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Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Titel: Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
Autoren: Colleen Gleason
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hatte?
     
    Voss war sich nicht sicher, wie lange er dort stand und sie betrachtete, als plötzlich eine Uhr irgendwo die Stunde schlug. Drei. Weniger als drei Stunden bis zur Dämmerung.
     
    War das genug Zeit?
     
    Als er näher kam, konnte er mehr Details in dem blauweißen Mondlicht ausmachen, das ihr durch das Fenster fiel. Der würzige Zitrusduft von Angelica und andere weibliche Gerüche von Pudern, Cremes und Stoffen stiegen ihm lockend und verheißungsvoll in die Nase. Ihre dunklen Wimpern, halbgeöffneten Lippen, diese Masse von dunklem Haar, die sich über das Kopfkissen ausgebreitet hatte. Wie oft hatte er von ihr geträumt – genau so?
     
    Eine Schulter kam dort unter dem Laken zum Vorschein, einen Arm hatte sie unter dem Kinn eingerollt. Dann sah er die Spuren auf ihrem Gesicht. Glänzende Streifen, die ihre Wangen entlangliefen.  
     
    Tränen?
     
    Voss kam näher und streckte die Hand aus. Ohne Vorwarnung schnappte sie nach Luft und riss die Augen auf.  
     
    Sie strampelte sich zum Sitzen hoch, eine Wolke dichten Haares baumelte über ihrem Leibchen und fiel schwer über die Laken.
     
    „Sie sind nicht tot“, sagte sie.  
     
    „Du besitzt die außerordentliche Gabe, nur auf komplett Unsinniges zu achten“, sagte Voss, der immer noch Mühe hatte, mit ihrem jähen Erwachen zurechtzukommen, und ebenso mit dem verstörend appetitlichen Anblick von einer zerzausten und trotz allem etwas schläfrigen Angelica. „Nicht, ‚Warum bist du hier, Voss?‘, ‚Wie bist du hereingekommen?‘, oder auch, wie du beim letzen Mal so grob formuliertest, ‚Gehen Sie jetzt.‘“
     
    „Ich glaube, es war eher ein ‚Fliehen Sie jetzt.‘“ Ihre Lippen verzogen sich. Ein kleines bisschen. „Ich bin überrascht, Sie zu sehen. Hilft das?“ Ihre tiefe Stimmlage könnte von Schläfrigkeit herrühren, oder von einer ganz anderen Art von Gefühl.  
     
    Ausgerechnet da bemerkte er, wie im Mondlicht etwas an ihrem Hals glitzerte. Das war doch nicht etwa ... „Ist das die Halskette, die ich dir gegeben habe?“ Als er sich vorwärts bewegte, konnte er die dunklen Blätter von frischem Ysop dort in Gold geflochten sehen. Er zögerte. Was hatte es zu bedeuten? Dass sie die Halskette immer noch trug, um ihn sich vom Leibe zu halten ... insbesondere wenn sie glaubte, er wäre tot?
     
    „Ja. Ich musste den Ysop ersetzen, weil die alten Blätter völlig ausgetrocknet sind.“ Ihre Finger zupften sachte daran. Es war zu dunkel, um sicher zu sein, aber ihm schienen ihre Finger dort ein wenig zu zittern.  
     
    Dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder von dem Schatten abgelenkt, dort, zwischen ihren Brüsten, einem tiefen Tal, das er bislang nur einmal hatte erkunden dürfen ... und nicht halb so genau, wie er es gerne getan hätte. Sein Blut pulsierte. Er wollte nichts lieber, als dort zu ihr in das warme Bett zu schlüpfen und seinen Körper da, an ihrem weichen und warmen, lang auszustrecken.  
     
    „Warum hast du geweint?“, fragte er und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. Wenn sie schrie oder laut rief, würde es diesmal deutlich schwieriger werden zu entfliehen. Ihr Schlafzimmerfenster lag ziemlich hoch oben.
     
    Und Corvindale wäre sicher nicht in der Stimmung, den Erklärungen von Voss zuzuhören.  
     
    Angelica schaute weg. Sie rieb an dem, was mittlerweile nur noch ein ausgetrocknetes kleines Rinnsal an ihrer Wange war. „Was tun Sie hier? Wenn Chas das herausfindet ... “
     
    „Dein Bruder“, sprach Voss mit plötzlich recht kühler Stimme, „wird es nicht herausfinden, es sei denn, du erzählst ihm hiervon. Er ist viel zu sehr mit der Schwester von Moldavi beschäftigt, als sich um die eigenen zu kümmern. Oder hast du das nicht bemerkt?“ Dann lächelte er reumütig, obwohl sie das wahrscheinlich gar nicht sehen konnte. Er erhob sich und kam dort, in den Schatten, zu stehen, während sie im Mondlicht badete. „Nicht dass ich mich beschweren wollte. Wenn er etwas aufmerksamer wäre, könnte ich schwerlich hier sein.“  
     
    „Bitte“, sagte Angelica. „Warum sind Sie hier? Wenn jemand Sie findet, bin ich kompromittiert. Und morgen –“, sie verstummte, und er sah, wie sie sich auf die Lippen biss.
     
    „Was passiert morgen?“, fragte er scherzend. „Ein Ausritt im Park mit Lord Harrington? Ein Picknick mit Mr. Revelsworth? Oder ist es ein Ball am Arm von Sir Brittonsby?“
     
    „Ich werde mich verloben.“
     
    Gerade noch rechtzeitig. Gerade noch rechtzeitig.
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