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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman
Autoren: DeVa Gantt
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nüchtern geworden.
    Aber Pauls Erleichterung währte nicht lange, denn Rebeccas Zimmer war leer. Das grüne Kleid lag ausgebreitet auf dem Bett. Besorgt fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und überlegte. Wohin konnte sie geflüchtet sein? Ihr Kummer war vermutlich riesengroß, und Wade hatte die Sache noch schlimmer gemacht. Ich möchte meinem Bruder keine Schande machen. Lieber verschwinde ich . Nein, das würde er nicht zulassen! Aber dazu musste er sie erst finden. Und zwar noch heute Nacht!
    »Haben Sie eine Vorstellung, wo sie sein könnte?«
    »Nein«, sagte Wade leise. Er schämte sich, wenn er daran dachte, wie er sie behandelt hatte. »Ich habe einige ziemlich schlimme Dinge gesagt.«
    »Wir müssen sie unbedingt finden.«
    »Felicia!«, rief Wade. »Sie wohnt nebenan. Vielleicht weiß sie ja etwas.«
    Paul rannte hinaus und weckte mit mächtigen Faustschlägen das ganze Haus. Felicias Vater öffnete mit mürrischem Gesicht, doch er kapitulierte schnell, als er begriff, dass Paul nicht weggehen würde, bevor er nicht mit seiner Tochter gesprochen hatte. Wenig später stand Felicia vor ihm.
    »Wo ist Rebecca?«, fragte Paul.
    Ihr schläfriger Blick hellte sich auf. Sie lächelte. »Ich habe das schöne Kleid gesehen. Aber Rebecca hat gesagt, dass sie sich nicht kaufen lässt … nicht einmal von Ihnen.«
    »Was hat sie sonst noch gesagt?«
    »Nur, dass sie weggeht und ein neues Leben anfangen will«, antwortete sie genüsslich. »Ich habe versucht, sie vor Ihnen zu warnen, aber sie wollte nicht hören. Sie hat nur gesagt, dass sie Sie eines Tages heiraten wird. Manche lernen eben nur auf die harte Art. Immerhin ist sie jetzt klüger.«
    »Ach ja?«, spottete Paul. »Na gut, falls du Rebecca siehst, dann sag ihr, dass ich sie heiraten will.«
    Er wartete ihre Reaktion nicht ab, sondern legte den Arm um Wades Schultern und brachte ihn nach Hause. »Ich weiß jetzt, wo ich Rebecca finde. Legen Sie sich schlafen. Morgen früh treffen wir uns im Herrenhaus. Ich erwarte Sie dort … mit Rebecca.«
    Wade wollte protestieren, aber Paul unterbrach ihn. »Ich muss unbedingt mit Rebecca sprechen, und zwar allein. Bitte, legen Sie sich jetzt hin.« Ohne weitere Erklärungen machte er sich auf den Weg zur Tempest .
    Das Mondlicht schien durchs Bullauge und beleuchtete die Kabine, die sie miteinander geteilt hatten. Rebecca schlief tief und fest, und das schwarze Haar lag ausgebreitet auf dem Kissen. Ein unglaubliches Glücksgefühl ergriff ihn. Wenn er nicht rechtzeitig gekommen wäre, so wäre sie am Morgen fort und für ihn verloren gewesen. Womöglich für immer. Warum hatte er sich nur so dumm angestellt? Warum hatte er Rebecca nicht gleich auf dem Schiff geheiratet? Sie hatten sogar einen Priester an Bord, der ihren Bund gesegnet hätte. Damals war er noch zu wankelmütig und unsicher gewesen, doch das war jetzt vorbei. Entweder war die Hochzeit der größte Fehler seines Lebens … oder der beste Anfang, der sich denken ließ. Rebecca zuliebe wollte er diese Chance unbedingt ergreifen.
    Vorsichtig setzte er sich auf den Rand der Koje. Er nahm Rebeccas Hand und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Sie bewegte sich, und ihre Lider zitterten ein wenig, bevor sie die Augen aufschlug. Einen Moment lang war sie verwirrt und starrte ihn benommen an. Er lächelte, damit sie nicht glaubte, dass sie träumte.
    »Ich bin hier, um Sie zu mir zu holen«, sagte er leise. »Zu mir nach Hause.«
    Sie entzog ihm ihre Hand und runzelte die Stirn. Sie stützte sich auf die Ellenbogen. »Wie kommen Sie hierher?«
    »Ich konnte nicht schlafen. Ich habe mich gesorgt, also bin ich zum Cottage geritten. Doch Ihr Bruder konnte mich nicht beruhigen.«
    »Er hasst mich.« Rebecca ließ den Kopf sinken. »Ich habe es gewusst.«
    »Das tut er nicht.«
    »Doch, Wade schämt sich für mich, und er hat jedes Recht dazu.«
    »Nein, Rebecca.« Paul umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Er hat kein Recht dazu. Nach dem morgigen Tag wird es niemand mehr wagen, Sie zu beleidigen. Und wer es trotzdem wagt, bekommt es mit mir zu tun.«
    Sie war verwirrt. Paul stand auf. »Kommen Sie, wir wollen nach Hause gehen.«
    »Nein! Ich will ganz weit weg von hier!«
    »Kommen Sie, Rebecca. Sie sind hier zu Hause … hier auf Charmantes und bei mir.«
    »Ich will nicht Ihre Geliebte sein!«
    »Das möchte ich auch nicht, Rebecca. Ich bitte dich vielmehr, meine Frau zu werden.«
    Ihre grünen Augen füllten sich mit Tränen, aber dann schüttelte
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