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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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Wärter schloss widerspruchslos die Tür. Dann verhallten seine Schritte im Flur.
    Dr. Erland musste schlucken, als er Cinder aus seinen hellblauen Augen musterte. Er wandte den Kopf ab und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren seine Gesichtszüge weich vor Verwunderung geworden. »Sollte es je einen Zweifel gegeben haben, so ist er jetzt ausgeräumt. Sie sollten lieber lernen, Ihre Fähigkeiten zu beherrschen.«
    Cinder legte eine Hand an die Wange. »Ich mache doch gar nichts.«
    Der Doktor räusperte sich unbehaglich. »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden den Dreh schon noch herausbekommen.« Er nahm die Zelle in Augenschein. »Ziemlicher Schlamassel, in den Sie sich da hineinmanövriert haben.«
    Cinder zeigte auf die Tür. »Den Trick müssen Sie mir beibringen.«
    »Das wäre mir eine Ehre, Linh-mèi. Es ist eigentlich ganz leicht. Sammeln Sie sich, lenken Sie die Gedanken Ihrer Zielperson auf Sie und machen Sie deutlich Ihre Absicht klar. Natürlich nur innerlich.«
    Cinder runzelte die Stirn. Es hörte sich gar nicht so leicht an.
    Der Arzt nahm ihre Bedenken nicht ernst. »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden sehen, es geht ganz von selbst, wenn Sie es brauchen. Aber wir haben jetzt keine Zeit für Lektionen. Ich muss mich beeilen, bevor irgendjemand Verdacht schöpft.«
    »Ich habe bereits Verdacht geschöpft.«
    Das überging er und musterte Cinder von Kopf bis Fuß, ihren weißen Overall, der ausgebeult um ihre schmale Gestalt schlackerte, die vom Sturz ramponierte und zerkratzte Metallhand, die bunten Drähte, die aus ihrem hochgekrempelten Hosenbein hervorsahen.
    »Sie haben Ihren Fuß verloren.«
    »Tja, ist mir auch schon aufgefallen. Wie geht’s Kai?«
    »Was? Wollen Sie mich nicht fragen, wie es mir geht?«
    »Sie sehen gut aus«, sagte sie. »Sogar besser als sonst.« Es stimmte – im Neonlicht der Zelle sah er zehn Jahre jünger aus. Ihr wurde klar, dass das wahrscheinlich nur die Nachwirkungen des Zaubers waren. »Wie geht es ihm?«
    »Er ist verwirrt, würde ich sagen.« Der Arzt zuckte die Achseln. »Ich glaube, dass er sich ein bisschen in Sie verknallt hatte. Herauszufinden, dass Sie, na ja … ich bin sicher, es war alles sehr viel für ihn.«
    Frustriert strich sich Cinder durchs Haar, das sie sich seit vierzehn Stunden raufte. »Levana hat ihn gezwungen, sich zu entscheiden – sie zu heiraten oder mich auszuliefern. Sie hat gesagt, dass sie ihm sonst den Krieg erklären würde, auf Grund irgendeines Gesetzes über die Aufnahme von Lunariern.«
    »Es sieht so aus, als habe er die richtige Entscheidung getroffen. Er wird ein gutes Staatsoberhaupt.«
    »Darum geht es gar nicht. Levana wird sich nämlich nicht lange mit seiner Entscheidung zufriedengeben.«
    »Selbstverständlich nicht. Genauso wenig, wie Sie ein langes Leben gehabt hätten, wenn er sich für die Ehe mit ihr entschieden hätte. Sie will Sie unbedingt tot sehen, mehr als Ihnen bewusst ist. Deswegen müssen wir sie glauben lassen, dass Kai alles in seiner Macht Stehende getan hat, Sie gefangen zu halten, und dass er gewillt ist, Sie an Königin Levana auszuliefern, wenn sie zum Mond zurückkehrt – was jetzt nicht mehr lange dauern dürfte. Sonst würde es entsetzliche Folgen für ihn haben … und für den Staatenbund.«
    Cinder blinzelte ihn an. »Mir kommt es so vor, als ob er tatsächlich alles tut, um mich in Gefangenschaft zu halten.«
    »In der Tat.« Er drehte die Daumen umeinander. »Das macht die Sache nur noch schwieriger, stimmt’s?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Warum setzen wir uns nicht? Es kann nicht bequem sein, auf einem Fuß herumzustehen.« Dr. Erland ließ sich auf die einzige Pritsche der Zelle nieder. Cinder rutschte an der gegenüberliegenden Wand herunter.
    »Wie geht es Ihrer Hand?«
    »Gut.« Sie bewegte die Metallfinger. »Das Gelenk am kleinen Finger ist kaputt, aber es könnte schlimmer sein. Ach, und das Beste!« Sie deutete auf ihre Schläfe. »Kein Loch in meinem Kopf. Darüber bin ich immer noch froh.«
    »Ja, ich habe davon gehört, wie die Königin Sie angegriffen hat. Es war Ihre Cyborg-Programmierung, die Sie gerettet hat, stimmt’s?«
    Cinder zuckte die Achseln. »Ich denke schon. Ich habe eine Nachricht bekommen über bioelektrische Manipulation, und zwar kurz bevor ich … So eine Meldung habe ich noch nie bekommen, noch nicht einmal bei Ihrem Zauber.«
    »Es war das erste Mal, dass eine Lunarierin versucht hat, Sie zu einer Handlung zu zwingen. Und
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