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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge
Autoren: Petra Hammesfahr
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sie Zurkeulen sein Geld schon morgen überreichen musste. Und immerhin hatte sie von Arosa gewusst. Aber den Namen ihrer Mutter kannte sie nicht.
     
    Jacques Niedenhoff hatte sich nie von Alina getrennt, das hatte Nadias Vater getan. Und Nadia hatte ihre Mutter immer nur beim Vornamen genannt. Alina war mit einem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen und hatte nie viel Verständnis für Leute aufgebracht, die sich darum bemühten, möglichst viel Geld zu verdienen. Bei Männern mochte das noch angehen. Wenn sich jedoch die Töchter bemühten, in die Fußstapfen der Väter zu treten, war bei Alina der Ofen aus.
    Die Ehe ihrer Eltern war an Nadias Geldsucht gescheitert, weil Alina ihrem Mann die Schuld daran gab. Das erzählte Michael ihr noch, weil sie das nicht wissen konnte. Er nahm an, sie habe sich sämtliche Informationen über seine Frau bei Hardenberg und im Haus beschafft. Und über ihre Eltern hatte Nadia garantiert nie ein Wort verloren. Sie hatte nicht umsonst fast alles verbrannt, was erinnern konnte. Ihre Schulzeugnisse, ihre Urkunden, ihre gesamte Vergangenheit. Ein einziges Fotoalbum hatte Michael retten können und bei seinen alten Sachen auf dem Dachboden versteckt.
    Den ergreifenden Brief an Jacques, mon chéri, kannte Michael nur zu gut, hatte ihn selbst in Empfang genommen, als er aus Genf zurückgeschickt wurde. Nicht, weil Jacques die Annahme verweigert hatte. Jacques war nur nicht mehr in dem Hotel gewesen, in das Nadia den Brief geschickt hatte. Und Nadia hatte Jacques nicht um Versöhnung, sondern um Vermittlung gebeten. Beim heiß geliebten Herrn Papa sollte Jacques ein gutes Wort für sie einlegen. Darum hatte der Gute sich allerdings vergebens bemüht.
    Dass auf Nadias Schiffbruch für ihn eine schlimme Zeit gefolgt war, hatte er ihr bereits einmal erzählt. Nur waren es nicht allein der Alkohol und Nadias Auftritte im Labor gewesen. Es war vielmehr das Begreifen, im Leben seiner Frau immer nur die zweite Geige spielen zu können. Die erste Geige hieß jedoch nicht Jacques Niedenhoff. Nadias Vater war esgewesen. Und Michael hatte sich einbilden dürfen, zur ersten Geige befördert worden zu sein, als sein Schwiegervater den Kontakt völlig abbrach, als Nadia ins Labor marschierte und damit drohte, Beatrice Palewi an die Mäuse zu verfüttern, wenn sie ihm noch einmal zu nahe käme.
    Als er so weit gekommen war, lachte er einmal. Es war mehr ein Schluchzen. Geliebt hatte Nadia ihn ganz bestimmt. Auf ihre Weise hatte sie ihn sogar sehr geliebt. Und betrogen hatte sie ihn – wenn überhaupt – vielleicht einmal mit Wolfgang. Im Sommer hatte er beide in einer zweideutigen Situation angetroffen. Es hatte Nadia wohl gereizt, einen Mann, der ihr oder Hardenberg gefährlich werden konnte, in die Finger zu bekommen und genüsslich darum zu wickeln. Aber ein Verhältnis mit Jacques Niedenhoff?
    Nadia hatte ihm einige böse Überraschungen geboten, deshalb war er nicht auf Anhieb misstrauisch geworden, als sie mit ihrem Schmierentheater begann. Jacques wäre ein starkes Stück gewesen, doch völlig ausschließen hatte er es nicht dürfen. Sogar dass Jacques es heftig bestritt, war verständlich. Es wäre entschieden mehr als ein simpler Ehebruch gewesen. Jacques Niedenhoff war Nadias Vetter. Deshalb hatte er sich auch so aufgeregt und getobt: «Wenn sie Tante Alina diesen Unsinn erzählen will!»
    Sie zitterte am ganzen Körper, konnte kaum atmen und ihm nicht antworten, als er fragte: «Hast du sie umgebracht?»
    Nicht einmal den Kopf schütteln konnte sie, ihn nur entsetzt anstarren. Er lächelte schmerzlich. «Nein. Das hast du diesen Schweinen überlassen und dich währenddessen bei mir einquartiert. Was hast du dir davon versprochen? Oder war es Hardenbergs Vorschlag? Dachte er, dass es im Haus Hinweise auf ihn gibt? Sie hat häufiger Daten von ihm rübergeholt, hat er befürchtet, sie hätte die falschen Dateien erwischt?»
    Wenigstens die Stimme gewann sie zurück. Es war nur einheiseres Flüstern. «Nein. Es ist nicht so, wie du denkst. Ich war schon vorher da.»
    «Was?» Er räusperte sich. Das vertraute Du wollte ihm nicht mehr über die Lippen: «Seit wann habe ich denn das Vergnügen?»
    «Seit dem achtundzwanzigsten November», flüsterte sie, «und davor zweimal, einmal im   …» Weiter kam sie nicht.
    «Großer Gott», stieß er hervor, dann wurde er heftig: «Blödsinn! Der Achtundzwanzigste war ein Donnerstag. Das weiß ich genau. Wir hatten Ärger im Labor. Sie hat
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