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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine
Autoren: Greg Bear
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Anfang der Zeit bis zu ihrem Ende, werdet ihr die Erfahrungen allen Lebens in euch aufnehmen, Mysterien werden enträtselt, denn in dieser Gemeinschaft werdet ihr – zusammen mit dem Rest der Menschheit – eure intellektuelle, analytische und emotionale Kapazität um ein Vielfaches vergrößern. Eure Sinne werden sich millionenfach erweitern. Die Goldene Sphäre repräsentiert den Zustand, den Mystiker und Heilige, Künstler und Werktätige, Wissenschaftler und Philosophen schon immer angestrebt haben: den Zustand der Freiheit.
    Den Zustand der Veränderung in der annähernden Perfektion, der Leistung im Glück.
    Nun ist es an der Zeit für Eure Passage. Willkommen.
    Wir sind jetzt den Göttern gleich.
     
    »Bring mich zum Tor«, sagte Kahn. Jeshua hob ihn auf, und sie gingen zum nächsten schwarzen Rechteck. Der ursprüngliche Kahn hatte etwas so Unglaubliches entworfen, daß sein jüngeres Ich es nicht glauben konnte. Und es hatten auch genügend Menschen an den Bau der Goldenen Sphäre geglaubt. Aber war sie auch jemals im Einsatz gewesen? Erfolgreich? Oder war das alles nur ein gigantischer Schwindel, und Matthäus hatte ihm zu Recht den Besuch der Menschen auf Gott-der- Schlachtenlenker verwehrt?
    Die Frage lautete schlicht und einfach: Konnte Kahn seinem älteren, anscheinend höherentwickelten Ich vertrauen? Er hatte bereits auf Gott-der- Schlachtenlenker versagt…
    Er war mehr als nur etwas ängstlich. »Geh hindurch«, sagte er zu Jeshua. Der Cyborg gehorchte.
    Sie materialisierten auf einer anderen, wesentlich kleineren Plattform, die von schwebenden Instrumentenkonsolen umgeben war. Augenscheinlich ein Technischer Leitstand. Sie waren nun in der Gitter-Sphäre. Wenige Meter von den Konsolen entfernt befanden sich glitzernde, transparente Zylinder, die jeder einen mit bronzefarbenen Röhren fixierten Körper enthielten. Sie waren in Schichten gestapelt, so weit das Auge reichte – Millionen, nein, Milliarden, viele Milliarden.
    Die Kapazität der Goldenen Sphäre betrug laut Auskunft des Notizbuches eine Billion Menschen.
    Männer und Frauen – und Muster, die er nicht einordnen konnte –, deren Körper lebendig wirkten, aber mit leeren Augen.
    »Weiter«, sagte er. Jeshua beförderte ihn zu einem kleineren Tor am anderen Ende des Leitstandes.
    Warum waren sie nicht direkt in die Sphäre abgestrahlt worden, zusammen mit den anderen Passagieren? Warum hatte man sie von der Plattform zum technischen Sektor geschickt?
    Sie gelangten zu einem anderen Leitstand im Mittelpunkt der Gittersphäre. Sie befanden sich in einem großen Hohlraum. Von der Innenwandung griffen dünne Metallarme (dünn! – Sie mußten einen Durchmesser von mehreren hundert Metern haben) ziellos ins Leere. Was auch immer sie einst gehalten hatten – die Goldene Sphäre vermutlich – war nicht mehr da.
    »Wir haben das Boot verpaßt«, sagte Kahn.
    »Sollte hier die Zusammenkunft stattfinden?« fragte Jeshua feierlich. »Wo alle Seelen sich trafen, alle Funken zusammenkamen?«
    »So kann man es auch ausdrücken«, sagte Kahn matt. Er wäre als erster durch den Transmitter gegangen, wenn alles nach Plan funktioniert hätte. Danke hatte ihm eine Aufzeichnung hinterlassen und weitergemacht. Nach einer Ehe von mehreren hundert Jahren hatte sie ihm noch immer vertraut – und Danice war eine sehr rationale Frau gewesen. Vielleicht hatte es ja doch funktioniert.
    Was konnte er im gegenteiligen Fall tun?
    »Das Gefäß hat die Tropfen wertvollen Öls erhalten?«
    »Ich weiß nicht.« Wie immer. »Ich glaube ja.«
    »Warum sind wir dann nicht mitgenommen worden?«
    »Wir sind Fälschungen«, sagte Kahn. »Wir sind unwürdig.«
    »Was ist mit den Menschen von Gott-der- Schlachtenlenker?«
    »Sie sind nicht qualifiziert.« Auch nicht nur seine Schuld. Ihre Religionen hatten ebenso zu dem Desaster beigetragen wie er selbst. »Ich glaube, daß niemand von uns würdig ist, Gottes wartendes Sepiroth zu betreten.«
    »Das nächste Tor?« fragte Jeshua. Kahn nickte. Sie hatten hier nichts mehr verloren. Sie rückten zum dritten Punkt des Dreiecks vor.
    Kahn trat aus der Dunkelheit in bewölktes Tageslicht und ging taumelnd in die Knie. Jeshua stützte ihn erneut.
    Kahn spürte, daß das Simulacrum nach diesen unglaublichen Belastungen am Ende war. Es starb leicht und schmerzlos.
    »Wo sind wir jetzt?« fragte Jeshua.
    Kahn kannte das Land, auf dem sich das Terminal befand. Er hatte früher hier gelebt. Vierzig Morgen erstreckten sich zwischen den
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