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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman
Autoren: DeVa Gantt
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insgeheim dachte er: Das hättest du schon letzte Woche auf dem Schiff machen sollen, du Ochse!
    Der Morgen verging mit hastigen Vorbereitungen. Rebecca wurde in einem der Gästezimmer einquartiert, wo Millie ihr beim Baden half und ihr anschließend das Brautkleid von Mercedes überstreifte. Es passte zwar nicht genau, aber nach ein paar Stichen sah es aus, als ob es für Rebecca gemacht wäre. Paul badete ebenfalls und schlüpfte in den Anzug, den er beim Ball getragen hatte. In der Zwischenzeit richtete Father Michael die Kapelle für die erste Messe seit fast fünf Monaten her.
    Um Punkt zwölf Uhr schritt Rebecca Remmen am Arm ihres Bruders durch die Kapelle zum Altar. Jeannette errötete, als die beiden an ihrer Bank vorbeigingen und Wade ihr zulächelte. Sie sah ihren Vater an und drückte kichernd seinen Arm, als er ihr zuzwinkerte. Paul wartete hoch aufgerichtet am Altar, dass Wade ihm Rebeccas Hand übergab. Dann traten die beiden vor den Priester.
    Frederic betrachtete die Szene mit Stolz und freute sich von Herzen über Pauls Entscheidung. Während der Reise hatte jeder sehen können, wie verliebt Paul in das Mädchen war. Doch er hatte Rebecca stets auf Armeslänge von sich gehalten, als ob sie ihn im Ganzen verschlingen würde, wenn er ihr zu nahe käme. Jeder spekulierte, was wohl zwischen den beiden geschehen war, doch Frederic musste nicht lange überlegen. Er sah, wie Pauls Augen vor Verlangen brannten. Dieses Gefühl war ihm nur allzu vertraut, ebenso die Umstände. Pauls Sehnsucht nach Rebecca erinnerte ihn an seine große Liebe zu Elizabeth. Gott meinte es gut mit seiner Familie.
    Nach der Zeremonie führte Paul seine Frau ins Foyer, wo sie die Glückwünsche aller Hausbewohner entgegennahmen. Als Letzter war Wade an der Reihe. Paul meinte, einen Anflug von Scham in seinem Blick zu erkennen. Oder waren es Vorbehalte? Doch Rebecca war viel zu glücklich, um ihrem Bruder noch böse zu sein, und schloss ihn herzlich in die Arme. Als er Paul mit schüchternem Lächeln gratulierte, klopfte ihm dieser auf den Rücken und strich den gestrigen Abend aus seinem Gedächtnis.
    Father Michael hatte alle Hände voll zu tun, um die Kapelle für die beiden Hochzeiten vorzubereiten, die später am Tag gefeiert werden sollten. Es konnten noch Monate vergehen, bis die Antwort auf die Frage nach der Rechtmäßigkeit von Father Benito St. Giovannis Priesterschaft eintraf, außerdem plante Father Michael die Rückkehr zu seiner Arbeit in St. Jude, die er sträflich lange vernachlässigt hatte. Aber zuvor wollten Charmaine und John und ebenso Mercedes und George noch sicherstellen, dass ihr Bund fürs Leben auch von Gott gesegnet war, und so hatte er ihrer Bitte nach einer Wiederholung der Gelöbnisse nur zu gern entsprochen.
    Fatima Henderson hatte sich selbst übertroffen, als sich Verwandte und Freunde in der milden winterlichen Brise auf der Veranda und der Wiese zur Feier von Paul und Rebeccas Hochzeit versammelten. Irgendwann verließ Charmaine ihren Posten als Hausherrin und stahl sich nach oben, um Marie zu stillen und nach John zu sehen. Als sie Paul und Rebecca zum ersten Mal an diesem Tag allein erspähte, änderte sie die Richtung ihrer Schritte.
    »Meine herzlichsten Glückwünsche«, sagte sie, als sie zu den beiden trat. »Willkommen in unserer Familie, Rebecca. Sie haben Paul und uns alle heute sehr glücklich gemacht.«
    Rebecca war von ihrer Wärme und Herzlichkeit überrascht und neigte lächelnd den Kopf.
    Dann wandte sich Charmaine an Paul. »Ich bin froh und dankbar, dass Sie diese Reise auf sich genommen haben, Paul. So gesehen haben wir ja beide davon profitiert.« Sie lachte ein wenig.
    Paul war über Charmaines herzliche Begrüßung seiner Frau begeistert. »Vielen Dank, Charmaine«, sagte er schlicht, aber sie las alles Ungesagte in seinen Augen. Gemeinsam hatten sie einen langen Weg zurückgelegt und schätzten die Verbundenheit, die daraus erwachsen war.
    Irgendwann gesellte sich Wade zu ihnen und gleich darauf auch Frederic. »Mr Remmen«, sagte Frederic, »Jeannette und ich möchten Ihnen ausdrücklich für Yvettes Rettung danken.«
    Wade Remmen hüstelte. »Das war doch nicht der Rede wert, Sir.«
    Aber Frederic ließ so viel Bescheidenheit nicht gelten. »Charmaine hat mir die ganze Geschichte berichtet, Mr Remmen. Ich stehe für immer in Ihrer Schuld.«
    Wade rieb sich verlegen den Nacken, und Rebecca lächelte voller Stolz. »Wade wird nicht gern gelobt, Sir.«
    »Das mag schon sein,
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