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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman
Autoren: DeVa Gantt
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Kongress kurzfristig zehn Millionen Dollar bewilligt, um der Panik zu begegnen, die sich überall im Land ausbreitete.
    In ernstem Gespräch … so traf John die beiden Männer bei seiner Rückkehr an.
    Obwohl Brian und Stuart gewöhnt waren, dass John Duvoisin nach Belieben kam oder ging, sahen sie überrascht auf, als er plötzlich vor ihnen stand. Vor einigen Monaten hatte er ihnen mitgeteilt, dass er eine Reise nach Charmantes plane. Damals kannten sie ihn bereits gut und hatten so manches Mal nach einem harten Tag auf dem Feld beisammengesessen und bis in die frühen Morgenstunden miteinander geredet und getrunken. Wenn John freiwillig nach Charmantes fuhr, musste etwas vorgefallen sein. Ein Blick in sein Gesicht genügte … und sie wussten, dass sie recht hatten.
    »Guter Gott, Sie sehen ja fürchterlich aus«, flüsterte Stuart betroffen.
    Ächzend warf sich John auf den nächstbesten Stuhl.
    »Was ist passiert?«, fragte Brian.
    »Alles.« John lachte ein wenig. »Wie immer.«
    Stuart beugte sich nach vorn. »Haben Sie sie gesehen?«
    »Nur meinen Sohn. Als ich ankam, war Colette bereits tot.« Er stützte die Ellenbogen auf den Tisch und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Pierre ist vor einer Woche gestorben«, flüsterte er.
    »Um Gottes willen, John«, murmelte Stuart betroffen. »Das tut mir leid.«
    »Mir auch«, sagte Brian in dem Versuch, John zu trösten. Und nach längerem beklommenem Schweigen fragte er: »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Ich muss versuchen zu vergessen …«
    »Vielleicht ist dies ja ein Anfang.« Stuart Simons reichte John ein Papier mit endlosen Zahlenreihen.
    In den folgenden Stunden prüften sie alle Aufstellungen und diskutierten ausgiebig den Tabakertrag, die Kosten, die Frachtraten, das Verhalten der New Yorker Händler und die wirtschaftliche Lage. Die Gerüchte über den Zusammenbruch der Bank of the United States und die Schwierigkeiten dreier anderer Banken in England schienen John nicht sonderlich zu beunruhigen. Offensichtlich wusste er genau, was er tat.
    Nachdem alle Themen durchgesprochen waren, stand John auf und reckte sich. »Für den ersten Abend habe ich genug.«
    Als Brian und Stuart sich ebenfalls erhoben, wechselte er das Thema. »Reiten Sie morgen nach Richmond, Stuart?«
    Stuart nickte. »Ja, bei Tagesanbruch.«
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Aber natürlich. Was soll ich tun?«
    »Ich wüsste gern, ob Sheriff Briggs irgendwann einen gewissen John Ryan verhaftet hat.«
    »John Ryan?« Stuart überlegte einige Augenblicke. »Der Mann hat doch für Sie gearbeitet.«
    Überrascht zog John eine Braue in die Höhe. »Tatsächlich?«
    »Soviel ich weiß, wurde er im Zusammenhang mit dem Tod seiner Frau gesucht.«
    »Genau den Mann meine ich.«
    »Ich erinnere mich, dass Sheriff Briggs damals die Männer im Hafen befragt hat. Ich denke nicht, dass er Ryan inzwischen gefunden hat. Warum, um alles in der Welt, interessieren Sie sich für diesen Mann?«
    »Einer Bekannten zuliebe würde ich gern erfahren, was aus ihm geworden ist.«
    »Ich muss sehen, was ich herausbekommen kann. Wenn mir die Obrigkeit nicht weiterhilft, frage ich auf eigene Faust ein wenig herum.«
    John dankte Stuart mit einem Nicken und wandte sich zum Gehen.
    »Wie lange bleiben Sie dieses Mal?«, wollte Stuart wissen.
    »Abgesehen von einer Reise in den Norden werdet ihr mich in nächster Zeit häufiger sehen.«
    Brian und Stuart grinsten, doch Johns Miene verriet, dass er ihre Freude nicht teilte.
    Am darauf folgenden Nachmittag betrat Stuart das Büro des Sheriffs. Auf seine Frage reagierte Briggs verärgert und brummte etwas von »weißem Abschaum«. Außerdem sei es kein Verbrechen, seine Frau zu verprügeln. Stuart war angeekelt. Hier würde er so schnell nichts erfahren. Vielleicht hatte er ja im Hafen mehr Glück. Dank der einflussreichen Stellung der Duvoisins würden die Behörden den Fall vielleicht doch noch einmal aufrollen. Stuarts Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Einige Matrosen hatten mitbekommen, dass sich Ryan ab und zu um verschiedene Arbeiten bemüht hatte, aber keiner konnte sich erinnern, wann genau er den Mann zuletzt gesehen hatte.
    John war enttäuscht. »Könnten Sie die Männer vielleicht bitten, in nächster Zeit gründlicher nach Ryan Ausschau zu halten?«
    Stuart nickte. »Selbstverständlich, John. Sobald ich das nächste Mal in Richmond bin.«
    Samstag, 21. Oktober 1837
Charmantes
    Lange vor neun Uhr kam Charmaine mit den Mädchen zum
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