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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Autoren: Terry Brooks
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Krieg zwischen Föderation und Freien dauert schon viel länger«, erwiderte sie. »Gleichgültig, jedenfalls zu lange.« Kermadec reckte die massigen Arme über dem Kopf und gähnte. »Oder etwa nicht?«
    Auf diese rhetorische Frage gedachte sie keine Antwort zu geben. Ein Dutzend Jahre waren vergangen, seit ihre Friedensbemühungen gescheitert waren, und seitdem hatte sie sich mit Ärgernissen befassen müssen, die sie viel unmittelbarer betrafen.
    »Vielleicht solltet Ihr einmal Eure Wachen wechseln«, schlug Kermadec vor und reichte ihr seinen Schlauch mit Bier. »Und mit ihnen am besten gleich die Druiden.«
    »Soll ich alle entlassen und von vorn anfangen?« Diesen Vorschlag hatte sie schon einmal von ihm gehört. Kermadec betrachtete die Welt in einfachen Kategorien; seiner Meinung nach wäre sie besser dran, wenn sie seinem Rat folgte. »Das geht nicht.«
    »Ständig behauptet Ihr das.«
    »Wenn ich jetzt den Orden auflöse, wird man das als Schwäche meinerseits auslegen, selbst wenn ich lediglich die Störenfriede hinauswerfe, die mir das Leben am meisten schwer machen. Die Nationen suchen nur nach einem Vorwand, um das Scheitern des Druidenrates zu erklären, vor allem Sen Dunsidan und Kellen Elessedil. Diese Ausrede will ich ihnen nicht liefern. Außerdem würde mich im Augenblick niemand mehr unterstützen, falls ich von vorn begänne. Alle würden die Druiden meiden. Ich muss die Dinge akzeptieren, wie sie sind.« Kermadec nahm den Bierschlauch zurück und schaute hinaus aufs Land. Sie befanden sich genau am Rand der Streleheim-Ebene und hatten im Norden die dunstumhüllte, zerklüftete Silhouette des Messergebirges vor sich. Der helle, warme Tag versprach eine klare, mondhelle Nacht, in der sie die Ruinen des Schädelreiches erkunden konnten. »Denkt lieber reiflich über meinen Vorschlag nach, ehe Ihr ihn in den Wind schlagt.« In letzter Zeit hatte sie über verschiedene Möglichkeiten nachgedacht, allerdings eher in Hinsicht darauf, wie sie dem Orden eine neue Form geben oder die größten Querköpfe isolieren könnte. Auch dabei durfte sie kein Zeichen von Schwäche an den Tag legen, sonst würden ihr viele die Gefolgschaft aufkündigen. Manchmal dachte sie, es wäre das Beste, ihnen einfach das zu geben, was sie wollten, indem sie von ihrem Amt zurücktrat und im Guten aus dem Orden schied. Sollte sich doch ein anderer mit dem Problem befassen. Mochte dieser Jemand ihre Verantwortung und ihre Verpflichtungen als Ard Rhys auf sich nehmen. Leider wusste sie, dass das nicht ging. Niemand sonst war gebeten worden, diese Verantwortung und diese Pflichten auf sich zu laden; die waren ihr übertragen worden, und daran hatte sich nichts geändert. Sie konnte nicht einfach fortgehen. Dazu hatte sie nicht die Erlaubnis. Sobald Walkers Schatten erschiene und ihr sagen würde, es sei an der Zeit, würde sie im Nu verschwunden sein - obgleich wohl enttäuscht, weil sie ihre Aufgabe nicht hatte erfüllen können. Aber bislang war weder der Schatten von Walker noch der eines anderen Druiden zu ihr gekommen. Erst wenn sie entlassen wurde, konnte sie gehen. Allein, weil manche unzufrieden mit ihr waren, bekam sie ihre Freiheit nicht zurück.
    Das Problem hätte sich wesentlich leichter lösen lassen, wenn sie noch die Ilse-Hexe gewesen wäre. Dann hätte sie an den rebellischen Mitgliedern ihres Ordens ein Exempel statuiert und die übrigen damit eingeschüchtert. Sie hätte auch nicht gezögert, ihre Schwierigkeiten auf eine Weise aus dem Weg zu räumen, die sogar Kermadec schockiert hätte. Von dem Leben hatte sie jedoch genug, und niemals würde sie dazu zurückkehren. Eine Ard Rhys musste einen anderen und besseren Weg finden. Am späten Nachmittag hatten sie die Streleheim-Ebene überquert und waren über die niedrigere Mauer des Messergebirges in die zerklüftete Landschaft des Schädelreiches vorgedrungen. Grianne spürte eine Veränderung in der Luft, ehe sie diese am Boden wahrnahm. Selbst auf dem Rücken von Jäger mehrere hundert Fuß in der Luft konnte sie es fühlen. Die Luft wurde tot und alt, roch und schmeckte nach Verwüstung und Fäulnis. Nirgendwo sah sie Leben. Der Berg war verschwunden, war durch eine Katastrophe über den Köpfen jener eingestürzt, die darin ihre Untaten begangen hatten. Geblieben war nur ein Durcheinander von Schutt, auf dem wenig wuchs und das kaum Schutz und Nahrung bot. Dieses Land war noch jetzt, tausend Jahre später, öd, farblos und unfruchtbar, und vermutlich würde
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