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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers
Autoren: Markus Heitz
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hat.«
    »Nein«, schnauzte der Mann. »Welch ein Unsinn! Eine Ratte, die etwas stiehlt, das nicht essbar ist.«
    »Es ist aber wichtig. Wir stören nicht lange«, drängte die Frau, und ihre Höflichkeit schlug um in einen kühlen Befehlston. »Setzt Euch irgendwo still in eine Ecke und wartet ab.«
    »Verschwindet«, verlangte der Besitzer der Tiere nun wütend. »Das ist mein Haus.« Die Türangeln knarrten, doch das Schloss rastete nicht ein. »Nehmt Euren Stock aus der Tür, oder …«
    »Oder?«, wollte die weibliche Stimme angriffslustig wissen.
    »Oder ich erhebe die Hand gegen eine Frau.«
    Es rumpelte, ein Mann stöhnte auf, etwas klapperte auf den Marmorboden.
    »Ihr seht, nicht jede Frau ist wehrlos.« Die nächste Anweisung musste wohl ihren Begleitern gelten. »Tragt ihn dort zur Säule. Die anderen sehen sich um. Beginnt im Keller.«
    Den Geräuschen nach zu urteilen, kamen die Helfer dem Befehl nach. Drei liefen durch Lorins Blickfeld, der sich über die Brüstung gelehnt hatte, um einen vorsichtigen Blick nach unten werfen zu können. Flugs zog er den Kopf zurück. Die unbekannten Männer, die zielstrebig in den Keller liefen, wirkten wie typische Kalisstri, gehüllt in herkömmliche Kleider. Nichts an ihnen war auffällig.
    Es dauerte nicht lange, da kehrte einer der drei aufgeregt aus dem Gewölbe zurück. »Da ist alles voller Käfige. Er muss sie abgerichtet haben.« Er hielt eine Münze hoch. »Aber das andere fehlt.«
    »Ach? Sieh an, ein schlauer Bursche, wie mir scheint. Würde man bei deiner Visage gar nicht denken. Und wo bewahrst du auf, was dir die Viecher bringen?« Es klatschte, der Mann keuchte auf. »Ich werde dich so lange schlagen, bis du mir sagst, was es mit den Tieren auf sich hat«, erklärte die Frauenstimme bedrohlich. Die Hiebe folgten in einem gleichmäßigen Rhythmus aufeinander. »Wo bewahrst du deine restliche Beute auf?«
    »Oben, oben«, jammerte der Mann, dessen Widerstand zusammenbrach. »Schaut hinter dem Bild nach. Dort ist eine kleine Geheimkammer, hinter der vierten Vertäfelung. Nehmt von mir aus alles.«
    »Als ob du dir das aussuchen könntest«, lachte die Frau böse. »Los, seht nach, ob unser pfiffiger Dieb und Rattenmeister die Wahrheit gesprochen hat.«
    Ihre Helfer stürmten die Stufen hinauf, doch Lorin gelang es, sich vor ihnen in Sicherheit zu bringen. Er schlüpfte in ein Nebenzimmer und öffnete die Tür zum Beuteraum ein wenig, damit er erfuhr, was die drei Männer nebenan trieben.
    Sie stellten das ganze Zimmer auf den Kopf, anscheinend gaben sie nicht viel auf die Worte des drangsalierten Mannes. Sie fanden das kleine Fach, schütteten den Inhalt aller Säckchen auf einen Tisch und wühlten darin herum. Einer aus dem Trio stieß einen Fluch aus und sagte etwas in einem Dialekt, den Lorin nicht einordnen konnte, auch wenn ihm der Unterton der Frau vage bekannt vorkam. Als der Handlanger etwas nach unten brüllte, erschienen wenig später die Frau und der Hausbesitzer in dem Raum. Die Wangen des malträtierten Mannes glühten knallrot, ein Auge war blutunterlaufen.
    »Wir suchen etwas, was uns eine deiner Ratten gestohlen hat«, erklärte die Frau. »Es ist ein altes Erbstück, das einem Freund gehört, und ich will es nicht missen. Aber anscheinend«, sie nickte in Richtung des Tisches, »ist es nicht dabei.« Sie packte den Mann beim Ohr und zückte einen Dolch. »An wen hast du die Tabaksdose verkauft?«
    Lorin überlief es eiskalt.
    »Ich verkaufe doch nichts, ich sammele alles für mich. Sie müsste dabei sein«, wimmerte er. »Lasst mich suchen. Ich kann mich noch genau an sie erinnern.« Mit zittrigen Fingern sortierte er die wertvollen Kleinodien auseinander. Einige Stücke fielen zu Boden, und der Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes wurde immer verzweifelter. Die Angst hielt ihn umklammert. »Ich weiß nicht, wo sie ist«, sagte er schließlich und sank elend in sich zusammen. »Sie muss mir gestohlen worden sein.«
    »Erzähl mir kein Seemannsgarn«, zischte die Frau, und die Spitze des Dolches legte sich an die Ohrmuschel des Tierbesitzers. »Wo ist die Dose?«
    Nun wird es Zeit für mich zu gehen, dachte Lorin, dem die Entwicklung der Ereignisse so gar nicht gefiel. Einerseits war der Mann durch ihn in diese Lage geraten, andererseits wäre das alles nicht geschehen, wenn er seine Tiere nicht abgerichtet hätte. Der Junge beschloss, heimlich zu flüchten und die Miliz zu benachrichtigen. Gegen vier Gegner gleichzeitig hatte er noch nie
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