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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung
Autoren: Oliver Pötzsch
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im seichten Wasser des Starnberger Sees die Leichen zweier Männer. Beide zählten zu den berühmtesten Personen ihrer Zeit: der in ganz Europa gefeierte Psychiater Dr. Bernhard von Gudden und der bayerische König Ludwig II., der später als Märchenkönig unsterblich werden sollte.
    Eine kurzfristig einberufene Untersuchungskommission kam zu dem Ergebnis, dass der erst drei Tage zuvor wegen Wahnsinns abgesetzte König seinen Irrenarzt erwürgt und dann Selbstmord im Wasser begangen habe.
    Das ist die offizielle Version.
    Neben dieser existieren noch ein Dutzend weiterer, die alle ihren Ursprung in den zahllosen Ungereimtheiten der Todesnacht und den Tagen danach haben. Zusammen machen sie den »Fall Ludwig« zu einem der mysteriösesten und bekanntesten Todesfälle der Weltgeschichte. Ein Kriminalfall, der bis heute seine Kreise zieht. Noch 125 Jahre nach Ludwigs Tod zweifeln etliche Experten an dem von oben abgesegneten Tathergang.
    Viele Details des folgenden Romans sind frei erfunden, weitaus mehr jedoch entstammen seriösen Fachbüchern, Quellen und überlieferten Zeugenaussagen. Sie basieren auf Informationen, die jedermann im Internet oder in öffentlichen Bibliotheken nachlesen kann.
    Zusammen ergeben sie das Drehbuch zu einem Krimi, so unglaublich, dass jeder halbwegs vernünftige Schriftsteller nur den Kopf schütteln würde.
    Oder er setzt sich hin und schreibt folgende Geschichte …

PROLOG
    Irgendwo bei München, Oktober 2010

    D er König zog sein Handy hervor und starrte auf die SMS, während Professor Paul Liebermann zu seinen Füßen Blut und Fichtennadeln spuckte.
    Die Nachricht schien Seine Exzellenz zu verstimmen. Er zog die Augenbrauen nach oben und schüttelte bedauernd den Kopf, so als wäre er von einem kleinen Kind enttäuscht. Dann stupste er den Mann am Boden mit dem Schuh an, um sicherzugehen, dass er nicht gerade erstickte. Paul Liebermann ächzte und hustete ein paar weitere Nadeln aus. Um ihn herum war alles in Nebel getaucht, eine mystische Landschaft, in der einige tote Fichten in den trüben Nachthimmel ragten.
    »Ich … ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen«, keuchte der Professor und drehte sich stöhnend auf den Rücken. »Das muss ein Irrtum sein … ein schrecklicher Irrtum.«
    »Schrecklich. In der Tat«, murmelte der König. »Ich bin äußerst ungehalten.«
    Seine Exzellenz trug einen Anzug aus feinstem englischen Tweed, dazu ein rotes Seidenhalstuch und einen Mantel aus weißem Pelz, an dessen Saum Flecken von Blut schimmerten.
    Mein Blut, dachte Liebermann. Und zwar eine ganze Menge davon. Sieht aus wie schwarze Punkte auf einem Hermelin. Ist es wirklich Hermelin?
    So genau konnte er das nicht sagen, denn sein linkes Auge war komplett zugeschwollen, das rechte blutverkrustet. Die Brille lag zerbrochen und verbogen irgendwo im Gestrüpp, Hut und Gehstock hatte er bereits im Auto verloren. Ihm klebten noch Reste von dem modrigen Laub am Gaumen, das ihm die zwei Schläger während der letzten Stunden in den Mund gestopft hatten, bis er fast daran erstickt war. Außerdem wirkte noch immer die Spritze.
    Sie hatten ihn nur wenige Schritte vor dem Antiquariat abgefangen. Als er den Wagen hörte, wusste er, dass er handeln musste. Er hatte das Buch versteckt und war nach draußen geeilt, um den Mann im Laden nicht zu verraten. Ein kleiner Stich nur, dann war er den beiden kräftigen Herren an seiner Seite in die Arme gesackt. Man stieß ihn ins Auto. Schon nach wenigen Sekunden war er bewusstlos gewesen, um schließlich hier in diesem Waldstück zwischen Pilzen und verwelkten Brombeersträuchern wieder aufzuwachen. Ganz von fern war das leise Dröhnen von Autos zu hören, ansonsten unterbrach nur das Krächzen einiger Krähen die herbstliche Stille.
    Seit zwei Stunden hatten sie Liebermann immer wieder geschlagen, in den Magen, ins Gesicht, zwischen die Beine. Mittlerweile hatte sich die Dämmerung über den Wald gelegt, der König und seine Begleiter waren nur noch dunkle Schatten vor einem noch dunkleren Hintergrund.
    Von weitem könnte es sich tatsächlich um Ludwig handeln. Welche Ironie! Wer hätte das ahnen können?
    Dass Liebermann immer noch nichts verraten hatte, lag zum Teil an einer angeborenen Sturköpfigkeit, aber vielleicht auch an seiner Vergangenheit. Paul Liebermann war in seiner Zeit als Professor für Geschichte an der Universität Jena ein bekennender Gegner des Systems gewesen. Als man ihn für über zwei Jahre in Bautzen eingekerkert hatte,
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