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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine
Autoren: Greg Bear
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Gitterkugel, in welche die Zehn-Kilometer-Kugel als Modul integriert werden sollte.
    Aber nur vorübergehend. Es gab Einrichtungen für den Empfang von Reisenden – oder Gästen – oder um wen auch immer es sich handeln würde, aber keine Andockstationen. Der Zugang erfolgte anscheinend über Materietransmitter.
    Wundervolle Neuerungen, die sich in vierhundert Jahren ergeben hatten, dachte er. Welchem Zweck sollte das alles dienen? Wohin würde die Zehn-Kilometer-Kugel fliegen, wenn sie sich von der Gitter-Sphäre löste? Und wie würde die Trennung überhaupt erfolgen – in der Gitterkonstruktion waren keine Öffnungen vorgesehen, obwohl die Kugel in der Skizze eine komplexe, höherdimensionale Flugbahn beschrieb.
    Mit verschwimmendem Blick betrachtete er wieder den Körper an der Wand.
    »Sie ist hier, Architekt«, meldete Jeshua. Er drehte sich um.
    Reahs Projektion schwebte zitternd in der Mitte des Raums. Ihre Stimme war verzerrt, und irgendwelche Dinge schienen um sie herumzufliegen, sie in diese und jene Richtung zu schubsen, aber er konnte ihre Worte verstehen.
    »Architekt! Du mußt dich beeilen. Der Weg ist frei. Ich habe mein ganzes Leben gekämpft, habe meinen eigenen Sohn bekämpft, als er die Kinder abwies, die nach Wiederauferstehung kamen. Nun ist er hier, und du mußt dich beeilen. Du hast die Brücke fertiggestellt! Bring meine Kinder über diese Brücke! Bring sie weg von diesem unsäglichen Ort!« Die Projektion flackerte heftig und erlosch.
    »Matthäus ist hier?« Er versuchte, klar und stringent zu denken, angesichts der Angst und überwältigenden Mattigkeit. Aber er war doch schon tot – wovor mußte er sich dann überhaupt noch fürchten?
    »Laß uns gehen«, sagte Kahn, nahm die Notizbücher und klemmte sie sich unter den Arm. Falls das Bifrost funktionierte, konnte er wieder auf die Erde zurückkehren und vielleicht nach alter Väter Sitte Geschäfte machen – Geschäfte auf Gegenseitigkeit. Im Moment gab es nichts mehr, was er auf Gott-der- Schlachtenlenker noch hätte tun können.
    Sie verließen die Kammern des echten Kahn und gingen schnell die Rampen und Treppen hinab. Arthur versuchte die Ruhe zu bewahren, aber seine Hände zitterten dennoch. Er wußte nicht, wieviel er noch ertragen konnte. Die Leiche eines Menschen und ein Duplikat dieses Menschen – im selben Raum…
    Im Amphitheater schwebten vier leuchtende Pyramiden zwischen ihnen und den Stufen zur Bühne. Matthäus wurde von zwei Pyramiden flankiert und sah Kahn, auf seinen jadegrünen Stock gestützt, unverwandt an.
    »Das sind Defensivwaffen«, flüsterte Kahn Jeshua zu. »Solche Einheiten sind auch oben explodiert und haben den ganzen Glasbruch verursacht…«
    »Du bist der Architekt«, meinte Jeshua. »Wie können sie dich dann töten?«
    »Ich weiß es nicht. Aber sie haben es schon einmal getan.«
    »Ich werde hinauseskortiert«, sagte Matthäus mit hoher, brüchiger Stimme. »Würdet Ihr mich begleiten, bevor meine Mutter den Kampf verliert? Wenn sie verliert, werden wir nämlich alle sterben.«
    »Sie sagte, der Weg sei frei«, erwiderte Kahn. »Wir müssen jetzt gehen.« Er streckte die Arme in Richtung der Pyramiden aus. »Ich bin der Architekt. Mein Wort ist…«
    Sie kamen auf ihren klappernden Kristallextremitäten auf ihn zu, wobei sie wie Hornissen brummten.
    »Wir sind in Thule nicht erwünscht«, sagte Matthäus zu Arthur. »Die Stadt toleriert nur Kahn, und wir können auch gut ohne ihn zurechtkommen.«
    »Ich werde nicht…«, hob Arthur an.
    »Du wirst in der Sonne geröstet werden!« sagte Kahn wider besseres Wissen. Dann wurde er sich seiner Arroganz bewußt.
    »Du hast deine Fehler gemacht«, stellte Matthäus fest. »Wenn Gott will, werden wir leben. Wenn nicht, werden wir sterben.«
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte Arthur mit verzerrtem Gesicht. Matthäus ging auf sie zu, gefolgt von den Pyramiden. Mit zusammengekrampftem Magen rannte Arthur über den Rasen zu dem alten Mann. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Er mußte wieder in die Normalität zurück, zu der maroden alten Farm, beziehungsweise dem, was von ihr noch übrig war, in sein vertrautes Umfeld, nur weg von hier. Kahns Sache war nicht die seine, war es nie gewesen.
    Matthäus faßte ihn am Oberarm, und sie verließen schnell das Amphitheater. Am Tor wurden sie von zwei weiteren Pyramiden erwartet, und die bisherige Eskorte machte kehrt, um Kahn und Jeshua abzuholen. »Du willst nicht mit ihnen gehen?« fragte Kahn. »Ich
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