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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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wie es aussieht, hat Ihre Programmierung genauso gearbeitet, wie sie sollte – entweder ein weiteres beeindruckendes Beispiel für das Können Ihres Chirurgen, oder es war Linh Garans Prototyp. In jedem Fall war Levana darauf überhaupt nicht vorbereitet. Allerdings vermute ich, dass Ihr kleines Feuerwerk Sie bei vielen Erdenbewohnern auch nicht gerade beliebt gemacht hat.«
    »Ich konnte es nicht kontrollieren. Ich wusste nicht, was mit mir geschieht.« Sie zog die Knie an die Brust. »Wahrscheinlich ist es gut, dass ich hier bin. Nach all dem, was geschehen ist, werde ich dort draußen nirgends mehr hineinpassen.« Sie deutete auf einen nicht existierenden Ort jenseits der weißen Wände. »Es ist gut, dass Levana mich von meinem Elend erlösen wird.«
    »O nein, Linh-mèi. Schande über Sie! Ich hatte gehofft, Sie hätten mehr vom Mumm unseres Volkes geerbt.«
    »Tut mir leid. Ich scheine meinen Mumm mit meinem Fuß verloren zu haben, der während einer Live-Übertragung im Netz abgefallen ist.«
    »Sie machen sich zu viele Sorgen um solche albernen Sachen.«
    »Albern?«
    Dr. Erland grinste sie an. »Ich bin heute aus einem sehr wichtigen Grund hergekommen, und wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Oh, stimmt ja«, grollte Cinder. Dann krempelte sie den Ärmel hoch und hielt dem Arzt den Arm hin. »Nehmen Sie so viel Blut ab, wie Sie wollen. Ich brauche es nicht mehr.«
    Dr. Erland tätschelte ihren Arm. »Das war nur ein Vorwand. Ich bin doch nicht wegen einer Blutprobe gekommen. In Afrika gibt es genug Lunarier, die ich testen kann, wenn es nötig ist.«
    Cinder ließ den Arm sinken. »In Afrika?«
    »Ja, ich gehe nach Afrika.«
    »Wann?«
    »So schnell wie möglich. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, die man nicht in einer Gefängniszelle erledigen kann, also habe ich mich entschieden, den Ort der ersten Letumose-Fälle aufzusuchen, eine kleine Stadt östlich der Sahara.« Er ruderte mit den Armen, als wollte er etwas auf einer unsichtbaren Landkarte zeigen. »Ich hoffe, dass ich einige der infizierten Lunarier finde und überzeugen kann, im Namen der Forschung mit mir zusammenzuarbeiten.«
    Cinder krempelte den Ärmel wieder herunter. »Und warum sind Sie dann hier?«
    »Um Sie einzuladen, mich zu begleiten. Natürlich nur, wenn es Ihnen passt.«
    Cinder sah ihn finster an. »Klar, danke, Doc. Ich werfe mal einen Blick in meinen Kalender, wann ich abkömmlich bin.«
    »Ich hoffe, Sie kommen mit, Linh-mèi. Hier, ich habe ein Geschenk für Sie. Zwei Geschenke sogar.« Dr. Erland zog eine Metallhand und einen Metallfuß aus der Leinentasche, die im Licht der hellen Lampen schimmerten. Cinders Augenbrauen schossen in die Höhe.
    »Entsprechen dem neuesten Stand der Technik«, sagte Dr. Erland. »Mit allem Notwendigen ausgerüstet und mit Platin überzogen. Und sehen Sie!« Er untersuchte die Finger und hervor kamen eine versteckte Taschenlampe, ein Stilett, eine Pistole, ein Schraubenzieher und ein Universalkabel. »Alles supernützlich. Und die Beruhigungspfeile sind hier.« Er öffnete ein Fach in der Handfläche, in dem ein Dutzend schmaler Pfeile lagen. »Sowie Sie verkabelt und synchronisiert sind, sollten Sie sie durch einen gedanklichen Befehl abschießen können.«    
    »Das ist phantastisch. Wenn ich auf dem Schafott liege, kann ich wenigstens noch ein paar Zuschauer mitnehmen.«
    »Ganz genau!« Dr. Erland kicherte. Cinder sah ihn missbilligend an. Sie war irritiert, aber Dr. Erland war so begeistert von den Prothesen, dass er es gar nicht bemerkte. »Spezialanfertigung für Sie. Ich habe Ihren Körperscan zu Grunde legen lassen, damit sie auch richtig passen. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich sie mit Haut überziehen lassen, aber man kann schließlich nicht alles haben.«
    Cinder nahm die kunstvollen Ersatzteile und untersuchte sie sprachlos.
    »Der Wärter darf sie natürlich nicht zu Gesicht bekommen, sonst kriege ich richtig Ärger«, sagte er.
    »Danke. Wie aufregend, sie in meinen letzten Lebenstagen tragen zu können.«
    Mit einem schlitzohrigen Grinsen sah sich Dr. Erland in der kleinen Zelle um. »Wirklich komisch, diese großen Fortschritte, nicht zuletzt in der Technologie. Aber selbst bei den ausgefeiltesten Sicherungssystemen hat man nicht an Lunarier gedacht. Wahrscheinlich ist es gut, dass es nicht viele von Ihrer Sorte gibt, sonst wären wir bald als Ausbrecher verschrien.«
    »Was? Sind Sie verrückt geworden?«, fragte Cinder ihn flüsternd. »Sie meinen, ich
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