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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin
Autoren: Iny Lorentz
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Farben Molterossas und eine mit Juwelen geschmückte Agraffe zierten.
    Bianca musterte die Freundin wortlos, hakte sich bei ihr unter und wanderte mit ihr auf das Portal des Wohngebäudes zu.
    »Es ist wirklich seltsam, nach so langer Zeit wieder nach Italien zu kommen. Es ist so heiß wie in der Hölle und die Leute sind mir viel zu aufdringlich. Also in Schwaben ist das anders!« Es folgte ein längerer Monolog über ihre neue Heimat, dem sich nahtlos ein Bericht anschloss, in dem sie die Beschwerlichkeiten ihrer Reise beklagte. Sie klang dabei wie eine x-beliebige deutsche Dame aus der Umgebung Eldenbergs, die noch nie in Italien gewesen war und sich über die hiesigen Gepflogenheiten wunderte. Selbst Biancas früher so geschmeidiger romagnolischer Dialekt hatte etwas von der Behäbigkeit Schwabens angenommen.
    Sie saßen schon eine Weile im großen Saal, als Caterina wieder zu Wort kam. »Ich bin sicher, du freust dich, deine Töchter wiederzusehen.«
    Caterinas Blick flog dabei zu den beiden jungen Damen, die ihre Mutter mit einem gewissen Erstaunen musterten und mit dem kleinen Halbbruder, den Bianca ihnen nun stolz reichte, weniger anzufangen wussten als mit dem vierjährigen Amadeo, Caterinas ältestem Sohn. Der kleine Arnoldo, der nach dem vor zwei Jahren verstorbenen Herzog benannt worden war, lag in seiner Wiege und interessierte sich nur für die Korallenrassel, die Francesca ihm hinhielt. Biancas älteste Tochter war zu einer Schönheit herangewachsen, die erkennen ließ, weshalb Franz von Eldenberg ihre Mutter in sein Bett geholt hatte.
    Bianca maß ihre beiden Töchter mit jenem sezierenden Blick, der ihrem Wert auf dem Heiratsmarkt galt, und strahlte auf. »Ich bin ja so glücklich, dass du dich damals meiner armen Töchter angenommen hast. Bothos Willen zufolge hätte ich sie bei mir behalten können. Aber nachdem Seine Heiligkeit ihm auf Betreiben deines Onkels den erblichen Adel verliehen hatte, wollte ich doch nicht als befleckte Braut vor seinen Vater treten.«
    Es klang arg schuldbewusst, doch Caterina lächelte ihrer Freundin verständnisvoll zu. »Du hast genau richtig gehandelt, meine Liebe. Ich kann mich noch sehr gut an Hartmut Trefflich erinnern und weiß, dass er dich und die beiden Mädchen schlecht behandelt hätte.«
    »Das glaube ich nicht, obwohl ich ihn gleich richtig kennen gelernt habe! Statt sich zu freuen, dass er Botho gesund und munter in die Arme schließen konnte, und zu fragen, was passiert ist, hat er nur getobt und geschrien, dass schier die Burg einstürzen wollte. Aber dann hat mein Mann meinen Schwiegervater hochgehoben und durchgeschüttelt, bis dieser sich wie ein eingeschüchtertes Kind auf einen Stuhl setzen ließ. Ach, mein Botho ist ja so klug und tapfer! Er hat seinem Vater die römischen Urkunden gezeigt und ihm alles ganz ruhig erklärt. Da ist mein Schwiegervater kleinlaut geworden und hat sich bei mir und bei ihm sogar entschuldigt. Dein Gold hat er ihm natürlich auch sofort gegeben, so dass sein Vater auch da nichts zu schimpfen hatte. Jedenfalls hat Hartmann Trefflich Botho und mich von da an mit großer Höflichkeit behandelt. Er war sogar stolz auf Botho und hat ihn gelobt, als dieser deine Burg, die du uns geschenkt hast, ohne Kampf von dem Gesindel zurückgeholt hat, das sich im Namen dieses Verwandten von dir, dieses Greblingen, dort schon eingenistet hatte.«
    »Wohnt ihr jetzt dort?«
    »Aber nein! Wir haben sie zwar instand gesetzt, so dass sie nicht weiter zerfällt, und werden sie einmal unserem Sohn übergeben. Aber mein Schwiegervater wünscht, dass wir weiter bei ihm leben, auch wegen der Nachbarschaft, weißt du? Es hätte sonst viel Gerede geben. Daher bin ich froh, dass meine Töchter bei dir geblieben sind. Hätte ich als junge Witwe auftreten können, wäre das vielleicht anders gewesen. Hier in Italien nimmt man die Sachen leichter, doch in Deutschland muss man scharf auf seinen Ruf achten, vor allem, wenn der Adel noch so neu ist wie der meines Gemahls.«
    Der Stolz und die Liebe, die aus Biancas Worten sprachen, verrieten Caterina, dass die Ehe ihrer Freundin mit Botho glücklich geworden war. Sie fühlte jedoch keinen Neid, denn Rodolfo hatte sich nicht nur als guter Ehemann erwiesen, sondern auch als Freund und Gefährte, mit dem sie jeden Gedanken teilen konnte.
    »Wo steckt denn dein Mann?«, fragte Bianca.
    Caterina breitete lächelnd die Arme aus. »Im Augenblick befindet er sich südlich von Rom an der Grenze zum Königreich
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