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Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition)

Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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drehte sich nun vollständig zu Z, der überrascht feststellte, wie erleichtert er war. Wenigstens war Ran jetzt aus der Schusslinie.
    Aber dann führte Brock so einen schnellen Roundhouse-Kick aus, dass Z nicht sicher war, ob er selbst ihn hätte abwehren können. Brocks Fuß krachte gegen Rans Kopf und schleuderte ihn mit voller Wucht gegen Beta Rafe.
    Weiße Pünktchen tanzten Z vor den Augen. Ihm war nicht bewusst, was er tat, bis er sich brüllen hörte und Brock einen Kinnhaken verpasste.
    Brock taumelte zurück, rappelte sich jedoch schnell wieder auf und stürzte sich zähnefletschend auf Z. Er nutzte den Schwung von dessen zweitem Schlag, um ihn herumzuwirbeln und in den Schwitzkasten zu nehmen. Knurrend versuchte Z Brock über die Schulter zu werfen, wie er es mit den anderen tat, wenn sie ihn einzuklemmen versuchten, doch Brock war zu schwer. Hilflos schlug er ihm mit der freien Hand aufs Ohr.
    »Das ist mein Rudel«, fauchte Brock. »Und du sagst mir nie wieder, wie ich mit ihm umzugehen habe.«
    In der Sekunde, in der Brock ihn aus dem Schwitzkasten ließ, versuchte Z aus seiner Reichweite zu gelangen. Aber Brock hielt ihn am Arm fest. Als Z sich losriss, schlitzten ihm die Nägel des Alpha das Fleisch bis zum Handgelenk auf.
    Z taumelte vor Schmerzen und presste den Arm gegen die Brust. Brock grinste ihn schadenfroh an. Vor einer Weile hatte er damit begonnen, seine Fingernägel zu messerscharfen Zacken zu feilen. Die anderen Rudelmitglieder hatten es ihm sofort nachgemacht.
    Jetzt verstand Z, warum.
    Er achtete nicht auf die stechenden Schmerzen und das Blut und hob die Fäuste zum Kampf.
    Aber Brock wischte sich Zs Blut an der Hose ab und pirschte sich an Ran heran. Die anderen sahen stumm zu.
    Z erschauerte, aber Brock spuckte nur auf seinen am Boden liegenden Bruder. Ran versuchte weder auszuweichen noch sich die Schulter abzuwischen.
    »Lektion eins«, sagte Brock. »Lass nie jemand anders für dich kämpfen.«
    Z ließ die Fäuste erst sinken, als Brock mit dem Rudel abzog. Dann riss er einen Streifen vom T-Shirt und wickelte ihn um seinen Unterarm. Es dauerte nicht lange, bis das Blut den improvisierten Verband rot gefärbt hatte.
    »Ran, was ist mit dir? Ist dein Kiefer gebrochen?« Er stolperte auf seinen Bruder zu und streckte ihm die Hand hin. Doch in Rans Blick lag keine Dankbarkeit, sondern die blanke Wut.
    »Warum hast du das getan?«, fragte er und rieb sich das Kinn. »Musstest du mich an meinem ersten Tag gleich so bloßstellen?«
    Z sah ihn erstaunt an. »Ran …«
    Doch der ignorierte die ausgestreckte Hand und rappelte sich ohne die Hilfe seines Bruders auf. »Immer musst du mich vorführen! Das war meine Chance, mich zu beweisen. Warum musste ich ausgerechnet in deine Einheit kommen? Jetzt stehe ich schon wieder in deinem Schatten!« Kopfschüttelnd wandte er sich ab. Z sollte nicht sehen, dass ihm Tränen in den Augen standen. »Lass mich in Ruhe, Z. Vergiss einfach, dass wir irgendwann mal Brüder waren.«
    Fast fünf Jahre waren seit Zs genetischer Modifikation vergangen. Fünf Jahre hatte er seine Eltern nicht gesehen. Fünf Jahre waren mit Kampf, Imponiergehabe und Training in den Lavaschächten vergangen. Nie wieder war über die Möglichkeit gesprochen worden, dass man ihn als Spezialagenten der Königin auswählen könnte, aber er dachte oft daran. So oft, wie er aus Träumen hochschreckte, in denen lange Spritzen vorkamen oder sein Körper mit dichtem Fell bedeckt war.
    Nur fünfzig Rudel waren von der vollständigen Modifikation verschont geblieben, und die trafen täglich im Speisesaal aufeinander. Beim Essen fühlte sich Z so animalisch wie das Tier, das sie aus ihm machen wollten. Der Gestank war überwältigend – der Schweiß von fünfhundert Soldaten mischte sich mit dem Blutgeruch des halb rohen Fleischs, das auf Holzbrettern und Steinplatten in ihre Mitte gestellt wurde. Um die besten Teile gab es immer Streit, der oft in wüsten Schlägereien endete. Eine weitere Prüfung. Eine weitere Gelegenheit, die eigene Stellung unter den Brüdern zu festigen.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der Z ruhig wie ein Aasfresser auf die Reste gewartet hatte, statt mit geballten Fäusten und gefletschten Zähnen um seinen Anteil zu kämpfen. Aber er hatte genauso viel Hunger wie sie – einen Hunger, der sich nicht sättigen ließ – und irgendwann in den ersten Trainingsjahren hatte er sich geschworen, dass er nie mehr als Letzter essen würde. Nachdem er seinen Anspruch ein
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