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Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition)

Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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Glaubte sein Vater, was er da sagte, oder wollte er den Thaumaturgen schmeicheln?
    Z bekam keine Luft mehr. »Aber … aber ich will nicht.«
    Sein Vater wurde streng. »Ze’ev.«
    Z sah seine Mutter an. Das Kleid klebte ihr noch immer am Oberschenkel, aber sie schien es gar nicht zu bemerken. Sie weinte zwar noch nicht, aber um ihre Augen bemerkte er Falten, die ihm noch nie aufgefallen waren.
    »Bitte«, sagte er und umschlang ihre Taille. Er wusste, wie stark er war. Wenn er sich an ihr festklammerte, konnten sie ihn nicht mitnehmen. Er kniff die Augen zusammen, als ihm die ersten heißen Tränen die Wangen hinabrollten. »Bitte, lass nicht zu …«
    Doch mit dem ersten Schluchzen meldete sich ein fieser Gedanke.
    Dies war ein armseliges kleines Haus in einem unbedeutenden Fabrikgewölbe.
    Die Leute waren erbärmlich und unbedeutend. Seine Eltern waren schwach und unwissend – aber er, er war zu Großem bestimmt. Er war einer der wenigen Auserwählten und würde in den Dienst der Königin treten. Das war eine Ehre. Bei dem Gedanken, auch nur einen Moment länger hierzubleiben, wurde ihm übel.
    Z keuchte und ließ seine Mutter los. Ihm brannte der Nacken und er schämte sich für diese Gedanken. Und was noch schlimmer war: Sie ließen sich nicht abschütteln, so schuldig er sich auch fühlte.
    Er sah die Thaumaturgen an. Um den Mund der Frau spielte ein leises Lächeln. Er hatte sie für schön gehalten, aber nun ließ ihr Gesichtsausdruck ihn erschauern.
    »Du hast bald eine neue Familie«, flötete sie. »Außerdem haben wir Mittel und Wege, dich dazu zu bringen, dein Schicksal zu akzeptieren und freiwillig mitzukommen.«
    Z wand sich. Ihm war es peinlich, dass sie seine schrecklichen Gedanken gesehen hatte. Nein, sie hatte sie nicht nur gesehen – sie hatte sie ihm überhaupt erst eingegeben. Sie hatte ihn manipuliert; die fremden Gefühle waren unmerklich zu seinen eigenen geworden. Wenn er mit Gleichaltrigen das Manipulieren übte oder wenn ein Ausbilder ihn zum Gehorsam zwingen wollte, spürte er das. Er hatte es immer erkannt und sich dagegen wehren können, wenn er sich mit aller Kraft dagegen stemmte.
    Doch diese Manipulation hier war so wirkungsvoll, der er sich ihr nicht so leicht widersetzen konnte. Sie würden ihn zwingen mit ihnen zu gehen und eine Marionette Ihrer Majestät zu werden – mit gebrochenem Willen, wie ein abgerichteter Hund.
    Die Tür zum Kinderzimmer öffnete sich.
    Ran streckte neugierig den Kopf heraus.
    Z biss die Zähne aufeinander und bekämpfte die aufsteigende Panik. Er wollte jetzt tapfer sein – damit sein Bruder nicht merkte, wie viel Angst er hatte. Seinetwegen würde er sich zusammenreißen.
    Zitternd zwang er sich seiner Mutter auf Zehenspitzen einen Kuss auf die Wange zu drücken und seinen Vater zu umarmen. Schnell, aber so fest, dass er spüren musste, wie sehr er ihn liebte.
    Dann straffte er sich und trat auf die Thaumaturgen zu.
    Jetzt lächelte die Frau ihn wieder an. »Willkommen in der Armee der Königin.«
    Sie hatten ihm versprochen, dass er durch die Betäubung in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen würde, aber das war gelogen. Er träumte von Nadeln, die ihn in den Arm stachen, von Kneifzangen, die ihm die Zähne zogen, von Rauch, der ihm in den Augen brannte. Getrieben von unersättlichem Hunger durchstrich er eine eiskalte, verschneite Tundra.
    In der Ferne erklang Geheul. Einsame Klagen in endloser Wiederholung.
    Als er langsam zu sich kam, meinte er, aus einem Sumpfloch gezogen zu werden. Sowie er die Augen öffnete, wurde das Heulen schwächer. Er lag noch im selben Zimmer, in dem ihm die namenlose Krankenschwester eine Nadel in den Arm gerammt hatte, doch augenblicklich wusste er, dass er sich verändert hatte. Die Wände waren viel heller geworden, sie waren von einem schreiend grellen Weiß. Das Piepsen der Apparate schrillte ihm in den Ohren. Es stank nach Chemikalien – vor allem nach Ammoniak –, und wenn er nicht so schwach gewesen wäre, hätte er sich wohl übergeben müssen.
    Seine Gliedmaßen lagen tonnenschwer auf dem Untersuchungstisch. Seine Gelenke schmerzten. Außerdem fror er in dem viel zu großen Hemd und fühlte sich verletzlich. Im Nacken spürte er eine Beule. Nur mit Mühe konnte er den fremd gewordenen Arm heben und den Verband an seinem Hinterkopf abtasten.
    Als er etwas klarer denken konnte, fiel ihm das Wenige ein, was ihm die Krankenschwester verraten hatte.
    Alle Soldaten wurden modifiziert, um die
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