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Die Lustsklavin

Die Lustsklavin

Titel: Die Lustsklavin
Autoren: Linda Frese
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als dass sie mir halfen, mich zu erinnern. Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich aufgab mir Gedanken zu machen über meine Bilder, die ich im Kopf hatte, über die Stimmen, die ich hörte, oder gar meine Empfindungen. Kälte, Schmerz, Durst, Einsamkeit, Verwirrung – all das bedeutete nichts mehr und ich fühlte nur noch Leere.
     
Dunkelheit umgab mich und ich hatte das Gefühl zu schweben. Von oben betrachtete ich mich, wie ich da im Zimmer des Meisters auf dem Boden lag, zu seinen Füßen, am Ende des Bettes. Ich beobachtete ihn, wie er langsam aufwachte, seine Augen öffnete und mit wirrem Blick das Zimmer erkundete. Er hievte sich aus dem großen Bett und tastete nach etwas, was sich unter dem Bett befand, was ich aber nicht sehen konnte. Er stand auf und nun konnte ich mit Schrecken feststellen, was es war. Sir Ethan hatte einen Rohrstock hervorgezogen und kam damit auf mich zu. Wie in einem Film betrachtete ich, wie er mich mehrmals damit auf meine Oberschenkel schlug, aber ich empfand nicht das Geringste. Kein Schmerz. Nichts. Ich sah nur zu. Ein billiger Beobachter meiner Selbst. Eine Vorstellung. In dieses Schauspiel vertieft, drangen auf einmal harte Worte an mein Ohr: „Du wirst nie eine gute Sklavin. Wie konnte ich mich so in dir täuschen?“
     
Sir Ethan schimpfte vehement und schlug immer wieder auf mich ein. Er war außer sich und tief in meinem Innern hatte ich Furcht, schon tot zu sein, da ich keine Gefühle mehr hatte und alles von oben beobachten konnte. Ich begann zu fliegen, zu schweben, weg aus diesem Raum, hinein in eine Welt des Friedens. Das war das Letzte, was ich wahrnahm, bevor ich in einem Kokon aus tiefster Ruhe sanft entschlief.

Kapitel XII
Weibliche Stimmen, die alle wild durcheinander sprachen, und lautes Geschirrklappern bohrten sich in mein Hirn. Ich wollte sie nicht hören, aber sie drangen immer heftiger in mein Bewusstsein. Ich fühlte, dass ich auf etwas Weichem lag, umgeben von einem Duft nach frisch gewaschener, gestärkter Wäsche und Desinfektionsmitteln. Meine Augenlider zuckten unruhig, aber ich wollte sie noch nicht öffnen, denn ich hatte Angst vor dem, was ich dann vielleicht sehen würde. Also konzentrierte ich mich auf die Stimmen und lauschte.
     
„Sie wird langsam wach.“
     
„Sie muss wirklich Schlimmes erlebt haben.“
     
„Da, sieh nur, ihre Lider zucken.“
     
Ich fühlte eine Berührung an meinem Handgelenk und dann sagte eine niedliche, junge Stimme: „Ihr Puls ist ganz normal.“
     
„Ich werde den Doktor holen.“
     
„Ja, mach das, ich bleibe bei ihr. Und sag dem Freund Bescheid, der wartet draußen.“
     
Türenschlagen, Husten, Vogelgezwitscher – all diese Geräusche hämmerten wild durcheinander in meinem pochenden Schädel. Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen. Als mir das bewusst wurde, war mir klar, dass ich noch nicht tot war, ich lebte, ich fühlte, ich hatte Kopfweh! Innerlich jubilierte ich, denn ich hing am Leben, wollte aber nicht mehr so sadistisch gequält werden.
     
Noch immer hielt ich meine Lider geschlossen und hörte auf die Geräusche außerhalb meines eigenen Ich.
     
„Herr Doktor, sie ist wach.“
     
Eine männliche, herbe Stimme: „Wie lange schon, Schwester?“
     
„Gerade eben, vor ungefähr fünf Minuten.“
     
„Der Puls?“, fragte der Mann.
     
„In Ordnung, ganz normal“, sagte die Frau.
     
Eine zweite Frau meinte: „Ich habe dem Freund Bescheid gesagt, er kommt jeden Moment.“
     
Der Mann bemerkte: „Hat man die Eltern informiert?“
     
„Das werde ich sofort erledigen, Doktor“, bestätigte die weibliche Stimme.
     
Und dann hörte ich die süßeste, schönste, vertrauteste Stimme, die ich kannte: „Cassandra, ich bin’s, Nicolas.“
     
Sie traf mich direkt in mein Herz und eine wohlige Wärme breitete sich in meinem geschundenen Körper aus, in dem ich mittlerweile überall Schmerzen hatte.
     
Wieder vernahm ich wohltuend meinen Master: „Komm, Kleines, öffne die Augen … tu es für mich … ich bin hier … Cassandra, ich liebe dich!“
     
Das war für mich das Zeichen, aus meiner friedlichen Welt zurückzukehren und taumelnd in die harte, reale Welt zu fallen. Zurück zu meinem geliebten Nicolas. Mühevoll bewegte ich meine schweren Augenlider und öffnete sie einen winzigen Spalt, aus Angst, das alles sei wieder nur ein Traum. Blendendes Weiß stach in meine Augen und reflexartig schloss ich sie wieder.
     
Die männliche Stimme sagte: „Öffnen Sie bitte Ihre Augen.
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