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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Autoren: Terry Brooks
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einmal am Himmel. Genauso gut hätte sie in dieser Welt allein sein können, und der Gedanke war niederschmetternd, denn leider entsprach er der Wahrheit. Es spielte keine Rolle, wem oder was sie begegnete, bestenfalls durfte sie auf jemanden wie Weka Dart hoffen. Jeder innerhalb der Verfemung stellte einen potenziellen Feind dar, und daran würde sich nichts ändern. Sie wanderte den Rest des Nachmittags weiter, ohne dass es zu einem Zwischenfall kam, und ihre Stimmung besserte sich ein wenig. Vielleicht fand sie trotz ihrer Zweifel einen Ausweg aus dieser Lage. Möglicherweise war tatsächlich jemand unterwegs, um sie zu retten.
    Bei Einbruch der Nacht hörte sie ein eigenartiges metallisches Zwitschern, das sie an Vogelgesang erinnerte. Überrascht blieb sie stehen und lauschte, bis sie es erneut hörte, dann ging sie neugierig in die Richtung, aus der es kam. Sie gelangte zu einem Wäldchen verwilderter, moosüberwachsener Bäume und hörte den Laut zum dritten Mal. In den Schatten entdeckte sie einen hellroten Farbtupfer. Die kränkliche Farbe der knorrigen Stämme ignorierte sie, auch das Moos, das von den Zweigen wie ein zerrissener Schleier herabhing, doch der Laut und der rote Sprenkel waren einfach zu faszinierend.
    Wachsam betrat sie das Wäldchen und entdeckte den Vogel sofort, einen feuerroten Punkt inmitten des Dämmerlichts. Was machte er hier? Er war zu winzig, um eine Gefahr darzustellen, aber sie würde sich auf den Anschein nicht verlassen. Beim Weitergehen suchte sie die Umgebung nach verborgenen Gefahren ab. Der Vogel sang erneut, einen kurzen hohen Ton, der so rein und schön war, dass sie beinahe geweint hätte. Schließlich stand sie genau unter ihm und spähte zu ihm hinauf zwischen die Äste, als der Boden unter ihren Füßen verschwand, sich ein Netz fest um ihre Arme und Beine legte und sie wie ein verschnürtes Bündel keuchend und schnaufend in die Bäume riss. Sie bemühte sich freizukommen, riss an dem Netz, brüllte vor Wut und Verzweiflung. Im gleichen Moment drang dicker giftiger Rauch in ihre Nase ein, der ihre Sinne betäubte.
    Bevor sie bewusstlos wurde, dachte sie, was für ein Narr sie doch war.
    Sie erwachte von einer schwankenden, schaukelnden Bewegung, die sie hin und her schüttelte und in die Ketten warf, mit denen ihre Arme und Beine an Holzwände und Gitterstäbe gefesselt waren. Die Ketten erlaubten ihr, sich von einer Seite zur anderen zu drehen, aber nicht ganz nach hinten. Auch hatte sie nicht genug Freiheit, um den Kopf oder den Körper mit den Händen zu erreichen. Sie lag auf einem Bett aus Stroh in einem Holzkäfig auf Rädern, der von zwei riesigen gehörnten Tieren mit breiten Rücken gezogen wurde, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Ochsen aufwiesen. Ein zweiter und ein dritter Käfig folgten dem ihren. Möglicherweise gab es noch mehr, die sie nicht sehen konnte.
    Ihre Glieder schmerzten, ihr Kopf pochte. Als sie versuchte, Spucke in ihrem trockenen Mund zu sammeln, bemerkte sie, dass sie geknebelt war.
    Sie schloss die Augen, versuchte Kraft zu schöpfen und dachte nach, wie sie in diese Situation geraten war. Der Vogelgesang. Dann der Vogel. Ein Lockvogel, wurde ihr nun klar, klug und verführerisch. Sie hatte sich durch einen der ältesten Tricks der Welt in die Falle locken lassen. Mit ihrer Magie hatte sie das Netz nicht bemerkt. Das war seltsam, aber nicht unmöglich. Das Netz war sehr geschickt angebracht. Es war mit großer Mühe getarnt worden. Demnach hatte der Fallensteller erwartet, dass seine Beute über Magie verfügen konnte, was wiederum darauf schließen ließ, dass er nach jemandem wie ihr Ausschau gehalten hatte.
    Nun schlug sie die Augen wieder auf und sah sich um. Die Landschaft war öde und grau, die Luft roch nach totem Holz und alter Erde. Durch die Gitterstäbe sah sie eine Reihe wolfsartiger Gestalten, die schweigend durch das graue Tageslicht trabten, kräftige vierbeinige Tiere mit zotteligen Halskrausen. Ihre Zungen hingen aus der Schnauze, und ihr Atem dampfte, obwohl es warm war. Als einer ihren Blick bemerkte, sprang er auf sie zu, schnappte nach den Gitterstäben und knurrte böse, weil er nicht dazwischen durchkam.
    Erschüttert ließ sie sich auf ihr Bett in der Mitte des Käfigs zurückfallen. Ihr standen keine Waffen und keine Magie zur Verfügung, um sich zu schützen oder zu befreien. Sie musste abwarten. Bis ihr Knebel entfernt wurde, war sie der Gnade desjenigen ausgesetzt, der sie gefangen hatte. Danach würde die
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