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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Autoren: Terry Brooks
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spielen als allein die Angst vor seinen Stammesbrüdern, vor denen er auf der Flucht war. Da war noch etwas im Spiel, das er jedoch für sich behalten hatte. Hätte sie es gewünscht, hätte sie es mithilfe ihrer Magie aus ihm herauskitzeln können, aber sie setzte solche Mittel nicht mehr ein, nur um ihre Neugier zu befriedigen. Diese Art von Problemlösung gehörte zur Ilse-Hexe und damit der Vergangenheit an. Der Marsch führte überwiegend durch offenes, unbewachsenes Gelände und ließ sie bald ermüden, und gegen Mittag hatte sie schon Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Das bedrückende Grau umhüllte sie mit Dämmerlicht, und es war nicht einfach, die Position der Sonne hinter dem Wolkenvorhang auszumachen. Manchmal gab es keinerlei Hinweise darauf, wo sie am Himmel stand, und dann war sie auf Vermutungen angewiesen. Manchmal hatte sie das Gefühl, die Sonne sei ganz verschwunden.
    Dieses Gefängnis, in dem sie gelandet war, setzte ihr zu. Es zerstörte zunehmend ihr Selbstvertrauen und ihre Entschlossenheit. Nach und nach wurde sie innerlich ausgehöhlt, und sie spürte es. Selbst die Aussicht auf Rettung war nur eine ferne Möglichkeit und ermutigte sie nicht. Zu viel hing vom Zufall und den Bemühungen anderer ab. Das behagte ihr nicht. Auf andere hatte sie sich nie verlassen.
    Sie näherte sich dem Hügelland, wo sie zwei Tage zuvor den Furien begegnet waren. Jetzt entschied sie, nach Norden auf die Berge zu abzubiegen. Ihre Erinnerung an den Tod dieses Ogers war zu frisch, und sie glaubte, wenn sie sich dicht am Fuße der Felswände hielt, könne sie möglicherweise der Entdeckung entgehen. Sie kannte sich mit Furien nicht sehr gut aus und wusste nicht genau, wie sie die Begegnung mit ihnen vermeiden konnte, doch im offenen Gelände zu bleiben, war vermutlich keine gute Idee. Besser suchte sie ihr Glück dort, wo sie vielleicht Deckung fand, falls es notwendig wurde.
    Ihre Wahl zog unerwartete Vorteile nach sich. Sie entdeckte frisches Wasser und einen eigentümlichen Baum, der eine runde orangefarbene und gelbe Frucht trug, die zwar bitter, aber wenigstens essbar war. Sie aß die Frucht, saß am Bach im Schatten des Baumes und schaute hinaus auf die öde Landschaft. Hinterher fühlte sie sich benommen, und ihre Lider wurden schwer, ein Zustand, den sie dem Mangel an Ruhe zuschrieb. Wenn sie erst wieder eine Nacht geschlafen hätte, würde sie sich besser fühlen. Wenigstens, mahnte sie sich, lebte sie noch. Ob jemand von denen, die sie zurückgelassen hatte, das für möglich hielt? Oder glaubten alle, sie sei längst tot? Einen Moment lang stellte sie sich das Bild vor, das ihr Verschwinden hinterlassen haben musste. Tagwen und Kermadec wären gewiss verzweifelt, doch gab es nichts, was sie tun konnten. Niemand konnte etwas tun, die Druiden eingeschlossen. Nur einige wenige würden überhaupt verstehen, was vor sich gegangen war, jene vor allem, die ihre Gefangenschaft herbeigeführt hatten. Aber wie viel von dem, was sie angerichtet hatten, begriffen sie tatsächlich? Vermutlich nicht so viel, wie sie glaubten. Der Schatten des Dämonenlords hatte sie als Figuren in einem Spiel bezeichnet. Er war das Wesen, das sie alle aus der Verfemung heraus kontrollierte. Dieses Wesen von ungeheurer Macht und Gerissenheit war ein Feind, von dem vielleicht größere Gefahr ausging als vom Morgawr, und es hatte einen Weg gefunden, durch die Barriere der Verfemung zu gelangen und zumindest einen ihrer Druiden für seine Sache zu gewinnen. Diesen Druiden hatte es dazu verführt, es dabei zu unterstützen, den Austausch der Ard Rhys gegen ein Ungeheuer durchzuführen. Womöglich hatte sie selbst dazu beigetragen. Die Reise mit Kermadec in die Ruinen des Schädelreichs diente wahrscheinlich dem Zweck, eine Verbindung zu ihr herzustellen. Deswegen war sie dorthin gelockt worden. Sie konnte sich an den bösartigen, finsteren Blick des Geistes erinnern, der sich ihr dort gezeigt hatte. Noch immer spürte sie das Böse, das von ihm ausstrahlte. Es war nicht schwierig sich vorzustellen, dass ihr Widersacher sich bei dieser kurzen Begegnung einen Zugriff auf sie verschafft hatte.
    Was beabsichtigte er in den Vier Ländern zu tun, zum ersten Mal seit tausend Jahren außerhalb der Verbannung? Die Flucht allein würde nicht genügen. Er wollte sicherlich mehr.
    Ehe sie aufbrach, erkundete sie die Umgebung mit ihrer Magie. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme, mehr nicht. Den ganzen Tag über hatte sie nichts gesehen, nicht
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