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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers
Autoren: Markus Heitz
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werde dich an die Rahe hängen oder Kiel holen«, versprach der Mann erstickt.
    »Lasst uns verschwinden«, rief die Frau durchs Haus. »Es kommen zu viele Menschen.«
    »Das ist deine letzte Gelegenheit, mir die Dose zu geben. Oder wir kehren zurück und holen sie uns«, warnte ihr Handlanger den Jungen.
    »Ich habe so schreckliche Angst vor euch. Und weißt du, was ich deshalb mache?« Lorin grinste nur. »Zu Hilfe!«, schallte sein Ruf. »Mörder! Hier sind vier Mörder!«
    Fluchend zog sich der Mann zurück. Keine Sekunde zu früh, denn die ersten Milizionäre betraten das Haus, um nach dem Rechten zu sehen. Als sie den Toten auf den marmornen Fliesen entdeckten, riefen sie Rantsila herbei. Lorin wartete geduldig ab.
    »Es scheint so, als bedeutete deine Anwesenheit ständig Ärger«, begrüßte ihn der Mann, ohne seine Worte vorwurfsvoll klingen zu lassen.
    »Ich habe mit der Sache nichts zu tun«, verteidigte sich der Junge. »Ich habe gesehen, dass die Tür offen stand, und wollte den Besitzer darauf aufmerksam machen. Also trat ich ins Haus, da fiel er mir vor die Füße, und ich musste mich gegen drei Männer und eine Frau zur Wehr setzen, bis endlich Hilfe nahte.«
    »Weißt du, was sie von ihm wollten?«, hakte Rantsila nach. Da erschienen mehrere Angehörige der Stadtwache, die sich umgesehen hatten, und berichteten von den Wertgegenständen im ersten Stock und den Tieren im Keller. Doch einen Zusammenhang konnten sie zwischen den beiden Dingen nicht herstellen. Ihre Schlussfolgerung fiel daher so aus, wie Lorin es erwartet hatte.
    »Es sieht so aus, als hätten sie Pirnaba überfallen, um an seine Ersparnisse zu kommen«, meinte Rantsila. »Du hast sie gestört, sie sind geflüchtet und waren dämlich genug, ihre Beute liegen zu lassen. Kannst du die Mörder beschreiben?« Lorin schilderte die völlig durchschnittlichen Gesichter der Männer und der Frau sowie ihre Kleidung. »Nein, das bringt nichts. Die Wächter an den Toren würden damit nichts anfangen können.«
    »Tut mir Leid«, bedauerte Lorin, der seinen Fund nicht preisgeben wollte. Dem Rätsel komme ich selbst auf die Spur. Und diesmal benötige ich niemanden, der mich aus einer brenzligen Situation befreit.
    »Ist bei dir alles soweit in Ordnung?«, fragte der Milizionär nach. »Willst du morgen immer noch gegen mich antreten?«
    »Aber natürlich«, kam es sofort aus Lorins Mund. »Und ich werde siegen.«
    Rantsila lachte gutmütig. »Da bin ich aber mal gespannt, wie du das ohne deine Fertigkeiten anstellen willst. Waljakov ist ein guter Lehrmeister, aber ich glaube nicht, dass er es fertig gebracht hat, aus einem Kunstschnitzer wie dir einen vorzeigbaren Kämpfer zu machen.« Prüfend kniffen seine Finger in den Oberarm des Jungen. »Du wirst meinen Schlägen nichts entgegenzusetzen haben, Lorin. Noch kannst du zurückziehen.«
    »Ich setze vier Münzen auf den Kleinen«, lachte einer der Milizionäre. »Nur, um dich zu ärgern, Rantsila.«
    »Verdienst du so viel Geld, dass du es aus dem Fenster werfen kannst?«, meinte der Soldat höhnisch. »Sag im Tempel Bescheid, sie sollen jemanden vorbeischicken, der die Bestattung von Pirnaba übernimmt. Seine Schätze können sie mitnehmen, um damit Brot zu kaufen und es an die Armen zu verteilen.«
    Lorin verließ beleidigt das Haus, ohne seinen Gegner von morgen zu grüßen, was eine grobe Unhöflichkeit darstellte. Aber die Sticheleien empfand er als erniedrigend, und er wollte seine Verärgerung darüber dem Milizionär deutlich vor Augen führen. Er hörte Rantsilas Lachen hinter sich, drehte sich aber nicht mehr um. Ich zeige dir morgen, was mir Waljakov alles beigebracht hat!
    Sein Weg führte ihn direkt zum Tempel der Kalisstra. Das kleine Gebäude mit der ausladenden Freitreppe war aus weißem Stein erbaut, der die Kälte der Bleichen Göttin und damit des Landes versinnbildlichen sollte. Dass es so klein war, hatte seinen Grund. Sobald der strenge Frost sich über das Land legte, füllten die Priester und Priesterinnen viereckige Formen mit Wasser, ließen es gefrieren und errichteten aus den Eisblöcken einen Palast rund um das Haupthaus. Funkelnd hielt das wunderschön anmutende Gebilde bis zum Frühjahr, bis es Stück für Stück abtaute. Das gleiche Schicksal erlitt die aus Eis geschlagene Statue der Göttin im Inneren des Hauses. Geheizt wurde nur in den Versammlungs- und Wohnräumen, im Heiligtum dagegen herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt – für kalisstronische
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