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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie
Autoren: Jacqueline Montemurri
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Svenson. Der Arzt, ein junger, schmal gebauter Mann namens Tage Strömsund, schlug die Tür zu. Maggan hatte das Gefühl, dass er wütend war. Dann bemerkte sie, wie das panische Treiben abebbte und eine unerwartete Ruhe eintrat, nachdem ihr Vater und der Arzt diese seltsame Unterhaltung geführt hatten. Was immer auch dieses K2 bedeut e te, Maggan war sich sicher, dass sie sie jetzt abgeschrieben hatten, denn es bemühten sich nicht mehr sechs, sondern nur noch zwei Personen um sie und diese hatten nichts Besseres zu tun, als sie einzuschläfern. Sie trieb weg in e i nen traumlosen Schlaf.
     
    Als Tage Strömsund vor vier Jahren im neuen Karlskogaer Klinikum seinen Dienst als Assistenzarzt begann, existierte das Krankenhaus gerade einmal drei Jahre. Es war auf die Forschung im gentechnischen Bereich sowie auf Organve r pflanzungen spezialisiert und wurde hauptsächlich durch den Delta-Konzern finanziert. Tage war der Beste seines Jahrgangs an der Stockholmer Universität gewesen und vom Karlskogaer Klinikum wie eine begehrenswerte Braut umwo r ben worden. Das Angebot war verlockend und er fühlte sich g e ehrt. Doch schon nach wenigen Tagen war ihm klar, dass im Karlskogaer Klinikum nicht alles seinen legalen Weg ging. Es waren nur Kleinigkeiten, wie Korrekturen in Kranke n blättern, verschwundene und plötzlich wieder aufg e tauchte Krankendateien mit anderem Inhalt und so weiter.
    Tage fand heraus, dass es hier zwei Arten von Patienten gab. Die „normalen“ und die K2-Patienten. Letztere entsprangen ausschließlich der oberen Gesel l schaftsschicht. Er wusste nichts damit anzufangen und begann Fragen zu stellen. Schließlich zitierte ihn sein Chef ins Büro und legte ihm wortlos einen ne u en Vertrag vor. Tage las ihn im Stehen durch. Es stand nicht viel drin. Doch was er las, hatte es in sich. Seine Unterschrift gara n tierte ihm ein Gehalt, was dreimal höher war, als sein Assistenzarzt-Gehalt, einen schnellen Aufstieg zum Oberarzt sowie Wagen und Haus. Auch eine interne Krankenversich e rung war enthalten, die jedoch nicht näher erläutert wurde. Im Gegenzug hatte er nur absolutes Stil l schweigen über Patienten, Vorgänge und Forschungse r gebnisse des Karlskogaer Klinikums zu wahren. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch er verstand sofort, dass es hier nicht um den alltäglichen Krankenhau s kram ging.
    Während Tage las, blickte ihn sein Chef unentwegt an. Dann sagte er:
    „Wussten Sie schon, dass Ihr Vorgänger, Dr. Karsten, einen tödlichen Aut o unfall hatte? Tragisch diese Sache.“ Tage zuckte zusammen, wie von einem Stromschlag getroffen. Sein Puls raste. Vielleicht irrte er sich, litt an Paranoia, doch es schien wie eine Drohung. Einerseits hatte er Angst, doch zum größten Teil war es Abenteuerlust und Wissensdrang, die seine Hand bei der Unte r schrift führten. Mittlerweile ist der Großteil dieser Gefühle Hass gewichen. Hass auf die K2-Patienten, obwohl oder vielleicht gerade weil diese gar nichts von ihrem Privileg wus s ten.
     
    Auch heute lag wieder eine junge, gut aussehende und wohl betuchte Frau, die irgendwie zum Delta-Konzern gehörte, auf seinem OP-Tisch. Viel wusste er nicht über die Hintergründe, nur, dass innerhalb von zwei Stunden ein pe r fekt passendes Spenderorgan vorhanden sein würde, worauf andere Jahre oder oft vergebens wa r teten.

Erinnerungen
     
    Vorsichtig schlug Maggan die Augen auf und sah nur ein blendendes Weiß. Sie spürte wie Tränen über ihre Wangen in ihre Ohren liefen. Es war keine Sentimentalität, sondern der Reiz des ungewohnten Lic h tes. Sie konnte keine Freude darüber empfinden, dass sie noch lebte und auch keine Angst über die ungewohnte Situation, dass ihr Geist in einem Körper gefangen war, über den sie ke i ne Kontrolle hatte. Ihre Gedanken schwirrten wie ein Vogelschwarm durche i nander. Sie hatte weder eine Vorstellung davon, wo sie sich befand, noch wer sie war. Irgendwann konnte sie dann die Kante zwischen der Zi m merdecke und der Wand unterscheiden. Schemenhafte Schatten ringsum. G e räusche drangen in ihr Ohr. Ihr Gehirn schaffte es schließlich, dieses Rauschen als eine Stimme zu ide n tifizieren, die leise sagte: „Sie wacht auf.“
    Sie hatte einen seltsamen Geschmack im Mund, wie bitteres Rosenparfüm. Die Eindrücke ihrer Sinne waren wie ein Puzzle, dessen Teile auf dem Tisch ze r streut waren. Maggan versuchte gerade Ordnung in diese Teile zu bringen. Etwas später erkannte sie ihren Vater, der neben ihr saß
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