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Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall

Titel: Die Löwin aus Cinque Terre: Laura Gottbergs dritter Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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ich die Polizei angerufen habe. Bitte hier entlang!»
    Mit wenigen Handbewegungen wies sie den Weg durch die geräumige Eingangsdiele. Italienische Fliesen am Boden, Palmen, Spiegel. Rostrote Wände. Dann ein riesiger Wohnraum, dessen Fenster den Blick auf die Bäume des Englischen Gartens freigaben. Wie eine schwarze Wand standen sie vor dem inzwischen dunkelroten Himmel.
    «Bitte! Nehmen Sie doch Platz!» Die blassen Hände wiesen auf ein tiefes blaues Sofa. Als Laura sich setzte, fiel ihr Blick auf ein zweites Spielzeugauto. Seltsamerweise lag es ebenfalls auf der Seite, halb unter dem massiven Couchtisch verborgen. Laura beugte sich vor und hob es auf.
    «Sie haben Kinder?», fragte sie, das kleine Auto auf der flachen Hand haltend.
    Die Ärztin nickte, ließ sich auf der breiten Lehne eines Sessels nieder, blickte suchend umher. «Sie sind in dem Alter, wo sie dauernd irgendwas herumliegen lassen. Wenn man auf so ein Auto tritt, kann man ziemlich übel stürzen.»
    «Wie alt sind Ihre Kinder?»
    «Fünf und drei. Zwei Jungs.»
    «Meine Freundin hat sich zwei Bänder gerissen, als sie auf dem Auto ihres kleinen Sohnes ausrutschte. Sie ging beinahe ein halbes Jahr auf Krücken», sagte Laura.
    Baumann warf ihr einen erstaunten Seitenblick zu. Seine Vorgesetzte neigte nicht zur Geschwätzigkeit, deshalb fragte er sich, was sie mit dieser Geschichte bezweckte.
    «Ja, so ein Bänderriss ist oft langwierig. Ich könnte mir so etwas nicht leisten. Wer sollte meine Praxis weiterführen …»
    Laura nickte verständnisvoll.
    «… deshalb erziehe ich unsere Au-pairs von Anfang an dazu, niemals Spielzeug herumliegen zu lassen. Tagsüber können die Kinder gern überall herumtoben, aber wenn mein Mann und ich nach Hause kommen, muss alles in Ordnung sein!» Die blassen Hände machten mit einer Bewegung unmissverständlich klar, dass es so zu sein hatte. Baumann und Laura starrten auf diese Hände, deren Fingerspitzen rosig waren. Renata Denner bemerkte es nicht, denn ihre Augen suchten noch immer den Boden nach möglichen Spielzeugfallen ab.
    «Heute Abend ist es anders. Ich bin erst vor einer halben Stunde nach Hause gekommen. Valeria ist noch immer nicht da. Ich begreife das nicht. Bisher war sie recht zuverlässig, wir hatten gar keine Probleme mit ihr. Nur ein einziges Mal …»
    «Was ist da passiert?», fragte Kommissar Baumann.
    Jetzt wandte sich die Ärztin ihm zu, irgendwie nervös, peinlich berührt. Sie schnitt eine Grimasse, die offensichtlich ihre Worte harmlos erscheinen lassen sollte. «Ach nichts! Das ist mir nur so herausgerutscht.» Sie strich eine Haarsträhne zurück, die sich plötzlich gelöst hatte.
    «Ist dieser Vorfall ein Geheimnis?», fragte Laura.
    «Nein, nein, durchaus nicht. Oh, da kommt mein Mann. Er ist heute etwas früher zurück, wegen Valeria und all dieser Ungewissheit.»
    In der Vorhalle fiel die Tür ins Schloss, Renata Denner entschuldigte sich, ging ihrem Mann entgegen. Laura aber fragte sich, warum die Ärztin noch immer nicht gefragt hatte, was mit Valeria geschehen sei. Nach der ersten, eher rhetorischen Frage hatte sie sich überallhin leiten lassen. Laura sah ihren Kollegen an. Der zog beide Augenbrauen hoch, Laura nickte.
    «Genau das», sagte sie leise. «Bin gespannt auf diesen Ehemann!»
    Als sie sich zur Eingangshalle wandte, war er schon da, ruckte an seiner Krawatte, während er auf das blaue Sofa zuging. Er war mittelgroß, hatte im Gegensatz zu seiner Frau welliges hellbraunes Haar, und sein Gesicht war grob geschnitten mit ledriger Haut, die offensichtlich zu häufig der Sonne ausgesetzt war. Trotzdem sah er ziemlich gut aus – sehr männlich zumindest, fand Laura.
    «Entschuldigen Sie», sagte er. «Ich bin ganz überrascht, die Polizei in meinem Haus zu finden. Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Mein Name ist Denner, Dr.   Christoph Denner.»
    Und Laura fragte sich, warum er sich entschuldigte, warum er so überrascht tat und warum auch er nicht nach Valeria fragte. «Eigentlich sind wir hier, um Ihre Vermisstenanzeige zu bearbeiten», entgegnete Laura.
    «Vermisstenanzeige?» Er runzelte die Stirn.
    «Ich habe eine aufgegeben, weil Valeria auch am Nachmittag nicht aufgetaucht ist», warf Renata Denner ein.
    «Ach so», murmelte er. «Verzeihen Sie, ich wusste das nicht. Komme gerade aus der Praxis!»
    «Hat Ihre Frau denn nichts davon gesagt, dass sie eine Vermisstenmeldung gemacht hat? Sie sind doch deshalb früher nach Hause gekommen, weil Ihr Au-pair-Mädchen
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