Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
Münchner Kriminalpolizei zu werden, professionell eben wie Kommissar Peter Baumann, der sich im Augenblick vor allem darüber ärgerte, dass die Tote keine Ausweispapiere bei sich trug, denn das bedeutete eine Menge Arbeit, falls nicht eine gütige Seele sie als vermisst meldete. Mit einem Seufzer richtete Laura sich auf und nickte den Kollegen von der Spurensicherung zu.
    «Sie ist Italienerin!», sagte sie halblaut, wusste selbst nicht genau, warum. Es gab keinerlei Beweise für diese Annahme. Trotzdem war Laura sicher, dass die Tote Italienerin war.
    «Soso», murmelte der junge Kommissar und warf seiner Vorgesetzten einen prüfenden Seitenblick zu.
    Laura fing den Blick auf, verzog das Gesicht, steckte beide Hände in die Taschen ihrer Lederjacke und zog die Schultern hoch. «Vergiss es! Wer hat sie gefunden?»
    «Eine Frau Burger aus dem ersten Stock. Sie hat einen alten Hund mit einer schwachen Blase, und deshalb lässt sie ihn manchmal in den Hinterhof. Natürlich nur nachts, wenn niemand es sehen kann.»
    «Wo ist sie?»
    «Ich hab sie wieder in ihre Wohnung geschickt. Die Frau ist mindestens achtzig und war ziemlich am Ende.»
    «Sonst hat niemand was gesehen?»
    «Jedenfalls hat sich niemand bei uns gemeldet. Die scheinen alle einen gesegneten Schlaf zu haben.»
    Laura schaute auf ihre Armbanduhr. «Es ist ja noch nicht mal halb sechs. Da schlafe ich normalerweise auch noch.»
    Baumann zuckte die Achseln. «Es wäre ja immerhin möglich, dass sie einen Schrei ausgestoßen hat. Wenn ich aus dem Fenster springen würde, dann würde ich so laut brüllen, dass die ganze Stadt aufwacht. Ich meine, ein Schrei und ein Aufprall sind keine normalen Geräusche.»
    «Nein», erwiderte Laura unbestimmt, dachte an die Träume, die sie hin und wieder hatte. Plötzliche Stürze ins Nichts mit dem sicheren Bewusstsein, dass sie nicht überleben würde, und dann der Schrei, von dem sie aufwachte. Der Schmerz saß jetzt nur noch im Becken und in den Oberschenkeln.
    «Ich werde mit der alten Frau reden», sagte sie. «Hast du den Notarzt zu ihr raufgeschickt?»
    Baumann schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen. «So schlecht ging es ihr auch wieder nicht.»
    Laura antwortete nicht, nahm plötzlich den Geruch der Mülltonnen wahr, die ordentlich an der Hauswand aufgereiht standen, kehrte ins Haus zurück. Diesmal lief sie schnell in den ersten Stock hinauf. Neben dem großen Herz der Familie Herzberg konnte sie das Namensschild an der zweiten Tür erst nicht finden. Endlich entdeckte sie es an der Innenseite des Türstocks, wo seltsamerweise auch der Klingelknopf angebracht war. Es war ein sehr kleines Schild. «E. Burger» stand darauf.
    Obwohl Laura den Klingelknopf nur flüchtig berührte, zuckte sie zusammen, als der schrille Ton zu laut und zu lang aufkreischte. Gleichzeitig mit dem Klingelton begann ein Hund zu bellen, als hätte Laura auch ihn mit einem Knopfdruck eingeschaltet. Das Gebell überschlug sich, näherte sich der Tür. Jetzt erklang eine leisere menschliche Stimme, die offensichtlich den Hund beruhigte, denn er verstummte plötzlich, hechelte nur noch.
    «Wer ist denn da?», fragte die Stimme durch den Briefschlitz.
    «Ich bin die Kommissarin, die diesen Unglücksfall untersucht, und möchte gern wissen, wie es Ihnen geht.»
    Eine Kette rasselte, Sicherheitsschlösser klappten auf, dann endlich öffnete sich die Tür und eine sehr kleine, sehr alte, rundliche Frau stand vor Laura, gebückt, denn sie hielt den Hund am Halsband fest. Halb ersticktes Gurgeln quoll aus seiner Kehle.
    «Kommen’s nur rein. Der tut nichts, obwohl er ein Mistviech is. Mag Leut erschrecken! So einer ist des!» Sie trat ein wenig zur Seite, zog dabei ungeduldig am Halsband des Hundes, der trotz seiner geringen Körperhöhe sehr kräftig zu sein schien und jetzt ein bedrohliches Knurren ausstieß. Laura drückte sich an ihm und der kleinen Frau vorbei, ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Er hatte seltsam menschliche Augen, die ein wenig vorstanden. Sein Fell war getigert wie das einer Katze.
    Plötzlich brach hohes Bellen aus ihm hervor, und er zerrte wild am Halsband.
    «Hörst jetzt auf, Mistviech, mistiges!» Das Kreischen der alten Frau ähnelte dem Bellen, und Laura musste lächeln.
    «Lassen Sie ihn los!», sagte sie. «Er wird mich schon nicht fressen!»
    «Soll ich wirklich?» Die kleine alte Frau schaute zu ihr auf, und Laura hörte ihren schnellen, rasselnden Atem, sie hustete. Jetzt erst fiel Laura auf, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher