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Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Titel: Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
Autoren: Colleen Gleason
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wenn sie darüber nachdachte?
     
    Sie wusste nicht einmal, ob er noch am Leben war. Er hätte eigentlich sterben sollen.  
     
    Das war er wahrscheinlich auch. „Ist es hier gut?“, fragte Maia und deutete mit ihrer zierlichen, tadellos behandschuhten Hand zu einer Stuhlreihe in der Nähe einer Topfpflanze. Sie sah heute Abend ganz besonders liebreizend aus, mit ihrem Haar, das man ihr hinten auf dem Kopf hoch zusammengebunden hatte, in einem komplizierten Knoten aus vielerlei kleinen Zöpfen und Ringellöckchen. Je nachdem, wie das Licht darauf fiel, leuchtete ihr Haar Mahagoni oder Kastanienbraun, oder sogar wie flüssiger Honig. Seit jeher hatte Angelica ihre Schwester ein wenig um deren klassische Schönheit beneidet, im Vergleich zu ihrem dunklen Aussehen, wie das einer Zigeunerin. Aber sie sagte sich zum Trost immer, dass ihrer Schwester zwar die Schönheit ihrer Mutter mitgegeben worden war, sie dazu dann aber auch deren herrischen, starrköpfigen Charakter geerbt hatte.  
     
    „Du siehst heute Abend so hübsch aus. Ist es, weil Mr. Bradington wieder zurückgekehrt ist?“, fragte Angelica und lächelte Maia dabei an, weil eine unerklärliche Zuneigung zu dieser sie plötzlich übermannte. Nach ihren Erfahrungen mit Voss verstand sie besser, was zwischen einem Mann und einer Frau vorging, und wie wunderschön das sein konnte. Erst jetzt begriff sie, wie Maia sich all die Monate lang in der Abwesenheit von Mr. Bradington gefühlt haben musste, während sie auf ihn wartete. „Du schienst so glücklich gestern, als du mit ihm getanzt hast.“
     
    Überrascht lächelte Maia. Ihre rosigen Wangen wurden noch rosiger. „Ich bin froh, dass er endlich wieder hier ist. Er ist ein ausgezeichneter Tänzer.“
     
    „Und als ihr den Walzer getanzt habt, sah er mit einem Blick auf dich herab, bei dem ich fast rot wurde“, sagte Angelica. „Seine Zuneigung ist offensichtlich.“
     
    Maias Lächeln wurde etwas wackelig. „Ich bin nicht sicher, ob dies hier der richtige Ort ist, so offen darüber zu sprechen.“
     
    „Warum solltest du so etwas nur denken? Ich weiß, wie sehr du auf ein anständiges Benehmen achtest, aber ihr seid verlobt und werdet heiraten“, sagte Angelica. „Ich wäre überglücklich, wenn mich ein Mann so anschauen würde, sei das nun in der Öffentlichkeit oder unter vier Augen.“
     
    Sie würde nicht an Voss denken.  
     
    „Corvindale schien sich daran zu stören, dass wir den Walzer getanzt haben, selbst dann noch, als ich ihm sagte, Chas habe es gestattet. Und ich habe ihn daran erinnert, dass wir schon bald heiraten werden.“ Maias Lächeln bestand jetzt nur noch aus missbilligenden Lippen.
     
    „Corvindale stört sich immer an irgendetwas“, erwiderte Angelica, was ihre Schwester mit einem ungewohnt undamenhaften Schnauben quittierte.
     
    „Das ist gewisslich wahr.“ Dann stieß Maia ihr den Ellbogen in die Seite. „Ssssch. Tilla beginnt jetzt.“
     
    Versprengtes Klatschen empfing die Jüngste unter den Stubblefield Schwestern, als sie ihren Platz am Klavier einnahm. Angelica lehnte sich zurück und versuchte, nicht gelangweilt auszusehen.  
     
    Sie fand, dass man jede Menge Zeit zum Nachdenken hatte, wenn man wie hier gezwungen wurde, still dazusitzen ... und sie hatte viel nachgedacht in letzter Zeit. Nicht immer waren die Gedanken angenehm, nur manchmal, da waren sie es durchaus.  
     
    Manchmal machten die Gedanken ... die Erinnerungen ... dass sie tatsächlich rot wurde. Und dass ihr Innerstes prickelte.  
     
    Und dann machten sie, dass sie nur weinen wollte.
     
    Und gelegentlich wurde sie dann von Zorn erfüllt.
     
    Aber durch alle ihre Gedanken schlängelte sich Voss.  
     
    Für Angelica waren sie nun so miteinander vertraut, dass sie ihn in Gedanken wieder so nennen konnte.  
     
    Wenn er überhaupt noch am Leben war. Ein Schaudern fuhr leise durch sie hindurch, als sie sich an den Traum erinnerte, worin er gestorben war. Sie hatte Chas zwar davon abhalten können, ihn zu töten, aber was wusste sie schon, ob er noch lebte. Derselbe Mantel, dasselbe Halstuch ... das Bild von ihm dort niedergestreckt, in der Sonne: Der Traum hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sie dachte daran, was Corvindale über den Freund von Voss gesagte hatte: Es war Brickbank vorherbestimmt, in jener Nacht zu sterben, und nichts hätte es verhindern können. Sie würde niemals Gewissheit darüber haben, wie es Voss ergangen war, außer Chas würde es
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