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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman
Autoren: DeVa Gantt
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Lächeln erlosch.
    Frederic stutzte. »Wo steckt dieser Mr Remmen?«
    Jeannette deutete zu den Bäumen hinüber. »Dort drüben.«
    Frederic schaute in die Richtung und erblickte ein Paar. Die junge Frau war hübsch und hatte glattes, pechschwarze2s Haar. Sie hatte in der Mühle nichts zu suchen, und genau das sagte ihr der Mann gerade. Seine Stimme klang laut und aufgeregt.
    »Es ist mir völlig egal, ob heute Samstag ist und ob du dich langweilst. Ich muss arbeiten!«
    Wade Remmen schickte die junge Frau fort. Dann wandte er sich zur Mühle um und erblickte Frederic und die Mädchen. Seine erste Überraschung wich rasch einem Stirnrunzeln. Mit festem Schritt kam er auf die Besucher zu. »Mr Duvoisin«, begrüßte er Frederic und nickte den Mädchen zu. »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Meine Töchter und ich machen heute einen Ausflug. Da ich schon öfter von Ihnen gehört habe, Mr Remmen, wollte ich Sie endlich auch persönlich kennenlernen.« Frederic spähte über Wades Schulter zum Waldrand hinüber, doch die junge Frau war verschwunden. »Ich wollte Sie allerdings nicht stören …«
    »Aber Sie stören mich doch nicht«, sagte Wade. »Das war meine Schwester. Eigentlich wollten wir heute etwas zusammen unternehmen, aber Master Paul hat mir Arbeit aufgetragen. Meine Schwester ist noch jung, und ich will nicht, dass sie allein in die Stadt geht. Und was macht sie?« Verzweifelt hob er die Hände. »Stattdessen kommt sie hierher!« Er prustete empört und wechselte dann das Thema. »Möchten Sie sich die Arbeit in der Mühle ansehen?«
    Eine Stunde später verabschiedeten sich Frederic und seine Töchter und ritten zum Lagerhaus in die Stadt, wo sie die Rechnungen mit den Lieferungen verglichen und danach der Bank einen Besuch abstatteten. Frederic wollte Yvette unbedingt etwas zeigen.
    Stephen Westphal staunte nicht schlecht, als plötzlich Frederic Duvoisin vor ihm stand. Überrascht sprang er auf. »Nun … das nenne ich eine Überraschung«, stotterte er.
    »Genau, Stephen. Die erste von vielen.«
    »Und womit kann ich dienen?«
    »Mit den Abrechnungen der Mühle … Ich beabsichtige, Yvette mit der Führung der Bücher zu betrauen.«
    Westphals vernehmliches »Pardon?« übertönte sogar Yvettes erstaunten Ausruf. »Aber sie ist doch fast noch ein Kind … und obendrein ein Mädchen!«
    »Und sie ist eine Duvoisin und obendrein meine Tochter«, entgegnete Frederic ungerührt. »Yvette hat den Zahlensinn ihrer Mutter geerbt. Da Paul im Augenblick auf Espoir alle Hände voll zu tun hat, muss ich alle verfügbaren Kräfte einspannen.« Mit einer herzlichen Geste legte er Yvette den Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Ich vertraue auf ihre Begabung und will sehen, ob sie in der Lage ist, die Bücher zu führen. Falls ihre Schwester ähnliche Interessen an den Tag legt, werde ich auch für sie eine Aufgabe finden. Wenn Sie so freundlich wären, uns jetzt die Abrechnungen dieses Monats auszuhändigen? So kann ich sie noch heute Abend mit ihr durchgehen.«
    Nach dem Besuch in der Bank speisten sie zu dritt im Dulcie’s zu Mittag. Yvette hätte nie erwartet, diesen Ort noch einmal zu betreten. Erst recht nicht in Gesellschaft ihres Vaters. Als die Gäste sie ganz ungeniert musterten, verspürte sie plötzlich ein Gefühl von Wichtigkeit. So also fühlte es sich an, eine Duvoisin zu sein .
    »Hast du das Geld wirklich den Armen gespendet?«, fragte Yvette in einem Anfall von Mut.
    »Welches Geld, Yvette?«
    »Du weißt genau, welches Geld ich meine.«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    Als ihr Vater nichts weiter sagte, ließ Yvette das Thema auf sich beruhen, um die entspannte Unterhaltung nicht zu gefährden.
    »Papa?«, fragte sie auf dem Heimweg. »Willst du mir diese Aufgabe wirklich übertragen?«
    »Die Buchführung der Mühle? Aber ja.« Yvette strahlte über das ganze Gesicht. »Aber lass dich nicht täuschen, mein Mädchen. Leicht wird das sicher nicht.«
    »Keine Sorge, Papa. Ich kann mehr, als du glaubst. Ich werde dich nicht enttäuschen.«
    Frederic lachte in sich hinein und konnte kaum ernst bleiben. Seit Jahren war sein Herz zum ersten Mal wieder von Stolz erfüllt.
    »Und was ist mit dir, Jeannette? Möchtest du auch eine Aufgabe übernehmen?«
    »Ich bin zwar nicht so begabt wie Yvette, was Zahlen angeht, aber ich möchte dir gern helfen, wenn ich kann.«
    »Nur wenn du möchtest, Prinzessin. Nur wenn du möchtest.«
    Gegen drei Uhr trafen sie wieder zu Hause ein. Auf ihr inständiges Bitten
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