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Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Titel: Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
Autoren: Colleen Gleason
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Angelica beobachtete das Mädchen genau.
     
    „Ich habe meinen Vater um einen Tag Bedenkzeit gebeten – einen Wunsch, den er mir nur ungern gewährte. Ich wusste, Sie würden heute Abend hier sein, und ich wollte meine Entscheidung nicht treffen, bevor Sie mir nicht sagen, was Sie wissen. Chastity sagte, Sie hätten ihr geholfen.“
     
    Angelica nickte. Nun die eigentlich wichtige Frage. „Möchten Sie seinen Antrag annehmen? Sind Sie in ihn verliebt?“ Sollte das der Fall sein, würde sie der jungen Frau die Münze augenblicklich zurückgeben. Sie hatte schon vor langem gelernt hinzunehmen, dass das, was sie so anders machte und was ihr so oft eine Bürde auferlegte, die niemand sonst verstand –, dass diese Gabe auch einem guten Zweck dienen konnte. Ihre „Hellseherei“ konnte spannend, amüsant und im Sinne mancher wohltätiger Zwecke sein – aber nicht in jedem Fall. Seit Belinda Mayhew hatte sie ihre Lektion gelernt und nahm Kunden nur nach eingehender Prüfung an.  
     
    „Ich kenne den Mann kaum“, sagte Miss Yarmouth, wobei ihre Stimme lauter wurde, und ihre Hände durch die aromatischen Blätter fuhren. „Er ist ... er ist fast fünfzig, und seine Zähne sind so gelb und schief, und alles, worüber er reden kann, sind seine Jagdhunde. Immerzu diese Jagdhunde. Aber er hat mehr als vierzigtausend im Jahr, und das hier ist bereits meine zweite Ballsaison. Es ärgert Papa, dass ich schon so lange versuche, auf dem Heiratsmarkt einen Mann zu finden, und bisher nur einen weiteren Antrag bekommen habe. Wenn ich diesen nicht annehme, wird ihn das gar nicht freuen.“
     
    Gewiss keine Liebesheirat, was es einfacher machen würde, eine schlechte Botschaft zu überbringen, sollte es sich so herausstellen. „Nun gut. Das hier –“, sie hielt die Münze hoch „– das ist die Anzahlung. Sie schulden mir eine weitere, wenn ich Ihnen die Information gegeben habe.“ Die Waisen von St. Anselmus schienen wöchentlich neue Jacken und Beinkleider zu benötigen. Angelica betrachtete Miss Yarmouth, die tief schlucken musste, aber nickte. Dann steckte Angelica die Münze in ihr Pompadour-Täschchen, und nach einem kurzen Blick durch den Ballsaal, um den Aufenthaltsort von Mr. Beemish festzustellen (immer noch auf der anderen Seite des Saals in der Schlange für Limonade), fuhr sie fort, „Sie müssen mir etwas geben, was er mit seiner bloßen Hand berührt hat. Und Sie verstehen, dass ich Ihnen nur in einer Sache Auskunft geben kann.“
     
    „Ja, selbstverständlich. Chastity hat mir erklärt, wie Sie ihr geholfen haben. Sie können mir lediglich sagen, wann er sterben wird“, sagte Miss Yarmouth, ihre Stimme wurde gegen Ende so leise, dass sie fast in der Musik unterging.  
     
    „In gewisser Weise. Ich kann eine Person nur im Moment ihres Todes sehen. Und der einzige Grund, warum ich hier einwillige“, sagte Angelica, Stimme und Gesichtsausdruck streng, obschon das Folgende, wie sie sehr wohl wusste, nicht mehr so ganz zutraf, „ist, damit Sie eine wohlüberlegte Entscheidung treffen können hinsichtlich der Frage, ob Sie ihm die Hand zum Ehebund reichen oder nicht.“
     
    Schonungslos wischte sie das Aufblitzen einer Erinnerung weg, von einem grässlichen Traum, den sie letzte Woche gehabt hatte. Es war nur einmal vorgekommen. Sicherlich bedeutete es nichts.  
     
    Die Augen von Miss Yarmouth waren weit geöffnet, und sie nickte ernst. „Ja, selbstverständlich“, wiederholte sie.
     
    Trotz dieser Beteuerungen hob Angelica zu ihrer Standardpredigt an. „Wir vom zarten Geschlecht können wenig mitreden, was unsere Vermählung und unser Leben betrifft. Wenn ich ein paar Informationen beisteuern kann, womit sich das Kräfteverhältnis ein wenig zu unseren Gunsten verschiebt, tue ich dies gerne.“
     
    „Ich wünschte, du würdest von diesem lächerlichen Spiel ablassen“, fauchte eine Stimme plötzlich in Angelicas Ohr. „Heute Abend haben wir uns um andere Angelegenheiten zu kümmern.“
     
    Angelica entzog sich dem festen Griff ihrer älteren Schwester. „Hör auf damit, Maia. Wenigstens eine von uns sollte sich amüsieren“, murmelte sie, „und das bin besser ich. Der Himmel weiß, dass du keine Ahnung hast, wie das geht. Hast du heute Abend auch nur einmal getanzt?“  
     
    „Während unser Bruder wahrscheinlich irgendwo tot liegt?“ Maia wollte gerade ihren Schuh fest auf Angelicas Fuß niedersausen lassen, aber die war schneller, und Maia traf nur ins Leere. Und Angelica hatte
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