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Die Märchen von Beedle dem Barden

Die Märchen von Beedle dem Barden

Titel: Die Märchen von Beedle dem Barden
Autoren: J.K Rowling
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der Hund sich nicht rührte, begannen die Leute zuerst zu tuscheln und dann zu lachen. Sie hatten den Verdacht, dass die ersten beiden Meisterstücke des Königs im Grunde nur Tricks gewesen waren.
    »Warum geht es nicht?«, schrie der König den Scharlatan an, der sich der einzigen List besann, die ihm noch blieb.
    »Dort, Eure Majestät, dort!«, rief er und deutete auf den Busch, in dem Babbitty versteckt saß. »Ich sehe sie deutlich, eine niederträchtige Hexe, die Eure Zauber mit ihren eigenen, bösen Flüchen blockiert! Ergreift sie, jemand muss sie ergreifen!«
    Babbitty floh aus dem Busch, worauf die Brigade von Hexenjägern die Verfolgung aufnahm und die Hunde von der Leine ließ, die nach Babbittys Blut lechzten. Doch dann erreichte die kleine Hexe eine niedrige Hecke und war nicht mehr zu sehen, und als der König, der Scharlatan und alle Höflinge zur anderen Seite der Hecke gelangten, fanden sie die Meute der Hexenjagdhunde bellend und scharrend rund um einen schiefen alten Baum herum.
    »Sie hat sich in einen Baum verwandelt!«, schrie der Scharlatan, und aus Angst, dass Babbitty sich in eine Frau zurückverwandeln und ihn anprangern könnte, fügte er hinzu: »Hackt sie nieder, Eure Majestät, so geht man mit bösen Hexen um!«
    Sofort wurde eine Axt gebracht, und unter lauten Beifallsrufen der Höflinge und des Scharlatans wurde der alte Baum gefällt.
    Doch als sie sich aufmachten, um zum Palast zurückzukehren, ließ ein lautes Gackern sie plötzlich innehalten.
    »Narren!«, rief Babbittys Stimme von dem Baumstumpf her, den sie zurückgelassen hatten.
    »Hexen und Zauberer können nicht getötet werden, indem man sie entzweihackt! Wenn ihr mir nicht glaubt, nehmt die Axt und hackt den Großzauberer mittendurch!«
    Der Hauptmann der Brigade von Hexenjägern wollte voll Eifer den Versuch machen, doch als er die Axt hob, sank der Scharlatan auf die Knie, bat schreiend um Gnade und gestand all seine bösen Taten. Als der Scharlatan zu den Kerkern fortgeschleppt wurde, gackerte der Baumstumpf lauter denn je.

    »Du hast eine Hexe entzweigehackt und so einen schrecklichen Fluch über dein Königreich heraufbeschworen!«, sagte der Stumpf zu dem schreckensstarren König. »Von nun an wird jeder Schlag, mit dem du meinen magischen Gefährten schadest, wie ein Axthieb in deine eigene Seite sein, bis du dir wünschen wirst, du könntest daran sterben!«
    Daraufhin sank auch der König auf die Knie und sagte zu dem Baumstumpf, dass er sogleich eine Proklamation erlassen werde, die alle Hexen und Zauberer des Königreichs schützen und ihnen erlauben werde, in Frieden ihre Magie zu betreiben.
    »Sehr gut«, sagte der Baumstumpf, »aber du hast Babbitty noch nicht entschädigt!«
    »Alles, alles, was du begehrst!«, rief der törichte König händeringend vor dem Stumpf.
    »Du wirst eine Statue von Babbitty auf mir errichten, zum Andenken an deine arme Waschfrau und um dich für immer an deine eigene Torheit zu erinnern!«, sagte der Stumpf.
    Der König willigte sofort ein und versprach, den ersten Bildhauer des Landes zu verpflichten und die Statue aus reinem Gold anfertigen zu lassen. Dann kehrten der beschämte König und all seine Edelmänner und Edelfrauen zum Palast zurück, während der Baumstumpf ihnen hinterhergackerte.
    Als die Palastgründe wieder verlassen dalagen, wand sich durch ein Loch zwischen den Wurzeln des Baumstumpfs ein dickes altes Kaninchen mit Schnurrhaaren, das einen Zauberstab zwischen die Zähne geklemmt hatte. Babbitty hoppelte aus dem Schlosspark und weit fort, und seither stand eine goldene Statue der Waschfrau auf dem Baumstumpf, und keine Hexe und kein Zauberer wurde im Königreich jemals wieder verfolgt.

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    Albus Dumbledore zu
»Babbitty Rabbitty und der gackernde Baumstumpf«
    Die Geschichte von »Babbitty Rabbitty und dem gackernden Baumstumpf« ist in vieler Hinsicht die »realistischste« von Beedles Märchen, da die in der Geschichte geschilderte Zauberei weitgehend mit bekannten magischen Gesetzen übereinstimmt.
    Durch diese Geschichte erfuhren viele von uns erstmals, dass Zauberei die Toten nicht zurückbringen kann — und die Enttäuschung und der Schock darüber waren groß, wo wir als kleine Kinder doch so überzeugt gewesen waren, dass unsere Eltern imstande sein würden, unsere toten Ratten und Katzen mit einem Schwung ihrer Zauberstäbe wiederzuerwecken. Obwohl rund sechs Jahrhunderte vergangen sind, seit Beedle dieses Märchen niedergeschrieben hat, und
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