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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman
Autoren: DeVa Gantt
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Frühstück nach unten. Es war der erste Samstag, den die Kinder allein mit ihrem Vater verbrachten. Wie versprochen erwartete er sie bereits am Tisch. Unmittelbar nach dem Frühstück brachen sie auf, und Charmaine blieb sich selbst überlassen.
    Unlustig schlurfte Yvette über die große Wiese, während ihr Vater für seine Verhältnisse rasch und sicher ausschritt.
    »Was hast du, Yvette?«, fragte er, als sie die Koppel erreichten.
    »Nichts«, brummte das Mädchen gelangweilt.
    Frederic schmunzelte, sagte aber nichts.
    Als Gerald Spook und Angel aus dem Stall führte, hob sie den Kopf. »Reiten wir heute aus?«
    »Unter anderem.«
    Dann erschien Paul mit einem prächtig aufgezäumten Hengst vor der Scheune.
    Jeannette war beunruhigt. »Willst du etwa Champion reiten, Papa?«
    »Ich will es zumindest versuchen.«
    Paul hatte seine Zweifel, aber er hatte seinem Vater das unsinnige Vorhaben nicht ausreden können. Weitere Einwände waren zwecklos. »Ich habe ihn gestern scharf geritten und hoffe, dass er heute nicht mehr ganz so wild ist.«
    »Lass es gut sein, Paul. Allerdings könnte ich beim Aufsteigen etwas Hilfe brauchen.«
    Er schluckte seinen Stolz hinunter und ließ sich auf den Hengst helfen, den er früher so oft geritten hatte. Es gab nur einen kurzen Moment der Unsicherheit, als sein geschwächter Arm unter dem Gewicht seines Körpers einknickte und sein Kinn hart gegen den Hals des Pferdes prallte. Rasch sah er zu Paul hinüber, doch der tat, als ob er nichts bemerkt hätte. Im nächsten Moment saß Frederic sicher im Sattel. Paul befestigte den Stock seines Vaters am Sattel und nickte anerkennend. Frederic atmete erleichtert auf. »Jetzt aber los, Mädchen«, spornte er die Kinder an. »Schließlich haben wir heute noch viel vor.«
    Die Zwillinge waren inzwischen aufgesessen und lächelten ihrem Vater zu. Dann trabten sie über die gepflasterte Zufahrt zum Tor und hinaus auf die Straße.
    »Wohin reiten wir überhaupt, Papa?«, fragte Jeannette.
    »Zur Mühle.«
    »Zur Sägemühle?«
    »Ganz genau. Ich habe schließlich einiges nachzuholen. Ich will mit einem Mann beginnen, der für mich arbeitet, den ich aber noch nicht kenne. Wade Remmen steht ganz oben auf meiner Liste.«
    Jeannette strahlte über das ganze Gesicht. Das versprach wahrlich ein aufregender Samstag zu werden! Was Yvette anging, so war schon etwas mehr als nur ein Besuch in der Mühle nötig, um sie zu entzücken. Immerhin gefiel ihr der Ritt.
    Paul sah ihnen eine Weile nach, bevor er sich umwandte und zum Haus hinüberging. Heute gehörte ihm Charmaine ganz allein. Er entdeckte sie mit einem Buch im Garten. Mit melancholischem Lächeln sah sie ihm entgegen. Sofort schlug sein Herz schneller. Er erinnerte sich an seine Gefühle, als er Charmaine vor einer Woche im Arm gehalten und getröstet hatte, und sehnte sich nach einer Wiederholung. Er setzte sich neben sie auf die Bank, wo sie vor Ewigkeiten schon einmal zusammen gesessen hatten.
    »Nun, Miss Ryan, was machen wir heute?«
    Fragend sah sie zu ihm auf. »Müssen Sie denn nicht arbeiten?«
    »Ich habe doch gesagt, dass wir an Ihren freien Samstagen etwas unternehmen wollen.«
    Charmaines Melancholie machte einem Lächeln Platz.
    »Was halten Sie von einem Ausflug in die Stadt?«, fragte Paul. »Oder wollen wir ein wenig am Meer spazieren gehen?«
    In der Sägemühle herrschte unglaublicher Lärm. Je näher die Reiter der Lichtung kamen, desto weiter rissen die Mädchen die Augen auf. Solch schweißtreibende Geschäftigkeit hatten sie nicht erwartet. Mit Hilfe von Pferdegespannen zerrten ein paar Männer die Baumstämme zu dem großen Gebäude, in dem sich die Säge befand. Am hinteren Ende drehte sich ein Wasserrad und tauchte seine Schaufeln unermüdlich in eine tiefe Klamm, während auf der Vorderseite des Gebäudes die frisch gesägten Planken zum Vorschein kamen und auf einen Wagen geladen wurden, der sie in die Stadt brachte. Die Luft war vom Kreischen der Säge, dem Gebrüll der Männer und dem Wiehern der Pferde erfüllt.
    »Yvette? Jeannette?«
    Die Mädchen lösten ihre Blicke von der Szenerie und sahen, dass ihr Vater bereits abgestiegen war.
    »Kommt ihr?«
    Als Frederic und seine Töchter auf die Säge zugingen, schaute einer der Männer auf, dann der nächste und so weiter, bis irgendwann die Arbeit zum Stillstand kam. Jeannette suchte überall nach Wade, bis sie ihn endlich entdeckte. Er stand etwas abseits am Waldrand und sprach mit einem jungen Mädchen. Ihr
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