit es
der Hang zuließ.
Auf dem Weg zwischen den Feldern, als er nur noch die
Beine zu setzen und nicht mehr auf den Untergrund zu achten
brauchte, gingen ihm im Zusammenhang mit dem Fremden
allerlei wirre Gedanken durch den Kopf. Und es schwang
Angst mit. Er überdachte auch sein Verhältnis zu Alexej, und
nahm sich vor, mit dazu beizutragen, die alte Atmosphäre
wiederherzustellen. Mac begann sich seines Verhaltens dem
Gefährten gegenüber zu schämen.
Die Spuren des Fremden auf dem Weg sah er nicht. Er kam
zum Haus, trat ein, wollte Alexej seine Wahrnehmungen
mitteilen, aber Alexej befand sich nicht im
Gemeinschaftsraum. Mac hörte Laute aus Zeders Kammer. Er
trat in die offene Tür.
Dort stand Alexej, hielt Zeder an sich geschmiegt. Er
streichelte ihr Haar, ihre Schulter.
Und da verlor Mac die Beherrschung.
Sylvester Reim berührte es doch, als Allan Nagy ihn bei
seiner Ankunft nicht abholte. Er hatte geglaubt, zwischen
ihnen sei in den letzten Wochen der gemeinsamen
Institutsarbeit – nun, wenn nicht Freundschaft, so doch eine
Art Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden, das der gleichen
Tätigkeit und nun aus dem Vorhaben entsprang, zwei Jahre
miteinander auf dem Mars zu verbringen.
Sylvester hatte während des Fluges reichlich Gelegenheit,
über sich und seinen spontanen Entschluss, mit auf den Mars
zu gehen, nachzudenken. Mit der Besatzung des Transporters,
zwei schweigsamen ältlichen Männern, die sich durch Blicke
und gelegentliches Brummein, ganz selten über die Sprache
verständigten, hatte er wenig Kontakt.
Die Schweine benahmen sich unter dem Einfluss der Drogen
friedlich.
Sylvester plagten Zweifel. „Was eigentlich hat mich zu
diesem Schritt bewogen? Eine spontane Idee, ein Phantom?
Habe ich wirklich geglaubt, als einziger Spuren jener Anne
Müller zu finden, Spuren auch einer Fortsetzung der FaunellaVersuche, deren Vollendung vielleicht? Und wenn? Was
bezwecke ich damit? Würde es mit einem derartigen Beweis
etwa moralischer, Eingriffe in die Natur vorzunehmen,
Eingriffe, die vor dem Menschen nicht halt machen würden?
Will ich den Abbruch der Arbeiten, erneut und endgültig, und
gelänge er? Oder wäre ein solcher Beweis gar ein Durchbruch,
würde er das Signal geben, in ganz großem Stil zu
experimentieren, zu verändern?“
Drei Gründe schließlich, die er sich zur Selbstbestätigung
aufbaute, ließen dann doch einen mit sich und seinem Los
einigermaßen zufriedenen Sylvester von der Hochterrasse in
die Marslandschaft blicken: seine sture Beharrlichkeit, an
einem Entschluss festzuhalten. Dann die Möglichkeit,
unmittelbar an einem Wendepunkt, einem Entwicklungssprung
der Evolution in vorderer Linie zu stehen, ja, ihn sogar mit zu
prägen – und schließlich die Aussicht, dass Alina in einem
halben Jahr nachkommen würde, wenn sie die Genehmigung
erhielt und es sich im Zusammenleben mit Nagy einrichten
ließ. Also kam Sylvester mit hohen Erwartungen – und er war
ein wenig enttäuscht, dass Nagy so offensichtlich von
Anbeginn an eigene Wege ging.
Aber tief verletzt fühlte sich Sylvester nicht; die neuen
Eindrücke verhinderten das. Er spürte Entdeckerdrang, Kraft,
und schon am zweiten Tag verstand er nicht, weshalb ihn
überhaupt der geringste Zweifel wegen des Marseinsatzes
überkommen konnte.
Und dass Allan nicht da war, hatte auch eine positive Seite.
Immerhin, der Gefährte hatte alle Formalitäten erledigt. Für
Sylvester blieb lediglich, seine Tiere auszuladen und sie in die
Quarantäne zu überführen. Nach zwei Tagen hatte er frei, und
Reisenachwehen oder Eingewöhnungsschwierigkeiten plagten
ihn nicht.
So kam es, dass Sylvester bereits am Abend seines zweiten
Marstages seine Gerätschaften verpackte, sich bei der Leitung
mit der Maßgabe, seinen Einsatzort inspizieren zu wollen,
abmeldete – was ihm die Bemerkung „noch so ein Verrückter“
einbrachte und am nächsten Tag mit dem Aerophotoplan
startete.
Auf Allans Spuren stieß Sylvester nicht zufällig. Man hatte
ihm mitgeteilt, dass
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